Die Gegenpäpstin
einen Leihwagen zur Verfügung zu stellen.
Ein Mitarbeiter der Reparaturwerkstatt brachte ihr einen nagelneuen silbernen BMW.
»Geben Sie nicht zuviel Gas«, riet ihr der Mechaniker mit einem Schmunzeln. »Der Wagen beschleunigt in sechs Sekunden von
null auf hundert.«
Sarah bedankte sich rasch und vereinbarte einen Termin in den Nachmittagsstunden, um den Mini wieder abzuholen. Dann fuhr
sie zum Campus, wo sie Rolf abholen sollte. Gemeinsam wollten sie zu Aaron fahren.
|107| »Wo hast du denn dieses Geschoß her?« fragte Rolf, als er die Beifahrertür des BMW öffnete.
»Der Mini ist in der Werksatt. Und das hier ist ein Leihwagen. Wenigstens sind wir so viel schneller in Tel Hashomer als gestern.«
Nichts wollte Sarah dringender, als mit Aaron zu sprechen. Erst der Überfall, jetzt der Einbruch. Sein Verdacht, daß etwas
ganz und gar nicht mit rechten Dingen zuging, hatte sich überaus schnell bestätigt. Sie mußten gemeinsam beraten, wie sie
nun vorgehen sollte. Neben Aaron war Rolf der einzige Mensch, dem sie in dieser Sache vertraute, nicht zuletzt, weil er einen
besonnenen Eindruck machte und ein Unbeteiligter war.
In der Eingangshalle der Klinik entdeckte Sarah in einer Ecke Aarons Vater. Plötzlich meldete sich ihr schlechtes Gewissen.
In der ganzen Hektik hatte sie vergessen, Aarons Eltern anzurufen, aber offenbar hatte das Krankenhaus sie ja informiert.
Elias Messkin wirkte bleich und überaus mitgenommen. Mit fahriger Hand füllte er ein Formular aus. Sarah wollte schon zu ihm
treten und ihn begrüßen, als Yeminah Messkin an seiner Seite auftauchte. Die großgewachsene, kräftige Frau, die ansonsten
vor arabischem Temperament sprühte, schien sich kaum auf den Beinen halten zu können und wurde von einer Ärztin begleitet.
Ihre Augen waren verquollen, als hätte sie die ganze Nacht geweint.
Sarah war entsetzt, aber sie konnte sich nicht zurückhalten und hielt die Ärztin, die Yeminah stützte, am Arm zurück. »Was
ist mit Aaron?« fragte sie atemlos. »Wie geht es ihm?«
»Sind sie eine Verwandte?« fragte die Ärztin.
Yeminah drehte sich um und blickte Sarah an, als würde sie ein Gespenst sehen. »Nein«, beantwortete sie die Frage voller Bitterkeit.
»Sie ist keine Verwandte. Sie hat meinen Jungen auf dem Gewissen. Seit er sie kennengelernt hat, hat sie nur Unglück über
ihn gebracht. Ihretwegen mußte er sterben.«
|108| Sarah hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Rolf war sogleich an ihrer Seite und fing sie auf, bevor sie
stürzte.
Elias Messkin trat ebenfalls neben sie. »Sie meint es nicht so, Sarah«, sagte er leise und voller Trauer. »Du weißt es noch
gar nicht? Aaron ist tot.« Er drückte seine Frau an sich und streichelte ihr über den Kopf.
Im nächsten Moment brach Yeminah Messkin in ein lautes Klagen aus, und die Ärztin entschloß sich, sie in einen angrenzenden
Nebenraum zu führen. Es bestand die Gefahr, daß die alte Frau zusammenbrach.
»Tot?« flüsterte Sarah, während sie Aarons Mutter nachblickte. »Das kann nicht sein!«
Rolf schob ihr einen Stuhl hin, weil er fürchtete, Sarah könnte ebenfalls zusammenbrechen. Mit sanftem Zwang brachte er sie
dazu, sich hinzusetzen.
Aarons Vater setzte sich ebenfalls. Er seufzte tief. »Sie haben gesagt, er habe eine Lungenembolie bekommen, aber ich glaube
das nicht.«
»Warum glaubst du das nicht?« fragte Sarah.
»Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen zwei Krankenschwestern mitbekommen. Man hat bei Aaron eine falsche Infusionsflasche
angelegt. Eine der Schwestern meinte, so etwas könne unmöglich ein Versehen gewesen sein, weil die Flasche nachweislich von
einer anderen Station stamme.«
»Ist er deshalb gestorben?« Sarah sah ihn bestürzt an. »Denkst du, es war Absicht?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wir brauchen Beweise, Elias!«
»Solange die Ärzte die Untersuchungsakten nicht freigeben, läßt sich gar nichts beweisen«, stammelte er hilflos, und sein
gebrochener südamerikanischer Akzent unterstrich diese Hilflosigkeit nur noch mehr. »Sie sagen, er sei da in etwas verwickelt.«
|109| »Wer sagt das?«
»Die Shin Bet von der Israel Security Agency. Inlandsgeheimdienst, Abteilung für arabischen Terrorismus.«
Sarah beschlich ein böser Verdacht. »ISA? Was haben die denn mit der Sache zu tun?«
»Sie sagen, Aaron habe schon während seines Studiums mit arabischen Terroristen sympathisiert. Kein Wunder, weil seine Mutter
doch eine
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