Die geheime Waffe
die EU-Einrichtungen in Brüssel werden belagert. Ich bin froh, dass Frau Waitl und ich bereits gestern nach Brüssel gekommen sind. Heute säßen wir unter Garantie unterwegs fest. Einen Moment. Eben erfahre ich von Frau Waitl, dass die Flamen auf den Autobahnen Lkws anhalten und mit diesen die Grenze zur Wallonie dichtmachen.«
»Das heißt, wir sind auf uns allein gestellt.«
»Das können Sie in Großbuchstaben schreiben und noch unterstreichen. Hören Sie, Renk. Diese Schlipsträger im Ministerium sind gerade dabei, unsere Gruppe aufzulösen. Derzeit stehen nur noch Sie, Leutnant von Tarow und Frau Waitl unter meinem Kommando. Der Rest wurde bereits in andere Dienststellen versetzt. Sie werden es nach Ihrer Rückkehr wahrscheinlich auch, und mich wird man irgendwohin stopfen, wo gerade eine Planstelle frei wird, auf der ich dann die restlichen Jahre beim Bund absitzen muss. Die Herrschaften hörten mir nicht einmal zu, als ich sie auf die Probleme in Belgien aufmerksam machen wollte. In deren Augen habe ich komplett versagt, weil das SG21 verschwunden ist und bisher nicht wiedergefunden werden konnte. In der Hoffnung, doch noch etwas zu erreichen, sind Frau Waitl und ich hierhergekommen, um Leutnant von Tarow und Sie zu unterstützen.«
Wagner klang resigniert. Er hatte seine Abteilung über Jahre aufgebaut und dafür die besten Kräfte gesammelt. Doch jetzt servierten ihn seine bisherigen Förderer eiskalt ab, und das wegen einer Sache, die Wagner nicht einmal zu verantworten hatte. Immerhin trug nicht er, sondern Leute an höherer Stelle die Schuld am Verrat der Pläne für das Supergewehr. Ihm nahm man jedoch übel, dass es ihm bis jetzt nicht gelungen war, die kopierte Waffe zu finden.
Torsten hatte nicht die Zeit, sich Gedanken über die Probleme seines Vorgesetzten zu machen. »Wir sehen zu, was wir tun können, Herr Major. Aber jetzt müssen wir erst einmal unseren eigenen Hals retten.«
Torsten schaltete ab und drehte sich zu Henriette um. »Wir sollten uns auf den Weg machen. Sonst nageln uns die Kerle hier noch fest, und dann können wir überhaupt nichts mehr tun.«
Ein Blick durch das Fenster zeigte Henriette, wie recht er hatte. Die ersten Freischärler hatten ihren Posten beim Eingangstor aufgegeben und arbeiteten sich bereits auf die Villa zu.
»Ich hole den Flamen«, rief sie und stürmte zur Tür hinaus.
Torsten folgte ihr ein wenig langsamer und stellte sie, als sie mit Jef zurückkam, ärgerlich zur Rede. »Wenn einer der Kerle im Flur gewartet hätte, wären Sie jetzt eine Bereicherung für jeden Engelschor!«
»Entschuldigung!« Henriette ärgerte sich wieder einmal über sich selbst, weil sie ohne nachzudenken losgerannt war. Um einiges vorsichtiger näherte sie sich der Eingangstür und spähte hinaus. »Keiner zu sehen!«
Bevor er das Gebäude verließ, wollte Torsten etwas geklärt wissen. Er winkte Jef zu sich und legte ihm die rechte Hand auf die Schulter. »Du hast dich doch bis jetzt frei hier bewegen können?«
Jef nickte. »Hier im Gebäude schon, und auch in den Hallen rundum. Aber zum Eingangstor haben sie mich nicht ohne Aufsicht gelassen.«
»Hast du bei Sedersen irgendwann ein spezielles Gewehr gesehen. Es sieht sehr futuristisch aus und …«
»Das kenne ich! Sedersen hat es vorhin mitgenommen. Haben Sie nicht die Pläne dafür verbrannt? Sedersen hat Sie später deswegen verspottet und erklärt, er habe die Pläne eingescannt und auf einem USB-Stick gesichert. Den hat er in einer Art Innentasche in der Hose bei sich.«
»Was ist denn los? Sie sagten doch selber, dass wir keine Zeit zum Quatschen haben!« Henriette wurde ungeduldig.
»Jetzt haben Sie es mir aber gegeben!« Torsten grinste und schloss zu ihr auf. Als er neben ihr stand, wirkte sein Gesicht angespannt. »Wir werden uns einen der Lkws aus der Halle holen und damit die Sperre am Eingang durchbrechen.«
»Das bringt nicht viel«, unterbrach ihn Henriette. »Wir müssen unbedingt die Menschen auf diesem Friedhof vor Rechmanns Bombe warnen. Mit einem Lastwagen schaffen wir das nie. Dafür brauchen wir schon ein Flugzeug!«
»Ein Flugzeug?«, rief Torsten verdattert, dann folgte sein
Blick Henriettes ausgestrecktem Arm. Drüben auf dem Flugplatz standen neben dem alten Doppeldecker auch einige moderne Jets, die für Reisen bis nach Amerika geeignet waren. Jetzt erinnerte Torsten sich daran, dass Henriette Luftwaffenpilotin war, und lächelte. »Also gut! Machen wir es so. Wir holen uns einen Lkw
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