Die Gegenpäpstin
sieht.«
»Wo bleibt unser verehrter Professor überhaupt?« warf Aaron ein, als er sich zu ihnen gesellte.
|84| »Soweit ich weiß«, antwortete Sarah, »ist er gestern abend nochmals nach Tel Aviv gefahren. Er wollte den Chef der IAA davon
überzeugen, daß wir das Projekt behalten dürfen.«
»Falls es ihm gelungen sein sollte«, bemerkte Rolf, »habt ihr die ganze Vorarbeit zum Transport umsonst geleistet.«
»Das wäre bei weitem das kleinere Übel«, stimmte Aaron ein. Er hatte die Leichenteile in mühevoller Kleinarbeit konserviert
und die beiden Toten in körperangepaßte Styroporboxen vakuumverpackt. Bei ihrem Transport in einem vollklimatisierten Spezialfahrzeug
zur Hebrew-Universität nach Jerusalem sollte möglichst jede Gefährdung des Fundes ausgeschlossen werden. In Jerusalem würde
man die beiden Leichname bis auf weiteres in gesicherten Kellerräumen lagern. Was dann mit ihnen geschah, stand in den Sternen.
Für zehn Uhr hatte sich eine Abordnung der IAA angekündigt, die den Transport zusammen mit den Wissenschaftlern nach Jerusalem
begleiten wollte.
Fünf Minuten vor Abfahrt erschien Bergman. Er grüßte kaum und widmete sich gleich den erforderlichen Unterlagen, die allesamt
noch zu unterzeichnen waren. Sarah schien er um Jahre gealtert zu sein. Wortlos beobachtete er, wie die Kisten mit den Toten
in den Spezialtransporter geschoben wurden. Danach wurde das restliche Material von dem unscheinbaren Lieferwagen aufgenommen,
der einem Geldtransporter glich und dessen Flügeltüren in gleicher Weise hermetisch verriegelt und verplombt wurden, nachdem
auch das letzte Artefakt seinen Platz gefunden hatte. Auf eine größere Wachmannschaft hatte man verzichtet, um keine Aufmerksamkeit
zu erregen.
Aaron entschloß sich spontan, Sarah in den Arm zu nehmen und an sich zu drücken, bevor er nach Bergman und dem Fahrer den
Transporter bestieg. Er wußte, daß sie noch unglücklicher war als alle anderen, die an der Entdeckung dieses sensationellen
Fundes beteiligt gewesen waren.
|85| Die vier Abgesandten der IAA folgten in einem dunkelblauen Mercedes dem Transporter, als der vom Gelände der Universität rollte.
»Lebt wohl«, sagte Sarah mehr zu sich selbst.
Rolf, der neben ihr stand, suchte vergeblich nach Worten des Trostes.
»Ich habe noch die Kopien der Pergamente«, bemerkte Sarah, als sie Rolf Markerts enttäuschtes Gesicht sah. »Was immer die
IAA mit unserem Fund vorhat, sie werden mich nicht daran hindern, mit meiner Übersetzung weiterzumachen.«
Am frühen Nachmittag stürmte Rachel aufgeregt in Sarahs Büro. »Ein Vertreter der IAA hat eben angerufen. Der Konvoi ist bei
Makkabim-Re’ut verunglückt. Niemand kann etwas Genaues sagen. Sie wollen, daß von uns jemand rausfährt und vor Ort Rede und
Antwort steht!«
»Makkabim-Re’ut?« rief Sarah entsetzt. »Was ist mit Aaron?« Aufgeregt sprang sie auf. »Ist mit ihm alles in Ordnung?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Rachel, die nun den Tränen nahe war. »Aber es hat wohl Tote gegeben. Sie wissen nicht,
ob es ein Überfall war oder ein Raketenangriff oder ob die Fahrzeuge aus irgendeinem Grund von der Straße abgekommen sind.
Du mußt sofort hinfahren! Hoffentlich ist dem Professor nichts passiert. Wir müssen seine Familie verständigen!«
Sarah überlegte nicht lange. Sie nahm ihren Rucksack und den Wagenschlüssel. Dann lief sie zu Markert, der mittlerweile sein
eigenes Büro hatte. Sie war dankbar, daß er sich ohne Umschweife entschloß, sie zu begleiten.
»Wenn Aaron nichts passiert wäre, hätte er mich längst angerufen«, mutmaßte sie voller Sorge, während sie mit ihrem Wagen
Richtung Tel Aviv raste.
»Mach dir keine Sorgen«, versuchte Rolf sie zu beruhigen. »Vielleicht ist Aarons Mobiltelefon defekt, oder vielleicht hat
er |86| auch nur einfach anderes im Sinn, als dir unnötige Sorgen zu bereiten.«
Sarahs Unruhe blieb. Unterwegs schrillte erneut ihr Mobiltelefon. Rachel war am Apparat, um ihr die Entwicklungen mitzuteilen.
»Aaron ist im Krankenhaus«, wußte sie zu berichten. »Man hat ihn ins Chaim Sheba Medical Center nach Tel Hashomer gebracht.«
»Mein Gott, was ist mit ihm?« Sarah konnte sich kaum auf die Straße konzentrieren.
»Er lebt«, sagte Rachel am anderen Ende der Leitung. »Mehr weiß ich auch nicht.«
»Und was ist mit Yitzhak?«
»Der Professor ist spurlos verschwunden. Niemand hat ihn nach dem Unfall gesehen. Die Polizei ist vor Ort.
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