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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vor?« Sarah beobachtete mit Schrecken, wie er in die Knie ging und nach der rechten Hand des Ohnmächtigen griff.
     »Du willst ihm doch wohl nicht …«
    »Wie sollen wir sonst hier herauskommen?« unterbrach er sie. »Den Kerl können wir auf keinen Fall mitnehmen! Er ist viel zu
     schwer.«
    »Bei Moses, ich werde verrückt, du tust es wirklich!« Sarah kniff die Lider zusammen und drehte den Kopf weg, während |403| Padrig die Schneide des Messers an den rechten Daumen des Mannes setzte.
    »Der Herrgott verzeihe mir meine Sünden«, flüsterte er lautlos, bevor er zur Tat schritt. Es wurde eine ziemlich blutige Angelegenheit,
     auch wenn er für den Scanner nur das letzte Glied des Fingers benötigte. Der Mann stöhnte auf, kam aber nicht zu Bewußtsein.
     Padrig verknotete ein sauberes Stofftaschentuch, das er immer bei sich trug, über der Wunde und wandte sich dann der gegenüberliegenden
     Tür zu, die allem Anschein nach nicht gesichert war, und stieß sie auf. Es handelte sich um ein kleines Lager mit Decken,
     Laken, Papiertüchern und Putzzeug. Rasch zog er den Bewußtlosen in die Kammer hinein und wischte mit einem Lappen, der neben
     der Tür gelegen hatte, die Blutspur auf.
    »Jetzt aber nichts wie weg«, sagte er und ging vorsichtig voran, wobei er in der rechten Hand die Pistole hielt und in der
     linken den abgetrennten Daumen, den er in ein Papiertuch gewickelt hatte.
    »Ich wußte gar nicht, daß du souverän mit einer Desert Eagle umgehen kannst«, bemerkte Sarah leise, als sie Padrig in den
     nächsten, quer verlaufenden Gang folgte.
    Padrig drehte sich um und lächelte schwach. »Ich wußte es schon, aber ich wollte es nicht wahrhaben, als Morgenstern mir das
     Ding in die Hand gedrückt hat.«
    Er blieb stehen und lauschte einen Moment. Alles war ruhig. Anscheinend hatte noch niemand bemerkt, daß Sarah die Zelle verlassen
     hatte. Dann gab er Sarah die Pistole und zückte sein Mobiltelefon. »Ich hoffe, Morgenstern ist noch da. Eigentlich sollten
     wir hier nur Wäsche abholen.«
    Er versuchte über Funk Kontakt aufzunehmen. Keine Reaktion. Dann tippte er die Nummer des Inspektors ein. Eine Verbindung
     konnte nicht hergestellt werden. Anscheinend befanden sie sich zu tief unter der Erde. »Kein Netz, verdammt.« Wütend steckte
     er das Telefon zurück in die Hosentasche.
    |404| Er mußte unbedingt den Weg zurück zur Wäschekammer finden. Er war nun schon viel zu lange hier unten. Morgenstern, wenn er
     denn noch da war, würde sich verdächtig machen.
    »Wo sind wir hier eigentlich?« fragte Sarah.
    »Wir befinden uns im Castello di Nero unweit von Rom«, antwortete Padrig, während er für einen Moment Sarahs Blick suchte.
     »Der Eigentümer dieses wunderbaren Anwesens, Angelo Nero, ist offensichtlich ein gefährlicher Spinner, der sich einer mehr
     als zweitausend Jahre alten, finsteren Tradition verpflichtet fühlt.«
    »Er hat den Professor steinigen lassen«, erklärte Sarah mit erstickter Stimme. »Sie haben in meiner Zelle einen DVD-Player
     aufgestellt. Sie haben gefilmt, wie Bergman gestorben ist. Es war furchtbar.«
    Schweigend gingen sie weiter. Wenn Padrig ehrlich war, mußte er sich eingestehen, daß er die Orientierung verloren hatte.
     An der nächsten Barriere kam zum ersten Mal der Daumen zum Einsatz. Sarah schaute angeekelt weg, als Padrig das Fingerglied
     über den Scanner schob, aber es funktionierte. Die Tür öffnete sich. Offensichtlich jedoch waren sie nicht in einen weiteren
     Gang, der sie nach draußen führen würde, sondern in eine Kühlkammer geraten.
    »Sieht aus wie der Leichenkeller in Tel Hashomer«, bemerkte Sarah beinahe ehrfürchtig. Mit deutlichem Schaudern inspizierte
     sie die kahlen Wände, die in ein fahles grünes Licht getaucht waren.
    »Es ist ein Leichenkeller«, erwiderte Padrig lakonisch, als sie weiter in den langgezogenen Raum vordrangen. An einer Wand
     befanden sich zwei Reihen mit jeweils fünf großen Fächern.
    »Fragt sich nur, wozu Nero solch einen Leichenkeller braucht.« Argwöhnisch blickte er sich um.
    Sarah hielt inne. Wieder war sie kurz davor, sich übergeben zu müssen.
    |405| »Ich habe Bilder gesehen, nachdem man mich gynäkologisch untersucht hat«, fuhr sie mit versteinerter Miene fort. »Auf einem
     Handheld-Computer, den einer der Assistenten auf einem Tisch zurückgelassen hatte. Es waren Bilder, die ich sicherlich nicht
     hätte sehen sollen und die ich nie vergessen werde. Blutüberströmte Frauen, die nach einer

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