Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Fernbedienung abgemüht hatte, fand sie endlich die richtige Taste, um beide Geräte gleichzeitig
     in Betrieb nehmen zu können. Noch bevor das Bild zu sehen war, ertönte eine bekannte Stimme. Für einen Moment schrak sie vor
     Erstaunen zurück. Es war unverkennbar Bergmans Stimme, und wenig später war sein Konterfei in überdimensionaler Größe zu erkennen.
     Unnatürlich bleich und mit wirrem Haar starrte er in die Kamera. Sein Blick wirkte so entrückt, als ob ihm jemand eine Droge
     verabreicht hätte.
    Die Bilder waren zweifelsohne in dieser oder einer ähnlichen Zelle aufgenommen worden. Der gleiche kahle Raum. Das gleiche
     ungemütliche Bett, die stählerne Dusche.
    »Liebe Sarah«, begann er stockend. »Wenn du diesen Film siehst, bin ich tot. Und dich haben sie ebenfalls erwischt. Mit dem
     Unterschied, daß du leben darfst, wenigstens solange, bis du deine Aufgabe erfüllt hast. Ich hatte dich gewarnt, und jetzt
     werde ich dafür den Tod eines Verräters sterben. Vielleicht habe ich es nicht anders verdient. Ich habe meine Seele verkauft.
     Lange bevor wir Mirjam von Taricheae und Jaakov von Nazareth gefunden haben. Und nun, da wir ihrer habhaft geworden sind,
     war meine Gier nach Ruhm und Geld zu groß. Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in all das mit hineinziehen. Auch Aarons
     Tod habe ich nicht gewollt. Aber selbst in unserer hochtechnisierten Welt scheint es unmöglich zu sein, sich biblischen Prophezeiungen
     zu widersetzen. Und es sind längst nicht immer die vermeintlich guten Jungs, die gewinnen. Es sind die Cleveren, die das düstere
     Schicksal anderer auf ihrer Seite haben und die skrupellos genug sind, diesen Vorteil zu nutzen.« Ein fatalistisches Lächeln
     huschte über sein Gesicht. »Vielleicht wird es dich trösten, wenn du erfährst, daß die Geburt eines neuen Messias bevorsteht,
     und du wirst seine Mutter sein.«
    Sarah schluckte. Mit einem Mal war ihr erneut übel, dabei überkam sie das Gefühl, daß der Boden unter ihr schwankte. Wie |350| konnte Yitzhak von dem Kind wissen, womöglich noch bevor es gezeugt worden war?
    »Der Mann, dessen Gastfreundschaft du nun zwangsläufig genießt«, fuhr der Professor mit rauher Stimme fort, »ist der vorerst
     letzte Hohepriester eines mehr als zweitausend Jahre alten Geheimbundes. Sie nennen sich die ›Söhne des Lichts‹. Die Legende
     besagt, daß ihr Anführer einst mit einer Nachfahrin aus dem Hause Zadoks den einzig wahren Messias zeugen wird. Dieser Messias
     wird dem letzten Papst und Antichristen auf den Thron folgen und das bestehende Chaos auf dieser Erde so lange mehren, bis
     das Ende der sichtbaren Welt gekommen ist und die dämonische Gottheit Belial die Herrschaft übernimmt. Dessen Krieger sind
     an einen zweitausend Jahre währenden Fluch Hannas’ II. gebunden. Ihre Seelen werden erst frei sein, wenn der neue Herrscher
     erscheint und die neue Zeit anbricht. Dies alles kann nur geschehen, wenn zugleich die Gebeine des Jaakov von Nazareth und
     der Mirjam von Taricheae aufgefunden, verbrannt und ihre Asche in alle vier Winde verstreut werden.«
    Mit aufgerissenen Augen starrte Sarah auf den Bildschirm. Während Yitzhak sich mit stockender Stimme verabschiedete, wurde
     er in Unterwäsche, an Händen und Fußgelenken gefesselt, einen Kälberstrick um den Hals, in einen rollenden Verschlag geführt,
     wie ein Schaf, das man zum Schlachthof fährt.
    Die nächste Einstellung zeigte ihn in einer Steinwüste, wo er sich halbnackt und unter gleißender Sonne offenbar sein eigenes
     Grab schaufeln mußte. Er bewegte sich wie ein zittriger Greis. Als er völlig erschöpft zusammengebrochen war, half ihm eine
     ganz in Schwarz vermummte männliche Gestalt auf die nackten, zerschundenen Füße, und eine andere, gleichfalls schwarzgekleidete
     Gestalt stülpte ihm eine härenes Hemd über. Dann stießen sie ihn gemeinsam mit fünf anderen Vermummten in die Grube. Der erste
     Stein traf Bergman am Kopf. Während er einen tierisch anmutenden Schrei ausstieß und vergeblich die Hände zum |351| Schutz hochriß, folgte der zweite. Aus allen Richtungen prasselten dann Steine auf ihn hernieder, so lange, bis er blutüberströmt
     in der Grube zusammensank. Dann wurde er von einer der Gestalten an den noch immer gefesselten Händen aus dem Loch herausgezogen,
     und gemeinsam warfen sie den völlig zerschmetterten Körper auf einen offenen Lieferwagen. Hier stoppte der Film.
    Sarah zitterte am ganzen Körper. Stumm begann sie zu

Weitere Kostenlose Bücher