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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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aus der Bettstatt zu zupfen und damit um sich zu werfen, was die Muhme unterband, indem sie seine Hände festhielt. Sofort setzte empörtes Geplärre ein.
    »Ich bringe ihn nach unten«, sagte sie. »Er muss sich ordentlich draußen austoben, sonst haben wir bis zum Abend keine Ruhe.«
    »Das kann ich doch machen.« Susanna erhob sich.
    »Binea übernimmt das«, sagte Katharina und legte Bini Elisabeth in die Arme. »Und du warte noch einen Moment! Mir geht da schon länger etwas im Kopf herum.«
    Erst nachdem sie allein waren, sah Katharina Susanna mit ernster Miene an. »Was war eigentlich mit Jan in jener Nacht?«, sagte sie. »Das wollte ich dich schon die ganze Zeit fragen.«
    »Jan?«, sagte Susanna gedehnt. »Wieso Jan?«
    »Er hat dich doch zurück ins Schwarze Kloster gebracht. Ist er zufällig dazugekommen, als du angegriffen worden bist?«
    Susanna zog die Schultern hoch.
    Eine Frage, die sie sich selbst unzählige Male gestellt hatte. War Jan ihr gefolgt? Oder wie sonst konnte er ausgerechnet am rechten Ort gewesen sein, um sie zu retten?
    »Du weißt es nicht.« Katharina klang enttäuscht. »Oder willst du es mir bloß nicht sagen?«
    »In der Apotheke hatte ich kein Glück. Und als nebenan im Cranach-Haus auf mein Klopfen hin ebenfalls alles still blieb, bin ich in die Werkstatt gegangen. Dort stand Jan und …« Sie biss sich auf die Lippen.
    »Du warst bei ihm in der Werkstatt? Mitten in der Nacht?«
    »Was sonst sollte ich tun?« Warum nur fühlte Susanna sich bei jedem Wort schuldig? Sie hatte nichts Verbotenes getan – nur etwas gesehen, das sie seither nicht mehr vergessen konnte. »Da war Licht. Das einzige weit und breit. Und ich dachte …«
    »… dass meine Freundin Barbara um Mitternacht inmitten von Farben, Leinwänden und Staffeleien ihre Kräuter sortiert? Oder was sonst?«
    Schweigend sahen sie sich an.
    Ein Kräftemessen, um das beide Frauen wussten. Doch keine gab nach.
    »Ich mag Jan, das weißt du«, sagte Katharina schließlich. »Seinen Humor, seine Begabung, die Leichtigkeit, mit der er durchs Leben geht. Aber der junge Maler hat noch eine andere Seite, die mir weit weniger gefällt. In ganz Wittenberg ist er als Weiberheld verschrien. Unzählige Herzen hat er schon gebrochen. Pass gut auf, Susanna, dass deines nicht auch dazugehört!«
    *
    An diesem Abend war das ganze Schloss festlich erleuchtet. Sogar im Garten waren brennende Fackeln aufgesteckt, um den Besuchern den Weg zu weisen.
    »Barbara bringt heute einen besonders guten Braten auf den Tisch«, sagte Cranach, während er und Jan auf das Portal zugingen. »Und das haben sich unsere Gesellen und Lehrlinge auch redlich verdient. Die letzten Tage waren für uns alle eine immense Anstrengung. Ich kann nur hoffen, Seine Hoheit wird zufrieden mit dem sein, was wir geleistet haben.«
    Was hatte die Werkstatt vor dem Besuch des Kurprinzen und der Kurprinzessin nicht alles zu tun gehabt! Fahnen und Leuchter mussten neu bemalt, prächtige Schilde und Pferdedecken für das Turnier entworfen werden. Da keine Zeit mehr blieb, um einen kleinen Gartenpavillon von Grund auf zu renovieren, war in größter Eile eine Verkleidung aus vergoldeter Pappe angefertigt worden, die freilich den ersten kräftigen Regenguss kaum überstehen würde.
    »Vielleicht sollte der Kurfürst seinem Sohn doch lieber eine eigene Hofhaltung gestatten, anstatt zu versuchen, ihn mit buntem Firlefanz zufriedenzustellen«, sagte Jan an Cranachs Seite. »Kurprinz Johann Friedrich soll, wie man allgemein hört, ein Mann sein, der weiß, was er will. Das wird auch sein Vater früher oder später einsehen müssen.«
    Cranach funkelte ihn aufgebracht an.
    »Was maßt du dir an! Wir sind Maler und stehen in Diensten des Hofes. Die Hoheiten befehlen – und wir tun alles, um ihre Wünsche zu erfüllen. Verstanden?«
    Jan nickte schweigend, weil er keine Lust auf Streit hatte, und sie setzten ihren Weg fort, bis Cranach kurz vor dem Portal abermals stehen blieb und ihn prüfend musterte.
    »Hast du nichts Besseres anzuziehen?«, fragte er mürrisch.
    »Das ist meine beste Schaube«, erwiderte Jan gelassen, der genau wusste, wie gut das weiche Braun zu seiner Augenfarbe passte, auch wenn er die kurze Jacke schon länger trug. »Bezahlt mir mehr Lohn, dann hab ich auch Geld für teure Kleider!«
    Doch Cranach war noch immer nicht zufrieden.
    »Ich hätte dich länger unterweisen sollen«, sagte er. »Das Verhalten bei Hof ist nun mal eine delikate Angelegenheit. Ein

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