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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Makel in ihrem perfekten Gesicht war die kleine Nase, die feuerrot von der Kälte war.
    »Hallo«, sagte die Frau, leicht vor dem Hund zurückweichend.
    »Hallo«, erwiderte Kate. »Sie tut nichts.«
    »Kenne ich Sie?«, fragte die Frau, Bonnie ignorierend, die zur Begrüßung mit dem Schwanz wedelte.
    »Ich glaube nicht«, antwortete Kate, doch dann verschlug es ihr die Sprache: Konnte es sein, dass diese Frau Willa begegnet war und Kate mit ihrer Schwester verwechselte? »Erinnere ich Sie an jemanden?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, lachte die Frau. »Für mich sieht ein Mensch wie der andere aus. Aber ich habe gehört, wie Sie Teddy O’Rourke angefeuert haben.«
    »Den Helden der Mannschaft.« Kate lächelte.
    »Woher kennen Sie Teddy?«
    Kate war verblüfft über die Direktheit der Frau.
    »Ich kenne seinen Vater, gewissermaßen.«
    »Johnny. Wir sind seit Ewigkeiten befreundet. Kennen Sie sich privat? Oder sind Sie eine Mandantin?«
    »Weder noch.« Kate spürte, wie sie sich verschloss. Die Frau musterte sie mit einem aufdringlichen Lächeln, als wollte sie um jeden Preis herausfinden, was sie mit John O’Rourke zu schaffen hatte. Obwohl sie mehrere Ringe trug, sah keiner wie ein Ehering aus. Fürchtete sie, Kate könne in ihr heimisches Junggesellen-Revier eindringen?
    »Nun, wie auch immer. Ich bin Sally Carroll. Nett, dass Sie gekommen sind, um Teddy die Stange zu halten. Theresa – seine Mutter – war meine beste Freundin. Sie fehlte bei keinem Spiel. Da drüben ist mein Sohn – die Nummer zweiunddreißig. Bert und Teddy sind befreundet, solange ich denken kann. Und die Freundschaft zwischen Theresa und mir geht auf die Highschool-Zeit zurück – wir gehörten alle derselben Clique an.«
    »Tut mir Leid, dass Sie … Ihre Freundin verloren haben.«
    Sally nickte. »Ja, das kam völlig unerwartet. Also dann … war nett, mit Ihnen zu plaudern. Übrigens, Sie erinnern mich wirklich an jemanden.«
    »Meine Schwester war hier in der Stadt.« Kates Puls beschleunigte sich. »Vielleicht sind Sie ihr begegnet? Sie hat im East Wind gewohnt …«
    Sally lächelte. »Wie ich bereits sagte, für mich sieht ein Mensch wie der andere aus …«
    Kate öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, aber Sally war bereits auf und davon. Sie eilte unverzüglich zu einer Traube von Müttern und begann zu flüstern, so dass Kate nichts hören konnte. Doch die Art, wie die Frauen zu ihr hinüberspähten, verriet Kate, dass Sally die Neuigkeit verbreitete, dass eine Fremde in der Stadt weilte, die gekommen war, um Teddy O’Rourke Fußball spielen zu sehen.
    Als sie aufblickte und zusah, wie Teddy den Ball über die ganze Länge des Feldes einem Teamkameraden zuspielte, fiel ihr ein Mann auf, der eine Windjacke der Shoreline High trug und nicht die Fußballmannschaft, sondern sie beobachtete. Hoch gewachsen und hager, Mitte dreißig, mit dunklen Augen und kurzem lockigem Haar, starrte er mit gerunzelter Stirn in Kates Richtung, als versuche er wie Sally Carroll, sie einzuordnen.
    Während der Halbzeit, als sich die Mannschaften um die Spielerbänke scharten, um Wasser zu trinken und die weitere Strategie festzulegen, rannte Teddy zu Kate.
    »Danke, dass du gekommen bist«, rief er atemlos. Dann bückte er sich, um den Scotchterrier zu tätscheln. »Du hast einen Hund?«
    »Das ist Bonnie. Sie gehört meiner Schwester.«
    »Brav, Bonnie.«
    »Eine tolle erste Halbzeit, Teddy. Ich bin froh, dass ich dein Tor miterleben konnte.«
    »Ich auch.«
    Kate hätte ihn gerne gefragt, wo sein Vater steckte, aber die tiefe Traurigkeit in seinen Augen, die sie von Willa kannte, hielt sie davon ab. Als ihre Schwester klein gewesen war, musste sie auch manchmal alleine zum Hockeyspielen, zum Gesangsverein und zu Kunstausstellungen gehen, wenn es Kate trotz größter Mühe nicht gelungen war, sich während der College- oder Arbeitszeit ein paar Stunden freizunehmen.
    »Er wäre bestimmt hier, wenn er könnte«, hörte sich Kate sagen.
    »Ich weiß.«
    »Er ist ein viel beschäftigter Mann, ein Staranwalt. Sogar Väter mit einem Beruf, der nur halb so wichtig ist wie seiner, müssen tagsüber arbeiten.«
    »Früher ist meine Mutter immer gekommen.«
    »Ich weiß. Sally Carroll hat es mir erzählt.«
    Teddys Augen verengten sich. Schaudernd, wie ihr schien, blickte er zu der Gruppe von Müttern hinüber – die ihn und Kate beobachteten.
    »Sie wüssten zu gerne, wer du bist«, sagte er.
    »So ist das nun mal in einer

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