Die Gegenpäpstin
einen Augenblick, während sie Jaakovs Hand suchte.
»Nur die Menschen, die das begriffen haben, werden wirklich Trost finden, solange sie auf dieser unvollkommenen Welt wandeln.«
|68| 7.
Januar 2007 – Totenwache
Am Shabbat zog Sarah sich in ihr Apartment zurück und widmete sich den kopierten Pergamenten. Das in den Aufzeichnungen verwandte
Altgriechisch war nicht ganz so leicht zu entschlüsseln, wie sie zunächst gedacht hatte. Immer noch grübelte sie über die
Bedeutung des ersten Absatzes, der ihr beinahe so geheimnisvoll erschien wie der Spruch, der sich oberhalb des Sarkophags
in der Grabkammer befunden hatte.
Gedankenverloren saß sie an ihrem Schreibtisch, als das Telefon schrillte. Draußen hatte es erneut zu regnen begonnen, und
sie überlegte einen Augenblick, ob sie den Anruf überhaupt entgegennehmen sollte.
»Hast du schon einen Blick in die Zeitung geworfen?« Es war Aaron, der seltsam nervös klang.
»Du kennst doch meinen Vater. Denkst du ernsthaft, er läßt sich am Shabbat eine Zeitung zustellen?«
»Vielleicht ist es diesmal ein Glücksfall«, meinte Aaron mit Ironie in der Stimme. »Sonst könnte er seine Tochter auf Seite
zwei, direkt neben der Anzeige für ein mongolisches Restaurant, bewundern. Du siehst auf dem Bild aus wie eine dieser Filmdiven,
die auf keinen Fall fotografiert werden wollen. Neben dem Foto steht: ›Ist es Archäologen der Universität Haifa gelungen,
einen historisch bedeutenden Fund zu machen, oder handelt es sich um eine Aktion des militärischen Geheimdienstes gegen einen
terroristischen Stützpunkt?‹ Das zweite Bild zeigt ein paar von Bergmans Sicherheitsleuten, die ihre Gewehre zu einer martialischen
Geste erheben.«
»Das hat mir gerade noch gefehlt. Weiß Bergman schon davon?«
»Keine Ahnung, aber wir sollten uns mit unseren Analysen beeilen. |69| Wenn die IAA davon Wind bekommt, sind wir unseren Auftrag los.«
»Bergman sagte, die IAA wisse Bescheid. Er hat ihnen angeblich versichert, daß wir noch ein paar Tage brauchen, um den Fund
einordnen zu können.«
»Stellt sich die Frage, was geschieht, wenn die erfahren, was an der Sache wirklich dranhängt.«
»Wie lange brauchst du, um die ersten Versuchsreihen abzuschließen?« fragte Sarah.
»Normalerweise ein bis zwei Wochen, aber ich will alles daransetzen, früher fertig zu sein.«
Drei Tage später war Rachel in heller Aufregung, als sie am Morgen in Sarahs Büro hastete. »Du sollst sofort zum Chef kommen.
Es geht um die IAA. Er will es dir persönlich sagen.«
Rolf Markert saß an ihrem Schreibtisch und blätterte in einem älteren Grabungsprotokoll, als Sarah sich äußerst angespannt
in Bermans Büro begab.
»Doktor Schwartz hat angerufen«, erklärte Bergman scheinbar emotionslos. »Er will uns morgen früh einen Besuch abstatten,
um sich im Namen der IAA über den Fortgang unserer Untersuchungen zu informieren.«
»Und?« Sarah wußte nicht, was sie von dieser Ankündigung halten sollte. »Werden wir unsere Arbeit abgeben müssen? Was ist,
wenn er erfährt, welche Brisanz unser Fund haben könnte, und sich fragt, warum wir ihn nicht früher informiert haben.«
»Keine Sorge«, erwiderte Bergman jovial lächelnd. »Ich habe mir bereits überlegt, wie ich ihm sein Informationsdefizit erklären
kann. Hauptsache, wir können alle bisherigem Untersuchungsergebnisse behalten und darüber hinaus bleibt uns genug Zeit, die
Pergamente auszuwerten. Du hast doch genügend Kopien angefertigt?«
Sarah nickte. »Alles auf meinem Rechner plus zwei CDs.«
|70| »Braves Mädchen. Und was ist mit Messkin? Wie weit ist er mit seiner Arbeit?«
Sarah antwortete nicht, sondern zückte demonstrativ ihr Mobiltelefon, um eine Verbindung zu Aaron herzustellen.
»Ich wollte dich auch gerade anrufen«, sagte Aaron und seufzte genervt. »Offenbar ist bei meinen Proben etwas schiefgelaufen.
Ich habe die mitochondriale DNA der mumifizierten Frau mehrmals sequenzieren lassen, und jedes Mal ergibt sich eine hundertprozentige
Übereinstimmung mit der Test-DNA in deiner Speichelprobe. Hinzu kommt, daß die Frau einen bisher unbekannten Haplotypen ihr
eigen nennt. Das alleine könnte schon auf einen Fehler oder eine Verunreinigung hinweisen. Allerdings stelle ich mir die Frage,
wie mir dieser Fehler zweimal unterlaufen konnte. Bei deiner DNA ist das gleiche Ergebnis herausgekommen.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Keine Ahnung, aber wenn wir wissen wollen, was
Weitere Kostenlose Bücher