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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Rosenthals Aufenthalt informiert zu sein. Sie haben sie observiert, da bin ich
     mir sicher.«
    »Was eindeutig dagegen spräche, daß Lucera seine Finger im Spiel hat«, bemerkte Mendez mit mehr oder weniger erleichterter
     Miene. »Als Frau Doktor Rosenthal von Israel nach Deutschland geflogen ist, wußte Lucera noch nichts von ihren Absichten,
     und auch die Aktivitäten des Frauenordens waren uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Allerdings konnte man in den letzten
     Tagen in vielen italienischen Zeitungen etwas über die Kundgebung der Feministinnen lesen. Für die wahren Gegner der Beginen
     von Sankt Magdalena wäre es ein leichtes, herauszufinden, in welchem Hotel die Damen abgestiegen sind. Vielleicht war es Zufall,
     daß man ausgerechnet Frau Doktor Rosenthal erwischt hat. Es hätte ebensogut Regine von Brest treffen können.« Mendez zuckte
     ratlos mit den Schultern. »Ich glaube, Sie tun unserem werten Kardinal mal wieder Unrecht, wenn Sie tatsächlich annehmen,
     er würde so weit gehen, an eine Entführung der Frauen zu denken.«
    Padrig sah seinen Vorgesetzten herausfordernd an. »Finden Sie es nicht merkwürdig, daß unsere Exzellenz so plötzlich Ruhe
     bewahrt, |347| obwohl die Frauen zwei Wochen vor Ostern mit nahezu hunderttausend Anhängern vor den Toren des Vatikans stehen werden, um
     für eine römisch-katholische Frauenordination zu protestieren und dazu noch eine symbolische Gegenpäpstin ausrufen wollen?
     Wozu meine Reise nach Deutschland, wenn die Sache auf einmal so harmlos erscheint?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich werde das Gefühl nicht los, daß er etwas weiß. Etwas, das Sie und ich nicht wissen.«
    »Was haben Sie vor?« Mendez sah ihn beinahe ängstlich an.
    »Ich treffe mich noch heute abend oder spätestens morgen früh mit einem Inspektor aus Haifa. Er hat sich in Israel mit dem
     Verschwinden der sterblichen Überreste von Maria Magdalena und Jakobus von Nazareth beschäftigt. Und er hat auch die Entführung
     des Archäologieprofessors untersucht. Offenbar hat er eine Vermutung, wer hinter alldem stecken könnte.«
    »Und wie kann ich Ihnen dabei helfen?« Mendez richtete sich ein wenig umständlich in seinem Sessel auf.
    »Indem Sie zu mir halten, mich nicht an Lucera verraten und auf disziplinarische Maßnahmen innerhalb des Ordens verzichten.
     Das würde mir zunächst genügen.«
    Mendez lächelte gutmütig. »Ich glaube, ich bin Ihnen ohnehin noch etwas schuldig. Bis die Angelegenheit aufgeklärt ist, werde
     ich für die Frau beten und für Sie, Padrig, daß sie beide heil aus der Sache herauskommen.«

|348| 40.
März 2007 – Mephisto
    Sarah fand sich in einem kahlen Zimmer ohne Fenster wieder. Ihr Kopf schmerzte wie nach einer durchzechten Nacht, und es dauerte
     einen Moment, bis sie begriff, daß dies kein Alptraum war, aus dem sie erwachte. Allem Anschein nach hatte man sie in ein
     fensterloses Verlies entführt. Im fahlen Schein des Neonlichts schaute sie an sich herunter. Bis auf den schwarzen Sport-BH
     und einen Slip hatte man ihr alles genommen. In Panik erhob sie sich von ihrem Lager und versuchte vergeblich die massive
     Stahltür zu öffnen, die ihr Gefängnis von annähernd zwanzig Quadratmetern verschlossen hielt. Das Blut pochte ihr bis zum
     Hals. Man hielt sie tatsächlich gefangen! Mit Ausnahme eines Flachbildschirms, der mit einem DVD-Recorder am Ende des Raumes
     auf einem niedrigen Podest stand, befanden sich in dieser Zelle nur ein Bett und ein einfacher Tisch mit Stuhl. Dazu war in
     eine Ecke eine schmucklose Toilette sowie eine Dusche eingebaut worden. Alles aus glattem Stahl und für jedermann einsichtig.
     Unter der hohen Decke befand sich eine schwenkbare Kamera, die mit einer leichten Verzögerung jede ihrer Bewegungen verfolgte.
     Auf dem Bett lagen neben einer braunen Wolldecke ein weiß bezogenes Schaumstoffkissen und zwei kleine Handtücher. Der Boden
     bestand aus glattem, anthrazitfarbenem Kunststoff und wurde, ihrem Gefühl nach zu urteilen, sparsam beheizt.
    Sie überlegte sich, ob es klug wäre zu schreien oder ob sie die Zelle einfach unter Wasser setzen sollte. Dann jedoch besann
     sie sich. Sie mußte überlegt handeln, nicht nur ihr Leben, auch das ihres Kindes stand auf dem Spiel.
    Ihr Blick fiel auf den großen Flachbildschirm und auf den DVD-Player. Wer auch immer die Sachen hier hereingestellt hatte,
     wollte augenscheinlich, daß sie benutzt wurden. Nachdem |349| Sarah sich zunächst erfolglos mit der

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