Die geheime Waffe
als Büro. Im letzten Raum standen nur ein paar Umzugskartons.
Rechmann interessierte sich vor allem für das Büro. Er schloss den Schreibtisch auf, holte alle Papiere heraus und verstaute sie in einer Plastiktüte. Ganz unten hinter einem Stapel leeren Papiers versteckt stieß er auf eine eiserne Kassette mit einem Zahlenschloss.
Er stellte sie auf den Tisch und rief nach Jasten. »He, Karl, dein Typ wird verlangt!«
Jasten kam herein und sah die Kassette. »Na, Großer? Bei dem Ding ist doch eher Verstand gefragt als Muskelmasse!«
Einem anderen als Jasten hätte Rechmann die Nase gebrochen oder ihm wenigstens ein blaues Auge verpasst. Stattdessen aber grinste er nur erwartungsvoll und sah zu, wie sein Kumpan mit flinken Fingern an dem Zahlenschloss hantierte. Jasten brauchte keine drei Minuten, dann war die Kassette offen.
Innen lag ein dickes Bündel Papiere. Jasten warf einen kurzen Blick darauf. »Sieh dir das an! Dieser Ingenieur hat doch tatsächlich heimlich die Pläne des Supergewehrs kopiert. Fragt sich nur, was der Dreckskerl damit vorhatte.«
Rechmann schnaubte. »Wahrscheinlich wollte er sie an denjenigen verkaufen, der ihm am meisten dafür zahlt. Der Chef wird froh sein, dass wir früh genug gekommen sind. Pack das Zeug ein! Die leere Kassette nehmen wir ebenfalls mit, sonst fällt das auf.«
Ihm war klar, dass die Pläne seines Anführers durch unvorhergesehene Ereignisse dieser Art höchst gefährdet waren. In Zukunft musste er noch besser aufpassen, um rechtzeitig eingreifen zu können. Er dachte an den alten Mann, den sie vor mehreren Tagen samt seinem Wagen in einem kleinen See versenkt hatten. Bis jetzt hatte noch niemand sein Verschwinden bemerkt.
»Auch hier wird ihnen nichts auffallen«, sagte Rechmann zu sich selbst und setzte die Durchsuchung der Wohnung fort.
ACHT
E in Geräusch an der Tür ließ die beiden Eindringlinge aufhorchen. Jemand steckte den Schlüssel ins Schloss und sperrte auf. Gleich darauf schwang die Tür auf, und ein mittelgroßer, hagerer Mann trat ein.
»Linda, ich bin wieder da!«, rief er. »Du kannst das Abendessen in einer halben Stunde auf den Tisch stellen. Ich gehe inzwischen in mein Büro.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete Mirko Gans die Bürotür und sah sich Jasten gegenüber, der ihn spöttisch angrinste. Bevor Gans etwas sagen konnte, trat Rechmann aus der Küche und packte ihn. Innerhalb kürzester Zeit lag Gans geknebelt und verschnürt am Boden und starrte ängstlich zu den beiden Männern hoch.
Rechmann kniete neben ihm nieder und legte ihm die Hand auf die Brust. »Hören Sie, Gans! Ich hab nichts gegen Sie, sondern mache hier bloß meinen Job. Wenn Sie kooperieren, passiert Ihnen nichts. Es könnte sich sogar für Sie lohnen. Mein Auftraggeber ist nicht kleinlich.«
Zu Rechmanns Erleichterung schluckte Gans den Köder, denn er nickte und versuchte trotz des Klebebands auf dem Mund etwas zu sagen.
»Ich nehme Ihnen jetzt das Ding ab, damit wir uns wie anständige Menschen unterhalten können. Aber in dem Moment, in dem Sie Zicken machen, klebe ich Ihnen den Mund wieder zu.« Nach dieser Drohung zog Rechmann das Isolierband ab.
Mirko Gans schnappte nach Luft, bevor er zu sprechen begann. »Sie sind hinter dem SG21 her, stimmt’s?«
»So könnte man es sagen«, antwortete Rechmann freundlich.
»Ich habe die Pläne nachgezeichnet. Ihre Ingenieure müssten
damit klarkommen und das Gewehr nachbauen können. Aber ohne mich kommen Sie nicht ran.« Trotz der bedrohlichen Lage, in der er sich befand, versuchte der Ingenieur, Geld herauszuschlagen. Zwar hatte er die Detailpläne des Spezialgewehrs nur sehen, aber nicht kopieren dürfen. Doch diejenigen, die diese Waffe in der kleinen Fabrik fertigen ließen, hatten nicht mit seinem photographischen Gedächtnis gerechnet. Er hatte jede Einzelheit im Kopf behalten und zu Hause nachzeichnen können. Diese Pläne waren sein Kapital, und aus diesem Grund betrachtete Mirko Gans die beiden Eindringlinge eher als mögliche Geschäftspartner denn als simple Verbrecher.
Rechmann verstärkte diesen Glauben mit einigen Bemerkungen und brachte den Ingenieur dazu, mehr zu erzählen, als dieser eigentlich wollte. »Auf die Idee hat mich der Besitzer der Waffenfabrik gebracht. Er heißt Sedersen und ist ein recht großes Tier in der Wirtschaft. Er wollte unbedingt eine Kopie des Spezialgewehrs 21 haben und hat mich mit Drohungen dazu gebracht, es für ihn zu kopieren!«
Gans verdrängte dabei die
Weitere Kostenlose Bücher