Die Gegenpäpstin
die aus dem Wohnzimmer drangen.
Leah schüttelte in übertriebener Besorgnis den Kopf. »Wir haben die Polizei im Haus. Es ist eingebrochen worden.«
»Eingebrochen? Hat man etwas gestohlen?« Sarah betrachtete Leah mit einer gewissen Ungläubigkeit. Sicher, ihr Vater war kein
armer Mann, aber das meiste, was er besaß, hatte lediglich einen ideellen Wert.
Leah seufzte und schob Sarah in Richtung Wohnzimmer, wo sich ihr Vater und zwei Polizisten befanden. »Es muß heute am späten
Nachmittag geschehen sein«, erklärte sie. »Ich war einkaufen, und dein Vater hielt sich in der Synagoge auf. Sie sind über
die Terrassentür gekommen, doch anscheinend waren die Einbrecher nur an deiner Wohnung interessiert. Sie haben alles durchwühlt. |99| Ich verstehe ja nicht viel davon, aber soweit wir beurteilen können, hatten sie es auf deinen PC und deine CDs abgesehen.«
Sarah hatte das Gefühl, als hätte man ihr einen Schlag versetzt. Panik durchflutete sie. Ohne Rücksicht auf die wartenden
Polizisten stürmte sie in ihre Wohnung, um sie in Augenschein zu nehmen.
Mit einem raschen Blick inspizierte Sarah ihr kleines Apartment und stellte fest, daß ihr privater Laptop fehlte. Sämtliche
Schubladen ihres Schreibtisches waren durchwühlt worden, und ihre komplette CD-Sammlung hatte man anscheinend auch mitgenommen.
Zum Glück war sie einer Eingebung gefolgt und hatte die Kopien der Pergamente lediglich in ihrem Büro und auf dem dienstlichen
Laptop aufbewahrt.
Ihr Vater empfing sie wenig später distanziert, obwohl er nichts dagegen hatte, daß Sarah ihm in Gegenwart von zwei Polizisten
einen Kuß auf die Wange drückte.
»Das ist Inspektor Raul Morgenstern«, stellte er ihr einen älteren Mann mit kurzen, grauen Haaren vor, der ihr die Hand reichte.
»Er ist ein Freund. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Er hat uns öfter besucht, als du noch ein Kind warst. Raul möchte
dir ein paar Fragen stellen.«.
»Sie haben sich sehr verändert«, sagte Inspektor Morgenstern lächelnd, ohne seinen jüngeren Kollegen vorzustellen. »Als ich
Sie das letzte Mal gesehen habe, gingen Sie noch in den Kindergarten, und ich war ein junger Kadett an der Militärakademie.«
»Wir sind also beide älter geworden«, entgegnete Sarah mit einer gewissen Ironie in der Stimme und stellte ihren Rucksack
ab. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn wir uns setzten?« Ihre Stimme verriet Erschöpfung.
»Nein, absolut nicht«, entgegnete Morgenstern. Sein Lächeln erlosch, dafür betrachtete er Sarah nun argwöhnisch.
Leah brachte eine Kanne mit Tee herein und selbstgebackene Kekse, die sie ihnen hinstellte.
|100| »Warum könnten es die Einbrecher auf Ihren Laptop abgesehen haben?« fragte Morgenstern ernst.
Sarah setzte sich und fuhr sich nervös mit den Händen durch die Locken. »Wir hatten heute ein Problem in der Uni«, begann
sie leise, wobei sie die beiden Polizisten abwechselnd anschaute. »Vielleicht haben Sie davon gehört. Es hat einen Unfall
gegeben. Einer meiner Kollegen liegt in Tel Hashomer auf der Intensivstation, und mein Chef, Yitzhak Bergman, wurde offenbar
entführt.«
»Um Himmels willen!« entfuhr es Leah, die in der Tür stehengeblieben war. Sarahs Vater sagte nichts, er richtete sich lediglich
in seinem Lehnstuhl auf. Ihn konnte so schnell nichts aus der Ruhe bringen.
»Ja, ich habe von diesem Vorfall gehört«, erwiderte Morgenstern. »Nur sehe ich noch keinen Zusammenhang. Vielleicht erzählen
Sie uns zuerst, an welchem Projekt Sie zuletzt gearbeitet haben.«
Zögernd erzählte Sarah von den Funden in der Höhle. Dabei verschwieg sie jedoch geflissentlich, um wen es sich bei den Toten
aller Wahrscheinlichkeit nach handelte. Dann berichtete sie, daß die IAA alle weiteren Ermittlungen zu der Grabung an sich
gezogen hatte.
»Haben Sie irgend etwas von Ihrer Arbeit in Ihrer Wohnung aufbewahrt?« wollte Morgenstern wissen.
»Nein.« Sarah schüttelte den Kopf. »Ich bringe mir zwar manchmal Arbeit mit nach Hause, aber ich bewahre hier nichts auf.
Es würde auch gegen unsere Vorschriften verstoßen.«
Der Polizist nickte bedächtig. »Es ist schon spät. Ich schlage vor, wir kommen morgen früh zurück, zusammen mit einem Team
von Spezialisten, um ihre Wohnung auf Fingerabdrücke und weitere Spuren zu untersuchen.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Würden
Sie so nett sein und heute nacht auf der Couch schlafen? Damit am Tatort alles möglichst unberührt
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