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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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da stand sie im Morgenmantel mit ihrem Spazierstock und hieb – noch vor dem Frühstück – auf diabolische Gegenstände ein.
    »Über das Böse?« erwiderte sie. »Sibille, mein Schatz, vielleicht erzähle ich dir eines schönen Tages, wie Monsieur Tournet zu seinem Geld gekommen ist…«

Kapitel 9
    I ch beneide dich, Bruder, ein so trautes Heim, eine so nette kleine Stadtpraxis. Du hast ja keine Ahnung, wie schwierig und anstrengend es ist, einer einzigen Gönnerin zu dienen, die obendrein allmächtig ist. Nein, du hast Glück, daß du dein eigenes Geschäft hast und nicht die unersättlichen Forderungen der Königin befriedigen mußt.« Cosmo Ruggieri deutete auf die beengten Räumlichkeiten, das beste Zimmer seines Bruders Lorenzo, das zu einer im oberen Stockwerk gelegenen Wohnung in der Rue de la Tisseranderie gehörte. Er hatte die schwarzen Lederstiefel auf den einzigen Fußschemel gestellt, und sein schwarzer Umhang hing an einem in die Wand eingeschlagenen Haken. An die Decke waren mehrere Sternenkarten neben das in Rot aufgemalte magische Zeichen von Asmodeus gemalt, dem Schutzdämon der Familie Ruggieri. Schließlich war Zauberei und Weissagen das Familiengewerbe.
    Die Ehefrau von Cosmos Bruder, eine nette kleine Frau im Hauskleid, in weißer Haube und Schürze, eilte herbei und schenkte ihm Wein nach. Im Nachbarzimmer hörte man Kinder ihre Lektion herbeten. Sie wurden von dem jüngsten Ruggieri-Bruder unterrichtet, solange seine Gemälde ihm nicht genügend Geld für einen eigenen Haushalt einbrachten.
    »Ja, Cosmo, das ist dein Segen und dein Fluch zugleich – du bist eben der älteste von uns. Du hast den Gönner der Familie geerbt… Beatrice, hast du für meinen verehrten Bruder noch mehr von diesen Küchlein? Und was für ein Glück! Was für Sterne! Unser Vater hat immer gesagt, daß unsere Duchessina zur Königin von Frankreich bestimmt ist. Und jetzt sieh uns hier an, es geht uns allen gut, weil sie Glück hat – und damit auch du! Cosmo, ich sage dir, du hast einfach schwache Nerven. Du solltest heiraten; das würde dir ungemein guttun. Meine Frau hat eine Base in Italien, die so schön sein soll, daß die Kirchturmuhr stehenbleibt, wenn sie vorbeigeht.«
    »Das darf ich nicht, Bruder. Häusliches Eheglück wäre meiner geheimnisvollen Aura ebenso abträglich wie eine andere Farbe als Schwarz für meine Kleidung. Berufsrisiko. Vater hat mich immer gewarnt. Und jetzt hackt die hohe Dame beinahe jeden Tag wie eine Harpyie auf mir herum. Weiß nicht den geringsten Dank dafür, daß ich sie zur Königin gemacht habe. Welche Aussichten hatte sie denn schon als Frau eines Zweitgeborenen? Ich sage dir, mein Leben steht auf dem Spiel, wenn ich sie dieses Mal nicht zufriedenstellen kann.«
    »Schon wieder? Gibt es denn keine Dankbarkeit mehr? Erst war sie kinderlos und fürchtete verstoßen zu werden, und dann hat sie dank dir und dem Zauber unseres Vaters neun Kinder geboren.«
    »Dafür heimst dieser aufgeblasene, eingebildete Doktor Fernel die ganze Anerkennung ein. Ebenso wie der Chirurg, der den König operiert hat, und auch diese aufdringliche Gondi, die sich immer wieder Zauberarzneien von Quacksalbern hat schicken lassen, außerdem der Alte Konnetabel Montmorency, der von seinen Reisen fremdländische Arzneien mitgebracht hat – nahezu jeder, der um ihre Gunst buhlt. Schließlich kann man nicht erwarten, daß sich Laien mit anständigen, ordentlichen, diabolischen Prinzipien auskennen.«
    »Der Fluch unseres Berufes, nicht wahr, Bruder? Vater hat recht gehabt. Jeder Laie glaubt, daß er sich auf Zauberei versteht, und wir gehen dabei vor die Hunde und müssen mit Rauchwolken und geheimnisvollen Gewändern Eindruck schinden. Salonzauberei! Vielleicht hat Roger recht daran getan, sich auf Malerei zu verlegen. Zaubern ist ein anstrengendes Geschäft.«
    »Bestenfalls. Hm, diese Küchlein – deine Frau versteht sich wirklich aufs Backen.« Cosmo Ruggieri wischte sich die Krümel von seinem düsteren schwarzen Lederwams und sagte: »Die Königin gibt keine Ruhe, bis sie die Herzogin von Valentinois aus dem Bett ihres Mannes gezerrt hat. Sie hat angefangen, sie auf laienhafte Weise mit einem Zauberbann zu belegen, aber es gelingt ihr nicht.«
    »So läuft es immer.«
    »Und dann hat sie mir gedroht, diesen lästigen alten Michel de Nostredame holen zu lassen und mich durch ihn zu ersetzen.«
    »Nicht ganz richtig im Kopf, dieser Mann. Und obendrein ein schlechter Dichter. Die Centuries.

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