Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
frühchristlichen Lehre keinerlei Rolle gespielt hatte.
    »An dieser Stelle kommen Sie ins Spiel«, fuhr Baptiste Lucera in scharfem Tonfall fort, nachdem er einmal tief eingeatmet
     hatte. »Sie werden für uns herausfinden, was hinter der Ankündigung dieses Ordens steckt. Sie sprechen Deutsch und werden
     in meinem Auftrag nach Deutschland reisen, um diese Megären von Sankt Magdalena auszuspionieren – frei nach dem alten Geheimdienstmotto:
     Es gibt einen Schlüssel, der jeden Tresor öffnet, und das ist die Liebe.«
    Padrig spürte, wie ihm das Herz klopfte. Mit dieser obskuren Entwicklung hatte er nun ganz und gar nicht gerechnet. Blitzschnell |167| überlegte er, wie er den Kardinal von dessen merkwürdigen Überlegungen abbringen konnte.
    »Verzeihen Sie, Exzellenz, was kann an der Ankündigung dieser Frauen so gefährlich sein, daß wir auf eine solche Weise eingreifen
     müssen? Soweit ich weiß«, fuhr er gefaßt fort, »begleitet die römisch-katholische Kirche seit mehr als tausend Jahren die
     Forderung, Frauen zu kirchlichen Ämtern zuzulassen. Bisher hat noch kein Papst daraus die Veranlassung gezogen, die Ordination
     von Frauen einzuführen. Geschweige denn, den Kanon 1024 des kanonischen Rechts zu ändern. Also warum ausgerechnet jetzt diese
     Aufregung.«
    »McFadden«, erwiderte Lucera wutschnaubend, und dabei wedelte er geräuschvoll mit der abgegriffenen Telefaxseite. »Sie verstehen
     offenbar nicht, was hier vor sich geht. Das hier ist ein Schwelbrand, der sich mir nichts, dir nichts in ein alles vernichtendes
     Feuer steigern kann. Wo kämen wir hin, wenn wir uns von ein paar durchgedrehten Feministinnen unter Druck setzen lassen? Haben
     Sie eine Ahnung, was geschieht, wenn es diesen aufgebrachten Frauenrechtlerinnen gelingt, die weibliche Mehrheit in der katholischen
     Weltbevölkerung für sich zu gewinnen? Und was es bedeutet, wenn nur ein Teil dieser Frauen, die bisher friedlichen Lämmern
     gleich, brav die ihnen zugewiesene Rolle in der katholischen Kirche akzeptiert haben, sich plötzlich in reißende Löwinnen
     verwandeln, nur um ihre so genannten Rechte einzufordern?« Luceras Blick verriet, daß ihn dieser Gedanke tatsächlich beunruhigte.
    »Wir haben genug damit zu tun, in unseren eigenen Reihen Ruhe und Ordnung zu stiften«, wütete er weiter. »Ganz zu schweigen
     davon, daß wir in uns in zunehmender Weise für die Sicherung des Weltfriedens verantwortlich fühlen müssen. Was denken Sie,
     was geschehen würde, wenn wir auch noch den Weibern Tür und Tor öffnen? Ich kann es Ihnen beantworten. Es wäre schlimmer als
     Krieg. Es würde uns und alles, was uns heilig ist |168| und je heilig war, in den Abgrund stürzen. Das Chaos wäre perfekt, und die römisch-katholische Kirche, so wie Petrus und Paulus
     sie vertreten haben, wäre dem Untergang geweiht! Solch unselige Tendenzen müssen wir strikt unterbinden!«
    »Trotz allem glaube ich nicht, daß die von Ihnen vorgesehene Maßnahme die richtige ist …«, bemerkte Padrig vorsichtig. Er
     blickte Mendez hilfesuchend an, doch von seinem Erzbischof war wie üblich keine Unterstützung zu erwarten.
    Der Kardinal wischte seinen Einwand mit einer abgehackten Geste beiseite und zückte ein Foto. Es zeigte eine blonde, attraktive
     Frau von vielleicht Ende Dreißig.
    »Das ist Regine von Brest, die Leiterin des Beginenordens Sankt Magdalena«, erklärte er. »Sie ist seit neun Jahren verwitwet
     und lebt, wie mein Informant mir mitteilte, seither ohne Lebenspartner. Wahrscheinlich fühlt sie sich einsam – und Sie, Pater
     McFadden, werden dieser Einsamkeit ein Ende bereiten.«
    Padrig zwang sich zur Ruhe. Am liebsten wäre er aufgesprungen. »Es tut mir leid, Exzellenz«, begann er in einem letzten, verzweifelten
     Versuch. »Ich kann das nicht. Es widerspricht meinem Gewissen vor Gott, so zu handeln«, erklärte er unumwunden. »Zudem stelle
     ich mir die Frage, warum Ihre Wahl ausgerechnet auf mich gefallen ist.«
    Kardinal Lucera lächelte überlegen. »Sie sehen gut aus, wie wir eben selbst gehört haben. Zudem haben Sie vor Ihrer Hinwendung
     zum heiligen Franz von Assisi längst nicht so gewissenhaft und gottesfürchtig gelebt, wie sie vorgeben. Mit sechzehn Jahren
     wurden Sie von der Irisch-Republikanischen Armee rekrutiert, und wie Ihre lange Inhaftierung in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis
     belegt, haben Sie Ihre Sache in späteren Jahren sehr gründlich gemacht.«
    »Woher wissen Sie das alles?« Padrig

Weitere Kostenlose Bücher