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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unwillkürlich über den |331| Bauch streichelte. »Ich kann euch unmöglich im Stich lassen. Und was soll schon passieren? Ich muß keine Kletterpartien absolvieren
     und habe mehr Bodyguards als die Bundeskanzlerin. Wir ziehen das gemeinsam durch. Ich möchte dich nur bitten, meine Schwangerschaft
     zunächst noch geheimzuhalten.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Regine war anzusehen, wie sehr sie Sarahs Standfestigkeit rührte. Die Chefin von Sankt
     Magdalena, die eigentlich mit allen Wassern gewaschen war, kämpfte mit den Tränen, als sie Sarah in einer spontanen Geste
     tiefer Freundschaft umarmte.

|332| 38.
Ende März 2007 – Rom – Heilige Mutter
    Von weitem konnte Sarah einige Journalisten und zwei Pressefotografen ausmachen, während sie zusammen mit Regine und fünf
     weiteren Ordensfrauen im strömenden Regen am Flughafen Köln/Bonn aus einem Kleinbus ausstieg. In ihrem Businessoutfit erweckten
     die Frauen nicht unbedingt den Anschein, zu einem katholischen Beginenorden zu gehören. Gemeinsam mit Rolf und Volker, die
     es sich nicht hatten nehmen lassen, die Ordensfrauen nach Rom zu begleiten, begaben sie sich zu einer überdachten Vorhalle.
     In ihrem Schlepptau befanden sich zwei martialisch wirkende Bodyguards in schwarzen Trenchcoats.
    »Frau von Brest, was sind Ihre eigentlichen Ziele?« wollte einer der wartenden Reporter noch vor Eintritt in die hellerleuchtete
     Abflughalle wissen. »Wollen Sie den Vatikan in seinen Grundfesten erschüttern?« fragte er weiter, während Regine seufzend
     stehenblieb und ihn anschaute.
    »Wir haben gestern eine offizielle Presseverlautbarung über unsere Absichten und Ziele herausgegeben«, erwiderte sie freundlich.
     »Lassen Sie sich überraschen! Ich verspreche Ihnen, wir werden nicht ohne Ergebnis aus Rom zurückkehren. Wir sind alle ein
     Abbild Gottes, Frauen ebenso wie Männer. Nirgendwo in der Bibel steht geschrieben, daß es nur einen Heiligen Vater geben darf.
     Wir können uns an der Führungsspitze des Vatikans ebensogut eine Heilige Mutter vorstellen. Die bestehenden Verhältnisse,
     die den Ausschluß der Frauen von entscheidenden Ämtern in der römisch-katholischen Kirche verlangen, verletzen in eklatanter
     Weise die Würde des Menschen und sind nicht länger hinnehmbar.«
    Der Journalist wollte noch weitere Fragen stellen, doch Regine winkte ab.
    |333| »Schauen Sie sich unsere Internetseite an«, bemerkte sie höflich lächelnd. »Dort finden sie alle Informationen zu unserer
     Arbeit. Zusammen mit anderen internationalen Gremien kämpfen und beten wir nunmehr seit mehr als zwanzig Jahren für die gleichberechtigte
     Anerkennung der Frau in der römisch-katholischen Kirche. Ich denke, die Zeit ist nun reif. Es muß sich endlich etwas ändern.
     So, meine Herren, wir müssen gehen. Vielen Dank.«
    Ein Blitzlichtgewitter setzte ein, als Regine und ihre Gefolgschaft, abgeschirmt von den eigenen und zwei weiteren Sicherheitskräften
     des Flughafens, durch einen speziellen VIP-Abfertigungsschalter zu einer Privatmaschine geleitet wurden.
    Der kleine Learjet, den die Ordenschefin gechartert hatte, war neben der vierköpfigen Crew mit elf Passagieren voll besetzt.
     In den nächsten Tagen würden weitere Delegationen, für die man eigens eine große Maschine gebucht hatte, eine Pilgerreise
     der ganz besonderen Art antreten. Die geplante Kundgebung sollte in einem anschließenden Protestmarsch bis vor den Petersplatz
     führen, wo man Sarah, nachdem sie die neuesten Erkenntnisse über die Apostelin Mirjam von Taricheae vorgebracht hatte, zur
     symbolischen Gegenpäpstin ausrufen wollte. Eine absolute Provokation für den Vatikan! Schließlich befand man sich mitten in
     der Fastenzeit, und nur zwei Wochen später würde auf dem Petersplatz die Ostermesse zelebriert werden. Doch darauf wollten
     Regine und ihre Mitstreiterinnen keine Rücksicht mehr nehmen.
    Sarah trug unter ihrem schwarzen Trenchcoat einen anthrazitfarbenen Hosenanzug, der sie noch bleicher erscheinen ließ, als
     sie es ohnehin schon war. Ihre Schwangerschaft hatte sich nach einer ärztlichen Untersuchung bestätigt, doch niemand außer
     Regine wußte darum. In der fünften Woche konnte man ihr auch noch nichts ansehen.
    Trotz der Euphorie, die allenthalben herrschte, befand sich Sarah geradezu in einer depressiven Stimmung. Ihre Enttäuschung |334| über Padrig vermochte sie kaum zu unterdrücken. Seit seiner E-Mail vor drei Wochen hatte er sich nicht mehr gemeldet.
    Der

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