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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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stand.
    »Jan«, sagte sie. »Jan!«
    »Ich musste dich sehen.« Er umfing sie zärtlich. »Ich wünsch te, alles wäre ganz anders. Ich wünschte, ich hätte dich schon früher gekannt und wir beide könnten …«
    »Scht!« Sie hielt still in seinen Armen, genoss seine Nähe, seinen Geruch, der sie umschloss wie ein wärmender Mantel. Seinen Kuss. »Keiner darf uns mehr trennen. Versprich mir das!«
    »Das kann ich leider nicht, Susanna«, sagte er bedrückt. »Die Stadt ist wie von Sinnen. Überall fahnden die Gardisten des Kurprinzen nach Dilgin von Thann, durchsuchen die Häuser, Dachböden und Keller, treiben die Leute auf der Straße zusammen …«
    »Und werden sie sie finden?«, fragte Susanna.
    »Wie sehr ich das hoffe! Doch selbst wenn – in welchem Zustand wird sie sein?«, sagte er.
    Susanna spürte, wie traurig er war.
    »Wir können jetzt nur noch für sie beten«, sagte sie leise.
    »Das habe ich bereits getan. Doch was auch immer ihr zugestoßen sein mag, für Bertram von Altenstein steht der Schuldige bereits fest.« Jan schlug an seine Brust. »Mir will er an den Kragen. Und wäre Cranach nicht an seiner Seite, so säße ich womöglich längst im Loch. Aber ich war es nicht …«
    »Das weiß ich doch.« Susanna griff nach seiner Hand und drückte sie fest. »Du hast deine Zeichensachen dabei?«
    »Ja.« Jan klang verwundert. »Weshalb fragst du?«
    »Dann zeichne die kleine Elisabeth!«, forderte sie ihn auf.
    »Weshalb?«
    »Siehst du das nicht?« Susanna beugte sich über die Wiege, und er tat es ihr nach.
    »Du meinst jene dunklen Dreiecke unter ihren Augen?«, murmelte Jan. »Die oft nur die ganz Alten haben, bevor der Todesengel sie erlöst?«
    Susanna nickte.
    »Ich kenne sie aus dem Kloster, wenn die Kranken im Infirmarium nicht mehr essen und kaum noch trinken wollten. Ich fürchte, die Kleine ist auch bald so weit. Katharina wird es das Herz brechen. Aber dann hat sie wenigstens deine Zeichnungen zur Erinnerung. Das wird ihre Not im Lauf der Zeit vielleicht ein wenig lindern.«
    Jan angelte nach einem Hocker, holte Skizzenbuch und Rötel heraus, während Susanna erneut auf der Laute spielte.
    Sie spürte seine Striche auf dem Papier, ohne sich nach ihm umzudrehen.
    »Ich zeichne euch beide«, sagte er leise. »Denn du gehörst für mich dazu. Ohne dich ist alles sinnlos.«
    Nach einer Weile drangen leise Schnarchlaute aus der Wiege.
    »Vielleicht wird sie ja doch wieder gesund«, sagte Jan. »Kinder sind oft erstaunlich, und was mich betrifft, so habe ich niemals aufgehört, an Wunder zu glauben. Und du, Susanna?«
    Sie stand auf und lehnte sich an ihn, als Katharina plötzlich hereinstürmte. Ihr Gesicht war fahl, die Adern an ihrem Hals traten unnatürlich hervor.
    Die beiden lösten sich rasch voneinander.
    »Was ist mit Euch?«, rief Susanna erschrocken. »Ist etwas passiert?«
    »Ein Bote«, sagte Katharina stockend. »Nahe der Specke haben zwei Bauern eine halb vergrabene Kiste gefunden – mit einer Frauenleiche.«
    *
    Die Tür zum Frauenhaus flog auf – und plötzlich schienen die bewaffneten Männer überall zu sein. Sie waren mit Bogen und Armbrust gerüstet und schwenkten die Schwerter.
    Die Huren begannen bei ihrem Anblick zu kreischen und drückten sich angstvoll an die Wand. Zwei Freier angelten mit hochroten Köpfen nach ihren Hosen und versuchten, sie sich hastig überzustreifen.
    Der Anführer war ein drahtiger Mann mit langem blonden Haar und markantem Profil, der dreinschaute, als wüte ein Feuer in ihm. Seine aufwendige Kleidung verriet den Adeligen, auch wenn das nach der neuesten Mode geschlitzte blaue Wams von dunklen Schweißflecken durchtränkt war und die bunte Hose in Fetzen von seinen muskulösen Beinen hing.
    »Wo zur Hölle steckt der gottverdammte Hurenwirt?«, schrie er. »Bertram von Altenstein will ihn sehen.«
    »Das bin ich.« Griet trat ihm entgegen.
    »Ein Weib, das andere Weiber führt?« Altenstein schüttelte ungläubig den Kopf. »Dann wird diese schnöde Welt tatsächlich bald zugrunde gehen. Und wenn schon, soll mir auch egal sein. Wir durchsuchen jetzt euren Sündenpfuhl, und zwar von unten bis oben.« Er stürmte voran in den Keller, die Gardisten folgten ihm.
    »Seine Verlobte ist spurlos verschwunden«, sagte der ältere Mann in dunkler Schaube, der neben Griet im Erdgeschoss zurückgeblieben war. »Ich bin Ratsherr Cranach …«
    »Der berühmte Maler«, sagte sie. »Eure Werkstatt liegt am Markt. Viele Male bin ich schon daran

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