Die Gegenpäpstin
Rosenthal entführt und bedroht sie nun in einem anonymen Bekennerschreiben mit dem Tod«, bemerkte Padrig
so ruhig wie möglich. »Ich muß wissen, ob Sie in die Sache involviert sind. Wenn ja, pfeifen Sie Ihre Kettenhunde sofort zurück!
Wen auch immer Sie mit dieser Aufgabe betraut haben, ich werde es herausfinden! Andernfalls werden Sie ihr Foto morgen auf
der Titelseite des ›Corriere della Sera‹ zu sehen bekommen!«
»Was fällt Ihnen ein!« erwiderte Lucera gefährlich leise. »Verschwinden Sie! Sofort!«
Padrig richtete sich zu voller Größe auf. »Ich gehe nicht eher hier weg, bis Sie mir eine ehrliche Antwort gegeben haben!«
»Schweizer!« brüllte Lucera mit donnernder Stimme. Zwei Sekunden später stand die Leibgarde des Papstes im Zimmer.
»Geleiten Sie Pater McFadden unverzüglich nach draußen«, sagte er kühl zu den erstaunten Unteroffizieren. »Und sorgen Sie
dafür, daß von jetzt an jede weitere Störung unterbleibt!«
Padrig warf einen Blick in die Gesichter der verunsicherten Männer. Diese Schlacht hatte er verloren, aber deshalb gab er
sich noch lange nicht geschlagen.
Die beiden Schweizer Gardisten hielten Padrig an den Ellbogen gepackt, während sie ihn – seiner störrischen Haltung zum Trotz
– die breite Treppe hinabbegleiteten. Im Erdgeschoß angekommen, schoben sie ihn wie einen Randalierer vor die Eingangstür.
Daß sie ihre Arbeit gründlich verrichteten, konnte Padrig daran festmachen, daß sie ihm nicht von der Seite wichen, selbst
als die Pforte schon in Sicht war.
Auf halbem Weg zum Hauptportal eilte ihnen Erzbischof Mendez entgegen.
Der Erzbischof blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Bruder Padrig? Was machen Sie noch hier? Ich dachte, Sie sitzen längst
im Flugzeug.« Erstaunt registrierte er Padrigs ungewöhnliche Begleitung. »Und was soll diese Eskorte?«
|345| Die Schweizer erwiderten den verstörten Blick des Bischofs mit fragender Miene.
»Lucera hat mich hinausgeworfen«, bemerkte Padrig lakonisch. »Allem Anschein nach befürchtet er, meine Anwesenheit könnte
seine ohnehin nicht mehr so ganz weiße Weste beschmutzen.«
»Mein lieber Pater, was reden Sie da?« Mendez nickte den beiden Gardisten mit einem freundlichen Lächeln zu. »Hier kann es
sich nur um ein Mißverständnis handeln. Lassen Sie es gut sein! Sie können auf Ihre Posten zurückkehren. Ich übernehme die
Verantwortung für Pater McFadden.«
Padrig folgte Mendez in dessen Büro, während der Erzbischof vorauseilte und sich stetig umschaute, ob die Gardisten sich nicht
doch eines Besseren besannen und kehrtmachten.
»Also?« Mendez ließ sich schwer atmend in seinem Sessel nieder und wies Padrig mit einer flüchtigen Geste einen Platz vor
seinem Schreibtisch zu. »Können Sie mir nun vielleicht erklären, was das alles zu bedeuten hat?«
Padrig seufzte, dann berichtete er in knappen Worten, was vorgefallen war. Er hielt auch nicht damit zurück, daß er Lucera
verdächtigt hatte, an der Entführung Sarahs irgendwie beteiligt zu sein.
»Sind Sie von allen Heiligen verlassen?« Mendez schüttelte voller Unverständnis den Kopf. »Selbst wenn er mit dem Teufel persönlich
im Bunde wäre, denken Sie ernsthaft, er würde es Ihnen gegenüber zugeben?«
»Nein«, erwiderte Padrig leise. Zerknirscht mußte er einsehen, einen Fehler gemacht zu haben.
»Weiß man, wer diesen Bekennerbrief geschrieben hat?« Mendez sah ihn mit aufrichtigem Interesse an.
»Nein, das Schreiben war anonym. Wie Sie meinem Bericht entnehmen konnten, hat man bereits in Deutschland mehrfach versucht,
Frau Doktor Rosenthal zu entführen. Ihr selbst ist in diesem Zusammenhang ein merkwürdiges Zeichen aufgefallen. |346| Ein Pentagramm mit einem Widderkopf auf einem goldenen Siegelring, den beide Verfolger trugen. Dieses Zeichen hat sie zum
ersten Mal gesehen, als sie von einem Unbekannten auf dem Flug von Israel nach Deutschland angesprochen wurde. Später haben
die Mörder der Haushälterin von Regine von Brest ein ähnliches Zeichen mit Tierblut an die Küchenwand geschmiert.«
»Das hört sich nach Satanistensekte an«, erklärte Mendez ungerührt. »Es könnten irgendwelche Spinner sein. Wir bekommen jeden
Tag Post von solchen Verrückten. Vielleicht ist es auch nur ein Einzeltäter?«
»Es müssen mehrere sein, und sie müssen über finanzielle Mittel und eine Organisation verfügen, ansonsten wäre es ihnen nicht
möglich gewesen, so genau über Frau Doktor
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