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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Kunstkenner, Euer Hoheit, wisst Ihr natürlich um die vielen Schritte, die solch einem Werk notgedrungen vorausgehen. Ich schlage vor, dass wir mit einer Reihe von Skizzen beginnen, aus denen Ihr dann das gewünschte Motiv auswählen könnt. Und dabei wird Seman mich tatkräftig unterstützen.«
    Der Kurprinz nickte und zog Cranach zur Seite, während sie halblaut weiterredeten. Die Kurprinzessin schloss sich ihnen an.
    »Seman heißt Ihr also.« Dilgin von Thann spielte mit ihren langen aschblonden Locken, die ein silberner Blütenreif aus der Stirn hielt. »Und wie lautet Euer Taufname?«
    Eine Einladung, dachte Jan, der die Regeln des alten Spiels zwischen Frauen und Männern perfekt beherrschte, und fühlte sich geschmeichelt und überrumpelt zugleich. Oder macht es ihr nur Spaß, mit einem Niedergestellteren zu spielen?
    »Wieso wollt Ihr das wissen?«, erwiderte er.
    Beim Lachen entblößte sie eine Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen, was ihr etwas Kindliches gab.
    »Weil ich allen Dingen auf den Grund gehe«, sagte sie. »So ist nun einmal meine Natur. Und gegen die eigene Natur lässt sich, wie Ihr vermutlich wisst, wenig ausrichten.«
    Wie alt mochte sie sein?
    Er gestand ihr eine Handvoll Jahre mehr zu als der sechzehnjährigen Kurprinzessin. Ihre Gesten und Bewegungen waren die einer erfahrenen Frau.
    »Jan«, sagte er. »Jan Seman. Und ich stamme aus Prag, falls das Eure Neugierde weiter stillt.«
    »Ein Böhme? Das passt zu Euch.« Sie nickte, als käme es dabei einzig und allein auf ihre Zustimmung an. »Würdet Ihr mich für einen Moment in den nächtlichen Garten begleiten, Jan Seman aus Prag?«
    *
    Wo steckte nur dieser Seman?
    Cranach konnte ihn nirgendwo entdecken. Dabei wollte er jetzt nur noch nach Hause, zu Barbara, die ihn freundlich empfangen, an ihre Brust drücken und bis zum Morgen mit keinerlei lästigen Fragen behelligen würde.
    Lag erst einmal der festlich erleuchtete Saal hinter einem, war das Schloss dunkel und verwinkelt wie eh und je. Eine jähe Dankbarkeit schoss in Cranach empor, weil er nicht mehr hier mit der Familie sein Dasein fristen musste, sondern in eigenen behaglichen Räumen am Markt leben und arbeiten konnte.
    »Seman?«, rief er halblaut. »Wo steckst du? Wir müssen nach Hause!«
    Dieser Hundling würde sich doch nicht irgendwo hier mit einem Weib zu einem heimlichen Schäferstündchen zurückgezogen haben?
    Cranachs Unwillen wuchs.
    Jetzt klopfte er zunehmend heftig an die Türen längs des Flurs.
    »Seman? Antworte endlich!«
    In wachsender Verärgerung öffnete er die nächste Tür.
    Drinnen war es dunkel. Aber er hörte gleichmäßige Atemzüge – und erschrak.
    »Da seid Ihr endlich«, sagte die tiefe, wohlklingende Männerstimme, die ihm bereits vertraut war. »Oder wolltet Ihr Euch davonstehlen, ohne mich auf den neuesten Stand zu bringen?«
    »Ihr wart nicht auf dem Fest?« Cranach hatte es kaum ausgesprochen, als er merkte, wie töricht diese Frage war.
    »Wohl kaum.« Die Stimme klang belustigt. »Oder hätte ich der schwangeren Kurprinzessin den Schreck ihres Lebens einjagen sollen? Mein Platz ist und bleibt im Dunkel. Was allerdings nicht bedeutet, dass meine wachsamen Augen nicht auf Euch gerichtet wären.«
    Was wollte er damit sagen?
    Cranach wurde immer unbehaglicher zumute. Er verlagerte das Gewicht auf das andere Bein, was der Mann im Dunkeln wohl falsch bewertete.
    »Bleibt gefälligst, wo Ihr seid!« Jetzt war die Stimme scharf geworden. »Ich kann es nun mal nicht ausstehen, wenn man mir zu nah auf den Leib rückt. Wir können uns auch so bestens unterhalten.«
    »Ich rühre mich nicht von der Stelle«, sagte Cranach.
    »Gut. Habt Ihr sie?«
    »Ja«, erwiderte Cranach. »Die erste der drei Grazien ist fertig gemalt. Und sie trägt, wie von Euch gewünscht, Margaretha Relins Züge.«
    »Aber hat sie auch ihren Körper? Das ist sehr wichtig!«
    »Den auch.« Zwei Worte, die ihm alles andere als leicht fielen.
    »Nackt dargestellt?«
    »Ja, sie ist nackt, bis auf den zarten Schleier, den Ihr mir zugestanden hattet.«
    »Dazu habt Ihr sie gebracht? Kompliment! War sicherlich nicht einfach.«
    »Ich habe mich bemüht, den ersten Teil Eures Auftrags zu erfüllen«, sagte Cranach. »Und will es mit den beiden folgenden nicht anders halten. Doch der Zeitraum, den Ihr mir dafür eingeräumt habt, ist mehr als knapp bemessen. Um weiterarbeiten zu können, muss ich wissen, wer die zweite Grazie sein soll.«
    »Nichts einfacher als das.« Die

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