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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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anderen auf eine Weise berührt, die auf ein Höchstmaß an Intimität schließen ließ.
    Zuerst war Kate wie gelähmt gewesen.
    Sie hatte die beiden angestarrt, ihren Augen nicht getraut. Andrew und Willa … unmöglich. Der Raum begann sich zu drehen, sie hatte ihren eigenen Schrei gehört und war aus der Wohnung gerannt.
    »Sie war im Handumdrehen verschwunden«, sagte Andrew dumpf. »Vermutlich dachte sie, sie könnte dir nie wieder unter die Augen treten. Ich konnte es jedenfalls nicht … als du in der Nacht zurückkamst und dir dein Bett im Arbeitszimmer gemacht hast.«
    »Du kamst herein. Hast mir ein Glas kaltes Wasser und einen kalten Waschlappen gebracht …«
    »Und du hast das Glas gegen die Wand geschmettert, hast den Waschlappen in tausend Fetzen gerissen.«
    »Das hat Willa nicht gesehen.«
    »Nein, da war sie längst über alle Berge. Und du bist am nächsten Tag ausgezogen. Hast mir – hast uns – keine zweite Chance gegeben. Aber das haben wir ja schon alles durchgekaut …«
    »Was uns miteinander verbunden hatte, war ein für alle Mal zerbrochen.«
    »Vielleicht dachte deine Schwester, das würde auch für sie gelten. Keine zweite Chance …«
    Kate starrte das Porträt an. Was war, wenn er Recht hatte? Aber Kate musste einfach glauben, dass sie die schlimme Zeit durchstehen konnte, fähig sein würde, ihre Schwester irgendwann wieder genauso zu lieben wie früher.
    »Sie ist meine Schwester. Was uns verbindet, sind Blutsbande.«
    »Uns verband ein Ehegelöbnis«, erinnerte Andrew sie mit leiser Stimme. Er starrte aus dem Fenster auf das Virginia zugehörige Ufer des Potomac, einen harten Ausdruck in den Augen.
    Kates Hände bebten, sie fühlte sich innerlich zerrissen. Vielleicht hatte Andrew Recht, wenn Willa nicht fortgegangen wäre, hätte sie möglicherweise nie erkannt, wie groß die Liebe zu ihr war. Und hätte ihre Schwester bis heute gehasst, sich in ihren Schmerz vergraben.
    »Dachtest du, ich könnte dir helfen, dich ihr näher zu fühlen?«, fragte Andrew müde. »Bist du deshalb gekommen?«
    »Ich hatte es gehofft.« Kate senkte den Kopf.
    »Bedaure …«
    »Wir drei haben hier viel Zeit verbracht. Du warst so großzügig ihr gegenüber, eine Art Ziehvater, in vieler Hinsicht. Sie war ja noch klein, als wir heirateten.«
    »Du siehst ja, dass ich alles kaputtgemacht habe.« Andrew schüttelte bitter den Kopf.
    »Ach, Andrew.« Während sie ihn betrachtete und sah, welchen Tribut er für sein Fehlverhalten gezahlt hatte, empfand sie sogar ein wenig Mitleid mit ihm. Zum ersten Mal spürte sie das aufrichtige Bedürfnis, ihm zu verzeihen. Zu ihrer Überraschung schien ihr Schmerz dadurch zu verblassen.
    »Wenn du etwas anderes zu finden hofftest, darfst du dich gerne umschauen. Es kommt inzwischen kaum noch Post für dich an, nicht einmal Werbung. Und den Rest nehme ich seit der Sache mit der Postkarte genau unter die Lupe.«
    »Nein, ich bin nur gekommen … um dich zu sehen. Und über Willa zu sprechen. Es gibt da einen Anwalt in Connecticut …« Sie schluckte, dachte an John O’Rourke. »Er hat die Verteidigung eines Serienmörders übernommen – Gregory Merrill. Ich bin zu ihm gefahren, weil ich denke, dass sein Mandant Willa entführt hat …«
    »Und was denkt der Anwalt?«
    Kate schwieg, erinnerte sich an Johns Worte in Fairhaven, wie er sie in den Armen gehalten und geküsst hatte. Wenn sie Andrew in das Geheimnis einweihte, würde er sofort wissen, dass John die Schweigepflicht gegenüber seinem Mandanten verletzt hatte.
    »Keine Ahnung.« Kate wünschte sich mit einem Mal, sie hätte das Thema gar nicht erst angeschnitten. Mit Andrew auch nur über John zu sprechen kam ihr vor, als würde sie etwas ausplaudern, was sie unter Verschluss halten wollte. »Ist auch nicht wichtig.«
    Andrew blickte sie ratlos an. Die Situation musste ihm seltsam erscheinen – gerade erst aus China zurückgekehrt, erhielt er überraschenden Besuch von seiner Ex-Ehefrau, die er seit Monaten nicht gesehen hatte. Kate ging zum Klavier, stützte sich auf die Bank und hängte das Bild von der Wand ab.
    »Ich hoffe, dass du glücklich bist.«
    »Du auch«, erwiderte er.
    Sie standen reglos in ihrem früheren Wohnzimmer und blickten sich an. Und plötzlich war Kates Unsicherheit verflogen, und ihr wurde klar, was sie hier gewollt hatte: Willas Bild holen und Andrew ein für alle Mal loslassen.
    Sie sahen sich lange an, der Augenblick schien ewig zu währen. Kate spürte fast, wie Andrew

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