Die Gegenpäpstin
gesprochen, die Archäologen hierzulande das Leben schwermacht?«
»Wenn es Gegner von archäologischen Ausgrabungen sind, die Yitzhak entführt haben, warum nageln sie ihn dann nicht zur Abschreckung
aller seiner Kollegen an den nächsten Baum, damit jeder, der es ihm nachtut, sehen kann, was mit ihm geschieht?«
»Konntest du feststellen, woher der Anruf kam?«
Sarah betrachtete eingehend ihr Mobiltelefon und betätigte verschiedene Tasten. »Nein«, sagte sie enttäuscht, »die Nummer
war unterdrückt.«
»Vielleicht solltest du noch mal mit der Universitätsleitung sprechen. Du mußt ihnen mitteilen, was Aaron und auch sein Vater
gesagt haben und daß du einen ominösen Anruf erhalten hast. Irgend jemand muß doch für die Aufklärung des Falles sorgen, damit
der Fund und all die rätselhaften Umstände ans Licht der Öffentlichkeit gelangen.«
»Du hast vollkommen recht.« Sarah nickte energisch, wie um sich selbst Mut zu machen. »Noch heute werde ich um ein Gespräch
mit unserer Vizepräsidentin bitten.«
Gegen drei Uhr am Nachmittag erschienen Sarah und ihr deutscher Kollege im Vorzimmer von Professorin Ava Vidar. Mit einem
zurückhaltenden Lächeln empfing die Vizepräsidentin der Universität Haifa ihren überraschenden Besuch.
Während sie Sarah zu sich ins Büro bat, wies sie eine ihrer Sekretärinnen auf hebräisch an, Herrn Doktor Markert einen Kaffee
in einem der anliegenden Warteräume zu servieren.
»Ich habe gehört, was mit Doktor Messkin geschehen ist.« Ava Vidar bedachte Sarah mit einem mitfühlenden Blick. Nachdem |115| beide Frauen Platz genommen hatten, trug Sarah ihr Anliegen vor.
»Aaron hatte nichts mit der Sache zu tun«, beschwor Sarah ihre Vorgesetzte. »Er ist unschuldig gestorben. Irgend jemand hat
ihn auf dem Gewissen.«
»Können Sie das beweisen?« Die Vizepräsidentin richtete sich auf und strich sich eine blonde Locke aus dem Gesicht.
»Nein, das kann ich nicht, aber ich hege nicht den geringsten Zweifel daran, daß Aaron umgebracht wurde.«
»Wie kommen Sie darauf? Soweit ich weiß, war Doktor Messkin nicht angeschnallt, als das Unglück geschah. Er hätte also durchaus
überleben können, wenn er sich an die Sicherheitsvorschriften gehalten hätte.«
»Ich darf Sie daran erinnern, daß Aaron nicht bei dem Unfall gestorben ist«, erwiderte Sarah, nun schon eine Spur ungeduldiger.
»Man hat ihn für tot gehalten und wahrscheinlich deswegen nicht entführt oder umgebracht. Aarons Vater ist überzeugt, daß
auf der Intensivstation in Tel Hashomer eine Infusion vertauscht worden ist. An dieser falschen Infusion ist Aaron gestorben,
was wir nur leider nicht beweisen können. Und eben bin ich auf dem Weg von der Klinik nach Haifa auf meinem Mobiltelefon angerufen
worden. Man hat mich gewarnt und aufgefordert, mich nicht mehr mit dem Fund zu beschäftigen. Ich glaube, daß Bergman der Anrufer
war.«
»Interessant«, antwortete die Professorin kühl. »Besitzen Sie etwa noch Unterlagen über den Fund von Jebel Tur’an? Wenn ja,
sollten Sie diese schleunigst an uns zurückgeben. Heute morgen war ein Mitarbeiter der Shin Bet in meinem Büro. Die ganze
Angelegenheit, angefangen mit unserem Fund auf dem Jebel Tur’an bis hin zu dieser ominösen Entführung, ist ab sofort eine
Regierungsangelegenheit und unterliegt strengster Geheimhaltung. Wir haben sämtliche Unterlagen abgeben müssen, ja sogar unsere
Datenbanken wurden konfisziert. Wenn Sie also noch etwas |116| auf Ihrem dienstlichen Laptop haben oder über Kopien verfügen, muß ich Sie auffordern, diese der ISA zu überlassen.«
Vidar blätterte hastig einige Unterlagen durch und hielt ihr dann ein Papier hin. »Unterschreiben Sie das bitte«, sagte die
Vizepräsidentin mit Nachdruck.
»Was ist das?«, fragte Sarah mißtrauisch.
»Eine Verpflichtungserklärung der Israel Security Agency. All Ihre Kollegen, die mit der Sache beschäftigt waren, mußten ebenfalls
unterschreiben. Man hat sie damit zur strikten Geheimhaltung verpflichtet. Bei Zuwiderhandlung kann dies mit einer Gefängnisstrafe
von bis zu sechs Jahren geahndet werden. Im übrigen möchte ich Sie über Ihre Suspendierung in Kenntnis setzen. Die Universitätsleitung
hat beschlossen, diese so lange aufrechtzuerhalten, bis die Ermittlungen der ISA abgeschlossen sind. Doktor Aaron Messkin
wird unter anderem verdächtig, einer palästinensischen Freischärlerorganisation zugearbeitet zu haben, und soweit ich
Weitere Kostenlose Bücher