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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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einige der gelehrten Herren werden wir morgen höchstpersönlich zu Gesicht bekommen.«
    Susanna nickte schweigend.
    »Muss mir noch einmal ins Gedächtnis rufen, was wir eigentlich kaufen sollen«, sprudelte Bini weiter. »Seife. Würste … Dabei hätten wir die doch leicht selber brühen können, wenn wir nur das richtige Fleisch gehabt hätten. Honig. Mehl. Fische. Und bunte Bänder.« Sie begann zu schmunzeln. »Vielleicht ja sogar auch eines für dich oder mich …«
    Und was sollen wir damit?, wollte Susanna schon raunzen, unterließ es aber, weil Bini so glücklich aussah.
    Eigentlich hatte sie ja recht. Der Tag war warm, ein blauer Himmel spannte sich über ihnen, von leichten weißen Wolken durchzogen, die kein bisschen nach Regen aussahen. Der Frühling, inzwischen in voller Blüte, schien alle übermütig zu machen. Rechts von ihnen trieben ein paar Buben unter lautem Gelächter ein klapperndes Holzrad mit einem Stecken voran; vor ihnen kämpfte ein Bäuerlein mit seinem Schwein, das offenbar ganz und gar nicht zum Markt wollte und trotz des Strickes, den der Mann ihm um den Hals geschlungen hatte, quiekend zu entkommen suchte.
    Nach und nach wurde Susanna ruhiger, spürte die Kraft der Sonne zwischen den Schulterblättern und begann sogar neugierig zu schnuppern, weil eine Vielzahl von Gerüchen auf einmal ihre Nase kitzelte.
    Ob sie Jan zu Gesicht bekommen würde?
    Auf einmal war der Gedanke da und ließ sich nicht mehr aus ihrem Kopf vertreiben.
    Und wenn schon! Bestimmt hatte er sie längst vergessen, eine ehemalige Nonne mit langen Fingern, die inzwischen als Magd arbeitete und froh sein konnte, dass sie überhaupt ein halbwegs dichtes Dach über dem Kopf hatte …
    Sie hielt inne. War er das nicht da vorn?
    Ihr Herz schien für einen Moment still zu stehen, um danach härter gegen die Rippen zu schlagen.
    Dieser braunhaarige Kerl, der einen Leiterwagen hinter sich zerrte, das musste er doch sein!
    Unwillkürlich hob sie eine Hand, um ihm zuzuwinken, ließ sie doch wieder sinken, als sie sah, wie er stehen blieb, um freudig eine junge Frau zu begrüßen.
    Bislang sind sie alle noch immer freiwillig zu mir gekommen.
    Dieser Satz beherrschte plötzlich ihr ganzes Denken – und sie hasste sich und vor allem ihn dafür.
    Darauf kannst du bei mir bis in alle Ewigkeit warten, Jan Seman, dachte Susanna und musste ausspucken, weil sich in ihrem Mund auf einmal so viel Bitteres angesammelt hatte.
    Sie drehte sich zu Bini um und schrak zusammen, als sie plötzlich ein durchdringendes Quieken hörte, das vom Nordende des Marktes zu kommen schien.
    *
    Da war sie – er konnte es kaum glauben, aber es gab keinerlei Zweifel. Wie nur war sie hierhergekommen, ausgerechnet in diese Stadt, in der sich seine kühnsten Träume erfüllen sollten?
    Er wandte sich ab, berührte sein Gesicht und spürte eine glatt rasierte Wange. Dann fuhr seine Hand unter den Kragen und ertastete den verhassten Wulst.
    Sein Mund verzog sich.
    Sie konnte ihn nicht erkennen, dafür hatte er gesorgt. Und dennoch war ihm plötzlich zum Speien übel.
    Er ging ein paar Schritte weiter, bis er halb von einem Stand verdeckt war, an dem süße Küchlein feilgeboten wurden, deren Geruch er kaum ertragen konnte, und starrte erneut finster zu ihr hinüber.
    Sie war nicht allein, und auch die andere, die sie begleitete, war ihm alles andere als unbekannt.
    Was taten sie hier?
    Hatten sich diese beiden Drecksluder etwa auf seine Fährte gesetzt? Musste er nun all seine Ideen über den Haufen werfen und das köstliche Spiel abbrechen, bevor es richtig begonnen hatte?
    Für ein paar Augenblicke war ihm, als würde ihm eine eisige Faust ins Gedärm fahren, dann aber zwang er sich zur Ruhe.
    Sie waren Niemande – und wussten nichts über ihn.
    Er jedoch hielt die Fäden in der Hand, hatte sich doppelt und dreifach abgesichert. Keine lebende Seele konnte ihm auf die Schliche kommen, bis er besaß, wonach es ihn mit jeder Faser verlangte.
    Er würde seine Rache zelebrieren, gelassen und mit kalter Hand, genauso wie er es geplant hatte.
    Noch einmal flog sein Blick zu ihr.
    Sie war magerer als in seiner Erinnerung und auffallend bleich, als ob etwas an ihr zehre, was ihr etwas Schutzloses und zugleich Geheimnisvolles gab, das ihn sofort wieder erregte.
    Er zwang sich, diese Anwandlung zu unterdrücken.
    Sie hatte ihn einmal überlistet, das war mehr als genug. An den Folgen trug er noch heute.
    Und es gab noch einen weiteren entscheidenden Unterschied zu

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