Die Gegenpäpstin
versandt, um ihr einen Hinweis auf eins der gestohlenen Artefakte zu geben, das
nun allem Anschein nach bei einer weltweiten, verschlüsselten Auktion angeboten worden war. Offenbar vertraute sie diesem
Morgenstern, ansonsten hätte sie die Nachricht nicht an ihn weitergeleitet.
Der Inspektor sprach zum Glück ein einwandfreies Italienisch, und Padrig erklärte ihm in wenigen Worten, daß Sarah verschwunden
war.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich tun soll«, sagte Padrig so ruhig wie irgend möglich. »Was ist, wenn die Typen
von derselben Organisation kommen wie die Kerle in Deutschland?« Seine Stimme verriet die Panik, die er empfand. »Ich bitte
Sie, bei |342| allem, was mir heilig ist, schalten Sie nicht die italienische Polizei ein.«
»Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen, und bleiben Sie am besten, wo sie sind«, erwiderte Morgenstern mit Nachdruck in der
Stimme. »Ich hab da einen bösen Verdacht, der, wenn er sich bestätigen sollte, weit über das hinausgeht, was bisher geschehen
ist. Ich werde die Sache in die Hand nehmen und noch heute versuchen, einen Flug nach Rom zu bekommen. Besitzen Sie ein Mobiltelefon?«
»Nein«, antwortete Padrig zerknirscht. »Ich gehöre einem christlichen Orden an, der sich, was persönlichen Besitz betrifft,
auf das Allernötigste beschränkt. Mobiltelefone sind bei uns die Ausnahme.«
»Kein Problem«, gab sich Morgenstern einsichtig. »Ich melde mich bei Ihrer Zentrale und hinterlasse eine Nachricht für Sie,
sobald ich auf dem Flughafen angekommen bin. Dann sollten wir uns umgehend treffen. Ich benötige in jedem Fall Ihre Hilfe,
um die notwendigen Ermittlungen einzuleiten.«
Obwohl Padrig sich nicht vorstellen konnte, wie er dem israelischen Polizisten helfen sollte, stellte er seine Taschen zurück
in sein Zimmer und beschloß zunächst einmal, auf eigene Faust zu ermitteln. Ohne sich abzumelden, begab er sich auf direktem
Weg in den Vatikan. Als er das Büro seines Vorgesetzten stürmte, war der Erzbischof gerade zu Tisch, doch Padrig ließ sich
nicht beirren und eilte die zwei Stockwerke zu den Kammern des Staatssekretariats hinauf.
Margarita schaute verdutzt, als Padrig in das Vorzimmer seiner Exzellenz Baptiste Lucera stürmte. »Ist der Kardinal zugegen?«
»Er befindet sich zum Mittagessen mit anderen Angehörigen des Hauses in den Privatgemächern des Heiligen Vaters.« Ihr Blick
war einigermaßen ratlos, als sie Padrigs unzufriedene Miene registrierte. »Soll ich ihm etwas ausrichten, wenn er zurückkommt?«
|343| »Nein«, beschied Padrig und drehte sich auf dem Absatz um. Es ging um Sarahs und das Leben seines Kindes, daher nahm er all
seinen Mut zusammen und eilte geradewegs über den anliegenden kleinen Flur auf den Wohntrakt des Papstes zu. Die beiden Schweizer
Gardisten, die Tag und Nacht den Eingang zum Allerheiligsten bewachten, kreuzten jedoch sofort unmißverständlich ihre Hellebarden.
»Sind Sie angemeldet?« fragte einer der beiden eidgenössischen Soldaten, während der andere mißtrauisch Padrigs einfache Franziskanerkutte
beäugte.
Padrig schüttelte den Kopf. »Aber ich muß dringend Kardinal Lucera sprechen«, antwortete er atemlos. »Ich bin der Büroleiter
von Erzbischof Mendez. Es handelt sich um einen Notfall.«
Seine Miene wirkte allem Anschein nach derart verzweifelt, daß die beiden päpstlichen Wächter beschlossen, den Heiligen Vater
ausnahmsweise beim Mittagsmahl zu stören. Als Kardinal Lucera wenig später im Türrahmen erschien, setzte er eine erzürnte
Miene auf, vor allem als er sah, wer für die Störung verantwortlich war.
»Ich wähnte Sie auf dem Weg nach Bogotá«, erklärte Lucera mit schneidender Stimme.
Padrig wunderte sich, wie gut der Kardinal über sein Schicksal unterrichtet war. »Ich muß Sie sprechen«, sagte er knapp und
sah dem Kardinal geradewegs ins Gesicht. »Unter vier Augen. Es geht um Doktor Sarah Rosenthal.«
Baptiste Lucera sah sich wie ertappt nach allen Seiten um. »Nicht hier«, zischte er, und dabei kam er Padrig unangenehm nahe.
Mit einer unwirschen Geste forderte er den ungebetenen Störenfried auf, ihm in sein Arbeitszimmer zu folgen. Mit großen Schritten
hastete er anschließend den langen Gang entlang.
»Was wollen Sie?« Luceras Lider verengten sich drohend, als sie in seinem Büro angekommen waren, dabei verzichtete er darauf,
seinem unangekündigten Besucher einen Platz anzubieten.
|344| »Man hat Frau Doktor
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