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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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weiß,
     standen sie sich sehr nahe.«
    »Yitzhak Bergman stand ich auch einmal sehr nahe«, antwortete Sarah trotzig. »So etwas macht einen doch nicht gleich zum Mittäter.«
    »Ihre vorübergehende Rolle als Betthäschen eines verheirateten Professors erwähnen Sie besser nicht«, sagte die Vizepräsidentin
     mit einem Gesichtsausdruck, der ihre weibliche Mißbilligung verriet, was das Thema Seitensprung anging. »Es würde Ihre Glaubwürdigkeit
     nicht unbedingt befördern.«
    »Und was ist mit Yitzhak Bergman und seiner moralischen Glaubwürdigkeit?«
    »Er ist ein Mann«, erwiderte Ava Vidar kalt. »Männer sind Helden, wenn sie sich einen Harem zulegen. Frauen sind Huren, wenn
     sie die gleichen Rechte für sich einfordern.«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?« Sarah sah ihre hochrangige Gegenspielerin entrüstet an. »Sie können mich schließlich
     nicht bis in alle Ewigkeiten beurlauben.«
    |117| »Wir sehen uns gezwungen, zunächst einmal abzuwarten. Wenigstens so lange, bis die ISA die Untersuchungen abgeschlossen hat.
     Bis dahin dürfen Sie sich erholen.«
     
    »Doktor Markert, wenn Sie bitte eintreten wollen?« sagte die Vizepräsidentin zu dem deutschen Archäologen, nachdem sie die
     Tür geöffnet hatte, ohne Sarah dabei eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Sarah beschloß, ihrem Fluchtinstinkt nicht nachzugeben, sondern auf Rolf zu warten. Er war der einzige, mit dem sie sich noch
     beraten konnte. Außerdem war sie neugierig zu erfahren, was Doktor Vidar von dem Deutschen wollte.
    »Sie hat mich vergattert«, sagte Rolf fünf Minuten später, als sie auf dem Weg zum Aufzug waren.
    »Du meinst, sie hat dich zum Stillschweigen verurteilt?«
    »Ja, so könnte man es auch ausdrücken«, erwiderte er lakonisch.
    Die Aufzugstür öffnete sich. Auf der Fahrt hinunter erklärte Rolf ihr in wenigen Sätzen, welch großen Wert die Universität
     darauf legte, daß er all die merkwürdigen Umstände, die er in den wenigen Tagen seines Aufenthaltes mitbekommen habe, aus
     seinem Arbeitsbericht tilgte, den er seinem Institut in Deutschland schuldig war.
    »Demnach war ich gar nicht hier«, spöttelte er. »Jedenfalls bleibt nichts mehr übrig, was ich sonst noch erlebt haben könnte.«
    »Was wirst du tun?«
    »Ich fliege nach Hause«, erwiderte er mit Bestimmtheit. »Oder soll ich dir weiterhin zur Seite stehe? Das mache ich gerne«,
     fügte er mit einem warmen Lächeln hinzu.
    »Danke«, sagte Sarah gerührt, während sie gemeinsam das Gebäude verließen. »Ich bin auf unbestimmte Zeit suspendiert worden.
     Also habe ich Zeit genug, um über alles nachzudenken. Zeit genug, um zu trauern, um mich zu ärgern, mich mit meinem Vater |118| zu zanken und mich zu ängstigen, falls noch mehr solcher Anrufe kommen wie heute nachmittag.«
    »Ich habe einen Vorschlag.« Rolf war der düstere Ausdruck in ihren Augen nicht entgangen. »Ich lade dich nach Deutschland
     ein. Wie es aussieht, sind dir in Israel die Hände gebunden. Und von Deutschland aus könnten wir gemeinsam überlegen, wie
     wir eurem sensationellen Fund doch noch publik machen. Es kann nicht richtig sein, daß niemand davon erfährt. Denk drüber
     nach!«
    »Aaron würde das wollen«, sagte sie prompt. »Er wollte, daß wir die Sache durchziehen, der IAA und allen Widersachern zum
     Trotz. Aber ich weiß nicht, ob ich jetzt so einfach abhauen kann. Ich muß drüber nachdenken.«
     
    Bevor Sarah sich vollends ihrer niedergeschlagenen Stimmung hingeben konnte, erinnerte sie sich zu allem Übel an ihren defekten
     Wagen. Avi Cherud, der Inhaber der Werkstatt, auf den sie sich bei der Reparatur ihres Autos in der Regel blind verlassen
     konnte, wartete mit einer unangenehmen Überraschung auf, als sie mit ihrem Leihwagen zu ihm fuhr.
    »Und? Hast du das Problem beheben können?« fragte sie nicht allzu erwartungsvoll.
    »Ja, das Zündkabel war lose«, antwortete Avi, wobei seine Miene einen merkwürdigen Ausdruck annahm. »Wir müssen etwas besprechen«,
     erklärte er ungewohnt geheimnisvoll. »In meinem Büro, wenn es dir nichts ausmacht. Da sind wir ungestört.«
    Sarah war irritiert. Was konnte an einem lockeren Zündkabel so ungewöhnlich sein, daß Avi sie in sein Büro zitierte? Einer
     Rechnung bedurfte es in der Regel nicht. Avi war froh, wenn er den einen oder anderen Schekel an der Steuer vorbeimanövrieren
     konnte.
    In seinem Büro, wo es penetrant nach Motorenöl roch, zog Avi eine Schreibtischschublade auf und holte ein kleines

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