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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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knappen Geste deutete er auf die purpurfarbenen Besucherstühle.
    Mendez lächelte unsicher. Wenn der Erzbischof das Meerschweinchen ist, dachte Padrig, dann ist der Kardinal ein Python, der
     auf einen günstigen Augenblick wartet, um es verspeisen zu können.
    Als kurz darauf eine der Sekretariatsgehilfinnen des Kardinals mit einer Kanne Kaffee den Raum betrat und drei Tassen samt
     Unterteller aus feinstem Biskuitporzellan vor den Anwesenden verteilte, entspannte sich die Atmosphäre ein wenig, und auch
     Luceras finstere Miene hellte sich auf.
    »Margarita, würden Sie uns einen Augenblick zur Seite stehen?«
    »Ja?« Die leicht untersetzte ältere Frau schaute ihren Vorgesetzten überrascht an und unterbrach ihre Bemühungen, Kaffee einzuschenken.
    »Kennen Sie Pater McFadden?« fragte der Kardinal.
    Die Sekretariatsgehilfin warf Padrig einen schüchternen Blick zu, dann nickte sie zögernd, wobei ihre Wangen leicht erröteten.
    »Halten Sie ihn für einen gutaussehenden Mann?«
    Padrig glaubte sich verhört zu haben. Die Frau räusperte sich verlegen und stellte unsicher die Kaffeekanne ab. »Er ist ein
     Franziskaner«, antwortete sie ausweichend.
    »Ich will nicht wissen, aus welchem Stall er kommt«, erklärte Lucera ungeduldig. »Ich will wissen, ob Sie ihn für gut aussehend
     halten.«
    |165| Mendez betrachtete den Kardinal, als würde er an dessen Verstand zweifeln, sagte aber nichts.
    »Ja …«, begann Margarita und taxierte Padrig nun mit unverhohlenem Interesse. »Einige meiner Kolleginnen sind sogar der Meinung,
     daß er blendend aussieht. Er ist groß, hat wundervolle blaue Augen, und seine Haare haben so einen hübschen Stich ins Kastanienfarbene.
     Auch seine Sommersprossen gefallen mir«, plapperte sie weiter, von wohlwollenden Blicken des Kardinals animiert. »Ich mag
     Männer mit roten Haaren, und mir gefallen Bärte, wenn sie kurz und gepflegt sind wie der des Paters.«
    Lucera gebot ihr mit einem Wink seiner rechten Hand Einhalt. »Danke, Margarita, an Ihnen ist eine Poetin verlorengegangen«,
     bemerkte er mit einem spöttischen Lächeln. »Sie haben uns sehr geholfen.«
    »Gern geschehen.« Die Frau rückte ihre Lesebrille zurecht und warf einen letzten Blick über den Brillenrand hinweg auf Padrig,
     bevor sie das Zimmer verließ.
    Erzbischof Mendez nahm nun all seinen Mut zusammen. »Dürfen wir erfahren, was das zu bedeuten hat?« fragte er verstört.
    »Nicht so ungeduldig, mein franziskanischer Freund«, erwiderte Baptiste Lucera. Er selbst war Dominikaner und nahm für sich
     in Anspruch, weit weniger Aufmüpfigkeit an den Tag zu legen, was die Sitten und Gebräuche des Heiligen Stuhls betraf, als
     die Franziskaner.
    Der Kardinal nahm zwei Kopien eines zweiseitigen Schreibens hervor und reichte ein Exemplar an Erzbischof Mendez und ein weiteres
     an Padrig.
    »Dieses Telefax erreichte uns gestern nachmittag«, führte er mit düsterer Stimme aus. »Das dort erwähnte Ansinnen erschiene
     lächerlich, wenn der Hintergrund nicht so ernst wäre.« Lucera hatte Not, seine Empörung zu zügeln, bevor er fortfuhr. »Der
     deutsche, feministische Beginenorden Sankt Magdalena, welcher |166| den Heiligen Vater schon seit Jahren mit der unsinnigen und ungehörigen Forderung langweilt, man müsse Theologinnen zum Priesteramt
     zulassen, hat zusammen mit mehreren gleichgesinnten internationalen Organisationen zwei Wochen vor Ostern zu einer Kundgebung
     nach Rom aufgerufen. Das Thema können Sie sich angesichts meiner Einleitung denken. Nun kündigt Regine von Brest, die Vorsitzende
     dieses unseligen Ordens, ein wahres Wunder an, das die katholische Welt erschüttern werde. Ja, sie geht so weit zu behaupten,
     die Grundlagen für die Existenz des Heiligen Stuhls und die Wahl des Papstes müßten nach dieser Kundgebung vollkommen neu
     formuliert werden. Vielleicht ist ja nichts dran an der Geschichte, trotzdem möchte ich diese Ankündigung nicht auf die leichte
     Schulter nehmen und wissen, was dahintersteckt. Soweit ich gehört habe, erwartet die Stadt Rom mehr als einhunderttausend
     Teilnehmer.« Der Kardinal sah Pater Padrig herausfordernd an, als ob er von ihm eine Bewertung der Lage erwartete.
    Padrig dachte nicht daran, einen Kommentar abzugeben. Was das Thema Frauen und Kirche anging, hatte er seine eigene Meinung,
     die er seinen Vorgesetzten geflissentlich vorenthielt. Für ihn war es keine Frage, daß Jesus Männer und Frauen um sich geschart
     und das Geschlecht in der

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