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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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Soldatin war …« Sie hielt inne und strich mit der Hand über die Nähmaschine. »Manchmal kann ich immer noch nicht fassen, dass Alon Offizier ist und rangmäßig über all den Soldaten steht, die damals so alt und ernsthaft wirkten.« Sie legte die Hände in den Schoß und sah Sima an. »Das habe ich ihm immer noch nicht verziehen, dass er Offizier geworden ist.«
    »Ich dachte, Sie wären stolz darauf?«
    »Nein. Ich meine, ich freue mich für ihn, weil es das ist, was er wollte, aber ich mache mir ständig Sorgen um ihn, und ich mag mir absolut nicht vorstellen, was er macht.« Sie schwieg
einen Moment. »Seit er ein Kind ist, hat er Soldaten vergöttert. Das tun die meisten Jungs, und auch die Mädchen, schätze ich. Aber da wächst man raus. Sobald man selbst eine Uniform anzieht, sich im Spiegel anschaut und feststellt, dass man wie all die Helden aus seiner Jugendzeit aussieht, merkt man, dass es nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Weil man weiß, dass man Angst hat, jung ist, unerfahren und unsicher. Und dann weiß man, dass all die Soldaten, die man früher angehimmelt hat, genauso sind.«
    »Aber vielleicht war es für Alon das Richtige?«, fragte Sima, weil sie ihn verteidigen wollte. »Vielleicht hat es sich für ihn richtig angefühlt, real?«
    Timna öffnete die Hände, eine Geste, die ausdrückte, dass sie es nicht wusste. »Er glaubt, er könnte von innen heraus mehr Gutes tun als von außen, aber er täuscht sich. Egal, wie sehr man sich bemüht, sobald man die Waffe in der Hand hat …« Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und rieb sich den Nacken. »Wie auch immer«, sagte sie und sah Sima an. »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Auf dem Boot«, antwortete Sima, begierig darauf, Timna wieder zur Liebesgeschichte zurückzubringen. »Kurz bevor Sie festgenommen wurden.«
    »Richtig. Nun, wir wurden nicht festgenommen. Sie behandelten uns zwar wie einen Haufen Kriminelle, und wir mussten es ihnen ausreden, Anzeige zu erstatten, aber am Ende brachten wir sie dazu, uns laufen zu lassen.«
    Sima zog eine Augenbraue hoch. »Und wie haben Sie das gemacht?«
    »Meine Freundin und ich trugen Bikinis. Es war nicht schwer.«
    »Sie sind mir vielleicht eine«, sagte Sima stolz. »Wissen Sie das?«

    »Es war besser, als am Strand rumzuliegen. Unsere Lehrer waren allerdings wütend - wir durften an diesem Abend nicht am Essen teilnehmen und mussten im Hotel bleiben.«
    »Irgendwas sagt mir, dass Ihnen das nichts ausgemacht hat.«
    Timna grinste. »Egal. Das jedenfalls ist die Geschichte meiner Beinaheflucht nach Jordanien. Letztlich kein besonderes Reiseabenteuer.« Sie blickte lächelnd auf. »Shai, Nurit und ich haben aber alle möglichen Pläne - dieses Wochenende Philly, dann Washington an Thanksgiving, und während der Winterferien, die Sie erwähnt haben, Boston.«
    Sima beobachtete Timna einen Moment, bevor sie sich abwandte, weil ihr klar wurde, wie albern ihr Stolz gewesen war. Sie hatte kein Anrecht darauf, auf Timna stolz zu sein: Zu den aufregenden Momenten ihres Lebens hatte sie genauso wenig Zugang wie zu den gut bewachten fremden Küsten, zu den stillen Booten, die durch dunkle Fluten schnitten, und zu den Männern, die eine Sprache sprachen, die sie nicht verstand. Sima öffnete eine Schublade unter der Ladentheke, legte den Katalog hinein und schob sie zu.

    Kurz nach ihrem dritten Hochzeitstag nahm Sima die U-Bahn nach Manhattan, um einen Arzt aufzusuchen. Unter den Fahrgästen befanden sich Sekretärinnen auf dem Weg zur Arbeit. Sie stellte sich das Leben dieser Frauen vor, beneidete sie um den matten Glanz ihrer Mahagoni-Schreibtische und das stete Klackern ihrer polierten Nägel auf den Schreibmaschinen. Um die locker herablassende Art ihren Chefs gegenüber - kräftigen Männern mit roten Gesichtern -, um das »Guten Morgen, Mr. Thomas«, und »Guten Abend, Mr. Thomas«, und um die schaukelnde Heimfahrt mit der Einkaufsliste in der einen Hand, während sie sich mit der andern am ledernen Haltegriff festhielten.

    Allerdings, so wurde Sima klar, war auch sie eine junge Frau in marineblauem Rock, cremefarbener Bluse und Wolljackett. Vielleicht waren all die Frauen im Zug Ehefrauen ohne Babys, vielleicht hatten sie alle ihre Unterwäsche in den Müll geworfen, weil sie sich über einen weiteren verlorenen Monat ärgerten.
    Sima öffnete ihre Handtasche und sah zum vierten Mal an diesem Morgen auf die Adresse des Arztes. Allein der Blick darauf entspannte sie, der leichte Schwung

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