Die Gegenpäpstin
dahintersteckt, müßtest du dich nochmals zu mir herunterbegeben und eine zweite
Probe abgeben.«
Nachdem Bergman in seiner ihm eigenen Selbstsicherheit verkündet hatte, daß er mit Eli Schwartz durchaus alleine fertig würde,
entließ er Sarah, damit sie sich den neuerlichen Tests unterziehen konnte.
Aaron bewahrte die Mumie der Frau und das Skelett in einem Schubfach in der Kühlkammer auf, die im Hause salopp nur »Eiscafé«
genannt wurde.
Sarah hätte zu gerne noch mal einen Blick auf den Leichnam der Frau geworfen, doch die Gefahr, den mumifizierten Körper mit
fremden DNA-Partikeln zu verunreinigen, erschien Aaron zu groß.
»Weißt du mittlerweile etwas mehr über sie?« fragte Sarah.
»Nach der 14 C-Datierung hat sie mindestens tausendneunhundert Jahre in dem Sarkophag verbracht«, erwiderte Aaron, während er sich in seinem
Schreibtischsessel zurücklehnte. »Nach |71| allem, was ich feststellen konnte, war sie zum Zeitpunkt ihres Todes etwa fünfzig Jahre alt und ist höchstwahrscheinlich nicht
an Altersschwäche gestorben.« Er begann in seinen Akten zu blättern. »Anhand der festgestellten Mikroben-DNA litt sie an einer
seltenen Form von Malaria Quartana. Ohne Antibiotika kann das eine Weile gutgehen. Wenn die Nieren zwischenzeitlich nicht
angegriffen werden, sogar bis zu zwanzig Jahren. Ich habe Gewebeproben entnommen, die ich noch eingehender untersuchen muß.«
»Du hast an ihr herumgeschnippelt?« Sarah konnte sich vorstellen, daß Aaron für seine Untersuchung Material brauchte. Trotzdem
lag in ihrer Stimme eine unterschwellige Entrüstung.
Aaron hob seine Hände wie zur Abwehr. »Ich habe ihr sogar einen Zahn gezogen«, stellte er ungerührt fest. »Wenn du einen vernünftigen
Befund haben willst, bleibt dir bei so alten Leichen gar nichts anderes übrig.«
»Aber doch sicher nicht einen ihrer Schneidezähne?«
»Ich kann dich beruhigen. Ich habe den letzten Molaren unten links entnommen. Vorher habe ich den Zahn mit UV-Licht bestrahlt.
Trotzdem gab es offenbar eine Verunreinigung.«
»Ich habe ihr definitiv nicht in den Mund geschaut«, wehrte sich Sarah.
»Deshalb verstehe ich auch nicht, was deine DNA in dem untersuchten Material zu suchen hat. Vielleicht ist es passiert, als
du dich über sie gebeugt hast.«
»Und was ist mit dem männlichen Skelett? Hat es genau so lange in der Höhle gelegen wie die Frau?«
Aaron lächelte wissend. »Es war tatsächlich ein Mann. Wir hatten also recht mit unserer Annahme. Und er war ziemlich groß
für sein Alter. Er ist auch nicht viel älter geworden als die Frau. Warum man ihn nicht ganz so prunkvoll bestattet hat, kann
ich nicht sagen. In jedem Fall ist er definitiv keines natürlichen Todes gestorben. Alles spricht dafür, daß man ihn gesteinigt
hat. Als wir ihn geborgen haben, konnten wir ein großes Loch in der |72| hinteren Schädelkalotte feststellen, eine Verletzung, die offenbar zum Tode geführt hat. Außerdem hatte er einige Rippenbrüche,
eine Jochbein- und eine Schlüsselbeinfraktur. Nach seinem Tod hat man seine Leiche wahrscheinlich in die Höhle geschleppt.«
Sarah schluckte vor Aufregung. »Woher weißt du das?«
»Wenn man ihn vor Ort umgebracht hätte, müßte es Spuren geben. Wir haben keinen einzigen Stein gefunden.«
»Dann könnte es also tatsächlich Jaakov von Nazareth sein«, sinnierte Sarah. »Ich meine mich zu erinnern, daß er, nach den
Schriften des Joseph ben Mathitjahu alias Flavius Josephus zu urteilen, auf Befehl des Hohepriesters Hannas’ II. gesteinigt
worden ist.«
»Bist du mit der Übersetzung der Pergamente schon weitergekommen?« Aaron sah sie fragend an, während er Sarah und sich selbst
ein Glas Wasser eingoß.
»Ja, ein wenig. Es scheint sich um eine Art Tagebuch zu handeln. Nur ist mir noch nicht klar, wer es geschrieben hat.«
»Das herauszufinden ist deine Sache«, erwiderte Aaron mit einem herausfordernden Lächeln. »Ich habe meine Mission fast erfüllt.«
Am nächsten Morgen, während Bergman Besuch von der IAA erhielt, wurde Sarah erneut in Aarons Labor beordert.
Unter Aarons Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab, als er Sarah zur Begrüßung einen Kuß auf die Wange drückte. Er hatte
die Nacht zum Tage gemacht, weil sein Ehrgeiz es nicht zulassen wollte, daß ihm ein so gravierender Fehler unterlaufen war,
der eine ganze Untersuchungsreihe in Frage stellte. Nun wurde eine weitere Speichelprobe erforderlich, da die zweite
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