Die Gegenpäpstin
daß Sarah sofort die IAA verständigen wollte und Sie der Meinung
waren, man könne sich damit noch Zeit lassen.«
»Ich weiß sehr wohl noch, was ich gesagt habe«, schoß Bergman zurück, während seine blauen Augen zornig aufblitzten. »Ich
habe Sarah telefonisch angewiesen, die IAA zu informieren. Wenn sie meinem Auftrag nicht nachkommt, ist das ein Dienstvergehen,
das eine Untersuchung nach sich ziehen muß.« In einer theatralischen Geste knallte er den Inkagott mit Wucht auf den Schreibtisch.
»Zak!« entfuhr es Sarah ungläubig. »Wie kannst du so etwas behaupten? Ich habe dich mehrmals darum gebeten, die erforderlichen
Formulare auszufüllen und dich auf den Distriktsarchäologen verwiesen, damit er Kenntnis erlangt und uns den Fall endgültig
überträgt.«
Doktor Schwartz schüttelte entrüstet den Kopf. »Ich entziehe Ihnen hiermit den Auftrag und werde die Artefakte und die aufgefundenen
Toten spätestens morgen nachmittag nach Jerusalem überführen lassen.«
»Das können Sie nicht machen!« rief Bergman leidenschaftlich, wobei er aufsprang und sich beinahe hilfesuchend dem Panoramafenster
zuwandte, das ihm einen großartigen Blick über die Bucht von Haifa bescherte. »Wenn unsere ersten Analysen stimmen«, fuhr
er erregt fort und wandte sich nun wieder Eli Schwartz zu, »handelt es sich um einen der bedeutendsten Funde seit Qumran und
Nag Hamadi.« Er stockte einen Moment und stützte sich wie erschöpft an der Kante seines Schreibtisches ab. Dann blickte er
wie ein Gejagter auf. »Denken Sie ernsthaft, Eli, |76| ich würde auf eine Veröffentlichung unter meinem Namen verzichten?«
Der Vertreter der IAA gab sich unbeeindruckt. Ihm war schon häufiger etwas von spektakulärer Wichtigkeit angeboten worden,
das sich hinterher als Fälschung herausgestellt hatte.
»Wissen Sie, Yitzhak«, begann Schwartz mit einer Selbstgefälligkeit, die jedem im Raum vermittelte,
wer
hier derjenige war, der das Sagen hatte, »Ihr Ruhm und Ihre Ehre interessieren mich nicht. Vielleicht wäre es etwas anderes,
wenn Sie mich von Anfang an mit ins Boot genommen hätten. Allerdings kann ich Ihnen schon jetzt versichern, daß kaum jemand
in unseren Reihen ein Interesse an einem ähnlichen Aufstand hat, wie ihn die Entdeckung des Jakobus-Ossariums vor ein paar
Jahren hervorrief. Viel Lärm um nichts, und für unsere orthodoxen Kollegen beinahe ein Politikum. Wenn es sich hier tatsächlich
um die Gebeine der Maria von Magdala und des Jakobus von Nazareth handeln sollte, werden wir mit äußerster Weitsicht entscheiden,
ob die Zeit überhaupt schon reif ist, diese Entdeckung zu veröffentlichen. Wir haben im Augenblick genug andere Probleme in
unserem Land. Neue Pilgerströme würden uns angesichts der prekären und hochsensiblen Sicherheitslage zu unserem Glück noch
fehlen.«
»Es ist mir ganz gleich, was Sie von einer Publikation halten«, mischte sich nun wieder Aaron ein, dem es ebensowenig wie
Bergman in den Kram paßte, daß er seine kostbaren Untersuchungsobjekte an eine andere Universität abtreten sollte. »Ich kann
es ebenfalls nicht zulassen, daß sie die Leichen woanders hinschaffen. Haben Sie eine Ahnung, wie viel Energie wir bereits
in diese Arbeit gesteckt haben? Wir können schließlich nichts dafür, wenn Professor Bergman seine Pflichten verletzt hat.
Zudem«, führte er in einem abgeklärten Tonfall hinzu, »hat die Sequenzierung der Mitochondrien-DNA ergeben, daß die weibliche
Mumie mit Frau Doktor Rosenthal in direkter Linie verwandt |77| ist. Das bedeutet ja wohl, daß Sarah mit entscheiden kann, was mit der weiblichen Leiche passiert.«
Schwartz starrte Aaron entgeistert an, und für einen Moment sah es so aus, als ob er in schallendes Gelächter ausbrechen wollte.
»Können Sie einen Beweis dafür erbringen?« fragte er dann erstaunlich ernst.
»Natürlich«, erwiderte Aaron. »Wie Sie vermutlich wissen, habe ich bereits mehrere Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet
publiziert, die ein breites Echo hervorgerufen haben. Wenn Sie uns die Mumie nehmen wollen, wird Sarah als Familienangehörige
auf ein unverzügliches Begräbnis bestehen, nicht wahr, Sarah?«
Sarah war zu verblüfft, um angemessen reagieren zu können, daher brachte sie lediglich ein mechanisches Nicken zustande.
»Ich lasse es auf eine juristische Auseinandersetzung ankommen«, entgegnete Schwartz unbeeindruckt. »Solange bis ein Gericht
alle Fakten überprüft und
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