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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hast du damit gemeint, du hättest gewußt, es würde deinetwegen schwierig werden?«
    Thomasine sah zu ihm auf. »Ach, Teddy, würde deine Mutter wollen, daß du das Mädchen heiratest, das in dem Cottage gleich neben dem Postamt gewohnt hat? Angenommen, deinen Eltern gehörte der größte Teil des Dorfs.«
    Er lachte. »Meine Mutter wäre entzückt, wenn ich die Spülmagd zur Frau nähme, vorausgesetzt, sie wäre ein anständiges Mädchen. Sie ist ein bißchen besorgt, daß ich im hohen Alter von dreißig Jahren noch kein Mädchen angebracht habe, das nicht ihrer Ansicht nach wie ein Vamp angemalt oder ein hirnloses Flittchen war.«
    Sie lächelte, fuhr aber unbeirrt fort: »Du weißt schon, was ich meine, Teddy. Nicholas sollte eine Debütantin mit einer Mitgift ehelichen. Statt dessen ist er plötzlich mit einer kleinen Tänzerin verheiratet, die er in Paris getroffen hat. Schlimmer noch, mit einer kleinen Tänzerin aus dem Dorf, in dem er aufgewachsen ist.«
    Ihre Hand auf dem Tischtuch hatte sich zur Faust geballt. Teddy legte seine Hand darauf, so daß sich ihre Muskeln ein wenig entspannten.
    Â»Es wird sich bessern, glaub mir. Es braucht nur ein wenig Zeit. Ich bin sicher, wenn sie dich kennenlernt, wird Lady Blythe feststellen, welches Glück Nick gehabt hat.«
    Sie lächelte ihn wieder an. »Du solltest wirklich heiraten, Teddy. Du würdest einen wundervollen Ehemann abgeben.«
    Er antwortete nicht, sondern lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zündete sich eine weitere Zigarette an. Obwohl sie einige von Nicholas Freunden hohl und dumm und andere egoistisch und affektiert fand, wußte Thomasine schon seit längerem, daß sie in Teddy Sefton einen Freund gefunden hatte. Teddy besaß eine nachlässige Form von Eleganz: An seinen Anzügen fehlte immer ein Knopf, und seine Manschetten waren oft ausgefranst. Doch seine lockere Zurückhaltung war angenehm erfrischend. Von Teddy fühlte sie sich nie taxiert, nie herablassend behandelt.
    Â»Wir sind aber nur übers Wochenende geblieben. Nick wollte nach London zurück. Du weißt ja, wie er ist, Teddy – du weißt, daß er immer auf dem Sprung ist.«
    Â»Ich weiß, wie er ist. Ich war genauso.« Teddy blies einen Rauchkringel in die Luft. »Bei mir hat’s nur nicht so lange gedauert, das ist alles.«
    Thomasine sah ihn eindringlich an. »Du hast an Neurasthenie gelitten, Teddy?«
    Â»Hmhm. Bombenneurose, wie die Zeitungen es nennen.«
    Thomasine erinnerte sich an den Brief, den sie kürzlich von Hilda erhalten hatte.
    Â»Ich habe einer meiner Tanten über Nick geschrieben. Sie hat in Frankreich als Krankenschwester und später in einem Invalidenheim gearbeitet. Sie hat mir geschrieben, daß die Symptome der Neurasthenie in Alpträumen, Zwängen, Unruhe und der Unfähigkeit bestünden, sich auf etwas einzulassen. Das trifft auf Nick doch zu, nicht wahr? Er kann nicht richtig schlafen, und alles muß einer bestimmten Ordnung gehorchen. Als das Mädchen vor ein paar Tagen seine Hemden in der falschen Reihenfolge aufhängte, ist er fast wahnsinnig geworden. Und jeden Nachmittag und jede Nacht ist er unterwegs. Er kann es einfach nicht ertragen, nichts zu tun. Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Â»Ist er in ärztlicher Behandlung?«
    Thomasine schüttelte den Kopf. »Während und nach dem Krieg hat er Ärzte aufgesucht, aber sie konnten nicht viel für ihn tun. Sie verordneten ihm viel körperliche Bewegung, kalte Duschen und rieten ihm, sich nicht in der Vergangenheit zu vergraben. Ein Mann zu sein.« Ihr Tonfall klang verächtlich.
    Auf Teddys Lippen erschien der Anflug eines Lächelns. Dann sagte er: »Spricht er mit dir darüber?«
    Â»Nicht richtig. Eigentlich gar nicht. Ich hab’s viele Male versucht, Teddy, aber es macht ihn so nervös, daß ich Angst habe, alles nur noch schlimmer zu machen.«
    Die Bedienung erschien mit der Rechnung. Teddy reichte ihr ein Zwei-Shilling-Stück. Draußen spazierten sie weiter.
    Â»Ich wurde 1916 verwundet«, erklärte Teddy. Er ging ziemlich schnell, obwohl sich Thomasine bei ihm eingehängt hatte. »Später, als ich wieder in England war, um mich zu erholen, habe ich alles immer wieder vor mir gesehen – den Schlamm, die Ratten, den ganzen verdammten Schlamassel. Leichenteile. Männer, denen die Gesichter

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