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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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muss.«
    »Was soll das heißen?« Der Patron war aufgestanden. »Ist sie krank? Hast du nicht gut auf sie aufgepasst?«
    »Das Geblüth«, sagte sie leise. »Die ersten Jahre ist es oft am allerschlimmsten. Ich musste ihr schon Himbeertee einflößen, so elend ist sie.«
    Sie meinte, ein leises Schnauben zu hören, als er hinausging, doch sicher war sie sich nicht.
    Dann freilich hörte sie die Hintertür ins Schloss fallen, die er immer benutzte.
    Ein Aufschub, dachte Griet fröstelnd, als hätte etwas Eisiges sie gestreift. Lediglich ein weiterer Aufschub – und danach?

ACHT
    A CHT
    D er Kurprinz ließ zur Jagd blasen, doch dieses Mal nicht in Wald und Feld, sondern für seinen frisch renovierten Ballsaal. Ein rauschendes Fest sollte im Schloss zu Wittenberg gefeiert werden, und Cranachs Werkstatt ächzte unter den Unmengen von Pappmaschee und Stoffen, die es innerhalb kürzester Zeit zu bemalen galt. So vieles war zu tun, dass der Meister kurzerhand einen weiteren Gesellen eingestellt hatte, einen klapperdürren Kerl mit strohblondem Haar und Händen, so groß wie Bratpfannen, die sich allerdings als äußerst geschickt erwiesen. Moritz Eiser lautete sein Name, und er stammte aus Meißen, wo er bei verschiedenen Hofmalern beschäftigt gewesen war.
    Jan gefiel der Neue, der Humor zu haben schien, nicht lange herumdruckste, wenn ihm etwas nicht passte, und zulangen konnte wie zwei. Schon nach einem Tag übertrug er ihm diffizilere Partien, ließ ihn verschwiegene Pavillons und kleine Tempel mit reich dekorierten Säulen malen, die das dunkle Grün unterbrachen und die Illusion einer antiken Landschaft erwecken sollten.
    »Dieser ganze Aufwand für einen einzigen Abend!«, sagte Ambrosius stöhnend. »Und danach werfen sie alles weg, während unsere anderen wichtigen Aufträge einstweilen ruhen müssen. Warum gehen sie nicht einfach hinaus in die Natur, die all das kostenlos bietet?«
    »Weil sie Angst vor Stechfliegen und Mücken haben«, erwiderte Moritz mit frechem Grinsen. »Und Schlamm und brackiges Wasser im Nu ihre kostbaren Gewänder verderben könnten. Und weil es sich im Schutz von gemalten Kulissen auf Samtkissen eben sehr viel bequemer poussieren lässt als auf harten Flechten oder rauen Baumstümpfen. Außerdem wollen sie bei ihrem amourösen Treiben keinesfalls einem wie dir oder mir begegnen. Deshalb bleiben sie lieber unter sich.«
    Er stieß Jan aufmunternd in die Seite.
    »Das müsstest du doch am besten wissen, wo du im Schloss ein und aus gehst!«
    Jan murmelte Unverständliches, scheinbar ganz vertieft in die Darstellung eines Reigens leicht bekleideter Nymphen, die um einen kleinen Weiher tanzten. Der zweiten von links hatte er aus einem Impuls heraus Susannas Gesicht gegeben, was er nun mit mäßigem Erfolg zu korrigieren versuchte, weil es ihm plötzlich unpassend erschien, die ehemalige Nonne so locker gekleidet darzustellen. Das zarte Geschöpf unter seinem Pinsel wurde Dilgin immer ähnlicher.
    Inzwischen war die Atmosphäre zwischen ihm und ihr derart aufgeladen, dass seine Stimme zu kippen drohte, sobald die Hofdame das Gemach betrat, in dem er Sibylle von Sachsen porträtierte. Annähernd hundert Zeichnungen waren inzwischen entstanden, und noch immer war der Kurprinz nicht zufrieden, ja, er schien allmählich sogar die Geduld zu verlieren.
    »Mir ist durchaus bekannt, welch wichtige Mission den Meis ter vom Schloss fernhält«, hatte er erst gestern bemängelt. »Und ich wünsche mir ebenso wie die ehrbaren Bürger Wittenbergs, dass der Mörder der Apothekergattin schnellstens dingfest gemacht wird. Doch was mein Gemälde betrifft, so habe ich einen echten Lucas Cranach bestellt. Und den will ich auch in meinem Schloss hängen haben – richtet ihm das gefälligst aus!«
    Was Jan postwendend erledigt hatte.
    Doch Cranach winkte bloß müde ab.
    »Hast du eine Ahnung, wie viele Wittenberger ich inzwischen verhört habe? Nicht wenige von ihnen wollen Margaretha nach ihrem Verlassen der Apotheke noch lebend gesehen haben – dann jedoch bricht jede Spur ab, und sie scheint plötzlich wie von Zauberhand verschwunden zu sein.« Er stützte den schweren Kopf in die Hände. »Wie kann so etwas angehen? Sosehr ich auch hin und her überlege, so fehlt mir in der Chronologie der Ereignisse mehr als ein ganzer Tag. Wo war Margaretha, bis man sie tot am Fluss gefunden hat?«
    »Und wenn der Mörder sie gefangen genommen hatte?«, sagte Jan.
    »Was redest du da?«, fuhr Cranach ihn an. »Das ist

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