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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Papieren, Akten und Rechnungsbüchern auf dem Schreibtisch. »Scheußliche Arbeit, nicht? Ich erinnere mich: Das war das Schlimmste nach dem Tod meines Vaters. All seine Dinge durchsehen zu müssen. Es kam mir – pietätlos vor.«
    Â»Am liebsten würde ich nichts davon anrühren. Einfach alles liegenlassen«, antwortete Nicholas grimmig.
    Â»Wir müssen uns unterhalten«, erwiderte Max verständnisvoll. »Deshalb bin ich hergekommen. Es kann nicht liegenbleiben.«
    Nicholas sah zu ihm auf. »Steht es so schlecht?«
    Â»Nun, zumindest nicht gut. Es werden hohe Erbschaftssteuern anfallen, fürchte ich, und, ehrlich gesagt, stand es schon nicht gut um die Abbey, bevor Sir William starb.«
    Nicholas zog weitere Schreibtischschubladen auf. Was für ein Chaos  …«, sagte er verzweifelt. »Da stecken Schneiderrechnungen in den Pachtbüchern der Cottages, Quittungen für Sättel sind mit Malerrechnungen zusammengeheftet. Mein Gott, gerade habe ich die Rechnung für die Blumen von Marjories Hochzeit gefunden …«
    Max schwieg taktvoll.
    Â»Ich hatte keine Ahnung, daß es so wüst aussehen würde«, fügte Nicholas hinzu. »Warum zum Teufel hat er keinen anderen Sekretär eingestellt, nachdem Cresswell zur Armee gegangen war?«
    Â»Aus Kostengründen wahrscheinlich«, antwortete Max. »Außerdem ist es verdammt schwierig, Personal zu kriegen.«
    Â»Verdammt schwierig, Personal für einen Ort wie Drakesden zu kriegen, meinen Sie«, sagte Nicholas bitter. »Das Landvolk kann nicht richtig lesen und schreiben, und jemand mit einer anständigen Ausbildung hat keine Lust, sich in die finstere Provinz zu begeben.« Unruhig erhob er sich vom Schreibtisch und ging zum Fenster. Draußen konnte er Dilley und den Jungen sehen, die Laub zusammenrechten. Während sie rechten, fiel weiteres Laub herab. Die Sinnlosigkeit des Ganzen deprimierte ihn.
    Â»Die Sache ist die, Nicholas«, begann Max vorsichtig, »daß irgendwie alles aus dem Ruder gelaufen ist. Man wird strenge Maßnahmen ergreifen müssen, um das Ganze wieder ins Lot zu kriegen, fürchte ich. Sie müssen sich ernsthaft überlegen, etwas von dem Land zu verkaufen.«
    Die Tür ging auf, und das Mädchen kam mit Tee und Keksen herein. Während sie servierte, schwiegen die beiden Männer. Nicholas war schockiert, als hätte ihn jemand geschlagen. Er zog den kleinen Samtvorhang auf, hinter dem sich der Safe befand, und drehte das Nummernschloß.
    Als das Mädchen fort war, sagte er niedergeschlagen: »Was denn verkaufen? Sehen Sie es sich doch an, Max, lauter Streuland bis fast nach Ely rüber. Manches ist gutes Ackerland, aber einiges ist Sumpf. Was soll ich denn verkaufen?«
    Er begann des Inhalt des Safes zu durchwühlen: Schmuckschachteln, Papiere, verschlossene Blechbüchsen, die den Lohn der Arbeiter enthielten. Er fand eine Karte, rollte sie auf dem Schreibtisch auf und zeigte dem Vermögensverwalter die wichtigsten Merkmale des Landes: den Fluß, das Dorf, die Deiche, die Gräben und Wege.
    Â»Drakesden gehört zu etwa zwei Dritteln uns. Der Rest wurde im vergangenen Jahrhundert parzelliert – ein kleines Anwesen für einen Sack Kartoffeln und derlei Dinge. Das gehört uns – und das und das und das.« Nicholas’ Finger wanderte über die Karte.
    Â»Die Cottages sind fest verpachtet?«
    Nicholas nickte. »Die Pacht ist allerdings miserabel. Ich hab Vaters Bücher durchgesehen, bevor Sie kamen. Er hat mehr für Reparaturen ausgegeben, als er an Miete einnahm.« Nicholas stellte seinen Tee beiseite und öffnete eine Zigarettenschachtel.
    Max runzelte die Stirn. »Im Moment herrscht natürlich kein Käufermarkt, das ist das Schlimme. Im Moment kaufen die Leute kein Agrarland. Trotzdem müssen wir es versuchen.« Er nahm eine Zigarette, zündete sie an, zog heftig den Rauch ein und starrte auf die Karte. »Ihr Vater hat ein paar Hektar in der Nähe des Dorfes verkauft. Es wurde bereits nachgefragt, ob das angrenzende Feld zum Verkauf steht. Am besten sollten wir dort anfangen. Ich rede mal mit dem Grundstücksmakler.«
    Nicholas verstand zuerst nicht, was Max Feltham meinte, doch als er dem Verlauf der Lark, ihren Gräben und Zuflüssen folgte, kam er zum Dorf Drakesden. Und vor seinem geistigen Auge tauchte die Reihe von schäbigen Hütten auf, die vom

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