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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hatte man offenbar auf weitere Hindernisse wie auf der Mauerkrone eingelassene
     Glasscherben und Stacheldraht verzichtet. Padrig stürzte eine Regentonne um und half Sarah hinauf. Dann kletterte er selbst
     auf das Faß.
    »Spring!« rief er, als sie auf der Mauerkrone angelangt war, doch offenbar wollte sie auf ihn warten. Kopfschüttelnd verstaute
     er |410| seine Pistole im Gürtel und zog sich an den brüchigen Ziegeln hoch. Noch während er versuchte, ein Bein über die Mauerkrone
     zu legen, zischte ein Schuß. In einem Reflex packte er sich an den Oberschenkel, und einen Augenblick später gab der Stein
     nach, an dem er sich mit der anderen Hand festgeklammert hatte. Mit einem dumpfen Aufschrei stürzte er in hohe Brennesseln.
     Sofort war er umringt von schwarzen Gestalten, die stumm die Mündungen ihrer Maschinenpistolen auf ihn richteten.
    Sarah rief seinen Namen und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Benommen mußte Padrig mit ansehen, wie sie die Frau,
     die er liebte und beschützen wollte, von der Mauer herunterholten, ihr eine Waffe an den Kopf hielten und sie abführten, als
     wäre sie eine Delinquentin für den elektrischen Stuhl.
    Handschellen klickten, und dann sah Padrig in die schwarzen Augen eines Mannes, der Angelo Nero sein mußte.
    »Durchsucht ihn!« befahl Nero seinen Wachmännern.
    Einer der Wachleute griff Padrig in die Hosentasche und brachte seinen Ordensausweis zum Vorschein.
    »Sieh an«, murmelte Nero, als er den Ausweis betrachtete. »Da haben wir ja einen ganz besonderen Fisch gefangen. Belial meint
     es anscheinend gut mit uns. Ein Vertreter Jesu Christi, der noch dazu ganz oben auf unserer Abschußliste steht. Sicher wird
     dich niemand vermissen, nachdem du deinen Vorgesetzten im Vatikan so bitter enttäuscht hast. Wie kommt es eigentlich, daß
     du immer noch an dieser Frau interessiert bist? Hat sie dich am Ende daran erinnert, daß dein Gott dir einen Schwanz gab,
     als er deinesgleichen aus dem Paradies vertrieben hat?«
    Padrig biß die Zähne zusammen. Wäre er nicht verletzt gewesen, hätte er wahrscheinlich trotz der Wachleute versucht, sich
     auf Nero zu stürzen und ihm an die Gurgel zu gehen. Auf einen Wink ihres Oberhauptes zogen die Männer Padrig auf die Füße.
     Die Kugel hatte seinen rechten Oberschenkel gestreift. Er spürte ein starkes Brennen und wie ihm das Blut warm in die Schuhe
     lief. |411| Einer der Wachmänner hatte Padrigs Mobiltelefon in der Hand und übergab es nun an Nero, der augenscheinlich die zuletzt gewählte
     Nummer überprüfte. Während er Padrig mit einem triumphierenden Lächeln anschaute, lauschte er wartend, ob sich jemand meldetet,
     doch zu Padrigs Erleichterung nahm niemand ab. Allem Anschein hatte Morgenstern entkommen können und war klug genug, das Telefonat
     nicht anzunehmen.
    »Was ist das?« Der Kerl, der Padrig weiter durchsuchte, hielt den eingewickelten Daumen in die Höhe, und als er den unbekannten
     Gegenstand näher betrachtete, ließ er ihn angeekelt zu Boden fallen.
    Nero bückte sich rasch und hob den abgeschnittenen Daumen auf. Anscheinend hatte er früher als sein Wachmann erkannt, was
     Padrig da bei sich getragen hatte und warum. Ohne ein Anzeichen von Ekel betrachtete er das abgeschnittene Fingerglied von
     allen Seiten.
    »Ich dachte immer, Ordensbrüder deines Kalibers seien nicht fähig, Gewalt anzuwenden«, bemerkte er süffisant. »So kann man
     sich irren. Wie man mir erst vor kurzem zugetragen hat, hast du in Deutschland den Tod von zwei meiner Männer verschuldet.
     Du scheinst ein notorischer Unruhestifter zu sein. Noch heute nacht werde ich dir Gelegenheit geben, Buße zu tun.«

|412| 46.
März 2007 – Schwarze Engel
    Sarah wand und wehrte sich, so gut sie konnte, und ihre gellende Schreie hallten von den Wänden wider wie ein grausames Echo.
     Ihr Herz raste, und die Angst um Padrig stieg ins Grenzenlose. Fünf Männer umzingelten sie wie einen frisch gefangenen Fisch,
     der jeden Moment ins Wasser zurückzuhüpfen drohte.
    »Holt den Arzt, ihr verdammten Idioten, damit er ihr eine Spritze verpaßt«, schrie einer ihrer Peiniger. Zusammen mit einem
     zweiten Mann versuchte er sie mit aller Gewalt festzuhalten. »Sie benimmt sich wie ein wildgewordenes Tier«, keuchte er und
     begann auf sie einzuschlagen.
    »Denk dran, ihr darf nichts passieren!« rief ein anderer, der mit schußbereiter Waffe hinter ihr her marschierte.
    Sarah entwickelte immer mehr Kraft. Sie trat um sich und warf

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