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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gleichgültiger sein«, fuhr Susanna auf.
    Bini stupste zart gegen die Wange der Freundin.
    »Du warst schon immer eine grottenschlechte Lügnerin«, sagte sie grinsend. »Aber genau das mag ich so an dir.«

ZWEI
    Z WEI
    J ede Frau besaß ihren ganz eigenen Duft, das hatte Jan im Lauf der Jahre nach und nach herausgefunden. Manche rochen wie eine sommerliche Blumenwiese, andere nach Heu oder exotischen Hölzern, wieder andere säuerlich wie eingelegtes Kraut. Der Duft war schwach, solange man noch ein ganzes Stück von ihnen entfernt war, intensivierte sich jedoch beim Näherkommen. Den höchsten Grad gewann er, sobald er sich mit den Säften der Liebe vermischte, aufstieg und sich wie ein Gewächs verbreitete, das die Zweige kühn nach allen Richtungen reckte.
    Beim Anblick von Margaretha Relin musste Jan stets an eine Truhe denken, die bis obenhin mit frisch gewaschener Wäsche gefüllt war, so klar und sauber roch sie, anständig, fast unschuldig. Dabei saß ihr der Schalk in den großen grauen Augen, und die Hände, die ständig etwas an der bieder aufgesteckten Zopffrisur zu zupfen hatten, vollführten beim Reden einen koketten Tanz. Ihre Gelenke waren schmal, die Finger aber lang und kräftig, Hände einer Seifensiedertochter, die durchaus zupacken konnten.
    Sie mochte ihn, das wusste er schon seit seinen ersten Besuchen in der Apotheke. Sie wärmte sich an seinem frechen Lachen und den kleinen Scherzen, die er machte, während sie die bestellten Pigmente, Kräuter und Gewürze zusam mensuchte und so sorgfältig verpackte, als würde er mit ihnen auf große Reise gehen wollen und sie nicht nur die paar Schritte nach nebenan in Cranachs Werkstatt tragen. Meist war sie freundlich und schien heiter, bisweilen aber konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie an Melancholie litt. Mehr als einmal war Jan schon drauf und dran ge wesen, sie nach den Gründen zu fragen, doch dazu war es bislang nicht gekommen, denn er ahnte auch so, was sie bedrückte.
    Einmal in all der Zeit hatte Margaretha sich verraten und ihm verschämt die teure Wiege aus Buchenholz gezeigt, die sie vom Zimmermann hatte schnitzen lassen. Dass diese Wiege noch immer leer war, darüber wurde in Wittenberg eifrig getuschelt. Da hatte er sich wohl verrechnet, der gestandene, bereits in die Jahre gekommene Apotheker Alwin Relin mit seinem gebeugten Rücken und dem silbernen Schopf, der geglaubt hatte, mit einem blutjungen Weib im Nu einen ganzen Stall gesunder Kinder zeugen zu können.
    Nicht schnell genug hatte es ihm mit der Brautwerbung gehen können, kaum dass seine brave Gerusch unter der Erde war, die in all den Ehejahren niemals von ihm schwanger geworden war. Ein frisch renoviertes Haus hatte Relin flugs von Meister Cranach angemietet, um dort ungestört dem Honigmond mit Margaretha zu frönen. Das lag inzwischen beinahe drei Jahre zurück – und noch immer wartete er vergeblich auf den ersten Nachkommen.
    Die Sorge wegen einer kinderlosen Zukunft hatte erste feine Linien in Margarethas glattes Mädchengesicht gestichelt, und die dunklen Augenschatten zeugten von schlaflosen Nächten. Beim Verpacken von Lapislazuli, Malachit, Zinnober und all den anderen Kostbarkeiten hielt sie den Kopf heute gesenkt und mied Jans Blick.
    Er wusste plötzlich nicht mehr weiter.
    Margaretha wirkte so abwesend, so sehr in sich gekehrt – wie in aller Welt sollte er da das unmögliche Anliegen zur Sprache bringen, das der Meister ihm aufgetragen hatte?
    Jan räusperte sich, rang nach Worten und fand doch nicht die richtigen. Aber es musste gelingen! So vieles hing davon ab, dass er sich hier und heute als Herr der Situation erwies.
    Er griff unter ihr Kinn und hob es sanft an.
    »So traurig?«, fragte er leise. »Das kann ich bei einer so schönen Frau wie Euch kaum ertragen.«
    »Ich und schön – dass ich nicht lache!«, gab sie gereizt zurück. »Mein Hals ist zu kurz, die Nase zu knollig, das Becken nicht breit genug. Und was das andere betrifft …« Sie stieß seine Hand weg. »Spart Eure Komplimente lieber für jene auf, die es verdienen!«
    »Nur ein Blinder könnte bei Eurer Schönheit unberührt bleiben«, fuhr Jan unbeirrt fort. »Sagt, habt Ihr denn bei Euch zu Hause alle Spiegel zerschlagen?«
    Jetzt musste sie wider Willen doch ein wenig lächeln.
    »Wir hatten nur zwei, und der eine ist längst ruiniert. Den anderen hab ich in der Truhe versteckt. Ganz zuunterst, wenn Ihr es genau wissen wollt.«
    »Und die Augen Eures Mannes? Was

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