Die Gegenpäpstin
schwarzes |119| Kästchen hervor, das er Sarah mit triumphierender Miene entgegenhielt.
»Weißt du, was das ist?«
»Nein. Sollte ich das?« erwiderte Sarah überrascht.
»Ich habe es unter der Motorhaube deines Wagens gefunden. Es handelt sich um einen hochmodernen GPS-Peilsender«, erklärte
er beinahe feierlich, wobei er den seltsamen schwarzen Gegenstand, der nur wenig größer war als eine Streichholzschachtel,
wie ein wertvolles Schmuckstück betrachtete. »Man benötigt so ein Gerät, um Fahrzeuge zu orten. Die Abfrage erfolgt über das
Internet oder per Handy. Du rufst den Sender einfach an, und er antwortet mit einer SMS. Die Daten aus der SMS kannst du dann
zum Beispiel bei einer entsprechenden Suchmaschine im Internet eingeben, und so erhältst du den Standort des Peilsenders.«
»Und was, zum Teufel, hat dieses Ding in meinem Auto zu suchen?« Sarah spürte, wie ihr schwindelig wurde.
»Das«, erwiderte der Mechaniker mit ernster Miene, »kann ich dir leider nicht beantworten. Die Polizei benutzt solche Sachen.
Oder das Militär. Hast du etwas ausgefressen?«
»Unsinn!« erwiderte Sarah, und doch war ihr mit einem Mal mulmig zumute. War sie tatsächlich ins Visier des Inlandsgeheimdienstes
geraten? »Kann ich das Ding haben?«
»Natürlich«, antwortete Avi und legte es ihr in die ausgestreckte Hand. »Wer immer es auch auf dich abgesehen hat, verrate
ihm bitte nicht, daß du meine Dienste zum halben Preis und ohne Rechnung in Anspruch nimmst. Okay?«
Raul Morgenstern, der sich immer noch mit dem Einbruch im Haus der Rosenthals beschäftigte, war überaus erstaunt, von Sarah
zu hören, welche Ausmaße die Angelegenheit mittlerweile angenommen hatte.
»Weiß Ihr Vater von Ihren Schwierigkeiten?« fragte er frei heraus, als Sarah in seinem Büro Platz nahm.
|120| »Nein, und ich möchte auch nicht, daß er davon erfährt. Es würde ihn zu sehr beunruhigen. Er glaubt immer noch, daß religiöse
Kräfte dahinterstecken könnten.«
»Und was glauben Sie?«
»Ich glaube nichts«, entgegnete Sarah stur. »Außerdem spielt der Glaube für mich in dieser Sache eine eher untergeordnete
Rolle.«
»Wie soll ich das verstehen?« fragte Morgenstern unsicher.
»Verstehen Sie es, wie Sie wollen. Ich habe keinen blassen Schimmer, wer imstande ist, so weit zu gehen, zwei Menschen zu
töten und einen zu entführen oder zu verführen – ganz wie man es nimmt –, nur um die Veröffentlichung eines archäologischen
Fundes zu verhindern. Meines Erachtens haben wir in diesem Land weiß Gott andere Probleme, als uns über die Ausgrabung uralter
Leichen aufzuregen.«
»Ihr Vater scheint da anderer Meinung zu sein.«
»Die Meinung meines Vaters ist in diesem Fall für mich eher sekundär«, erwiderte Sarah angriffslustig »Die Aufklärung des
Todes von Aaron Messkin hat für mich oberste Priorität. Und ich will seine Unschuld beweisen. Dagegen ist alles andere unwichtig.«
Sie holte den GPS-Sender aus ihrer Hosentasche hervor und legte ihn auf Morgensterns Schreibtisch. »Können Sie mir sagen,
was das zu bedeuten hat?« Ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten aggressiv. »Dieses Ding befand sich unter der Motorhaube
meines Wagens.«
Morgenstern betrachtete den Sender einen Moment lang, ohne etwas zu sagen.
»Läßt die Polizei mich observieren?«
Morgenstern schaute erstaunt auf. »Nicht daß ich wüßte«, antwortete er und drehte den Sender immer wieder hin und her. »Es
ist ein deutsches Fabrikat. Unsere Polizei und auch die Geheimdienste bedienen sich gewöhnlich amerikanischer Systeme.«
»Mein lieber Herr Inspektor«, begann Sarah mit einem gewissen |121| Nachdruck in der Stimme. »Wir kennen uns nun schon recht lange. Wäre es zuviel verlangt, wenn ich Sie bitten würde, von hier
aus zu überprüfen, ob ich vielleicht unter polizeilicher oder nachrichtendienstlicher Beobachtung stehe?«
Morgensterns braune Augen verengten sich. »Haben Sie eine Ahnung, was Sie da von mir verlangen?«
»Ja – aber ich stelle mir die berechtigte Frage, wenn weder die Polizei noch der Geheimdienst mir diesen Sender untergeschoben
hat, wer war es dann? Sollten diese beide Möglichkeiten entfallen, würde das beweisen, daß es da noch jemand anderen gibt,
der an meiner Person interessiert ist, oder sehe ich das falsch?« Die letzten Worte hatte sie mit freundlicherer, beinahe
flehender Stimme gesprochen.
»Also gut.« Morgenstern gab sich geschlagen. »Weil ich Sie und
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