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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Dorf abzweigten und an deren Ende sich das Cottage des Hufschmieds befand.
    Nicholas schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht dieses Land. Das verkaufe ich nicht.«
    Â»Es gibt aber bereits einen Interessenten, Nick. Schlagen Sie ein, um Himmels willen.« Max sah ihn eindringlich an.
    Â»Ich weiß, wer es kaufen will«, antwortete er leise. »Und ihm werde ich es niemals verkaufen.«
    Max erhob sich. »Das ist unvernünftig … Verkaufen Sie, Nick – vielleicht finden Sie keinen anderen Käufer. Als Ihr Vermögensverwalter muß ich Ihnen dringend anraten zu verkaufen. Schlagen Sie zu bei einem guten Angebot, solange es noch gilt.«
    Â»Niemals«, antwortete Nicholas. »Nein, Max. Niemals.« Er ordnete die verstreuten Papiere zu kleinen Stapeln und bemerkte den Staub auf dem Schreibtisch, dem Fensterbrett und den Bücherregalen. Er mußte den Raum gründlich säubern lassen, dachte er, abstauben, putzen, schrubben lassen. Er konnte Schmutz und Unordnung nicht ausstehen.
    Als sie nach ihrem Spaziergang zum Haus zurückkehrte, hatte sie rosige Wangen und fühlte sich warm und gesund. Sie knöpfte ihren alten schwarzen Mantel auf, setzte sich auf die unterste Treppenstufe. Als sie ihre schmutzigen Schuhe auszuziehen begann, hörte sie feste Schritte auf dem Marmorboden und das Rascheln von steifen Baumwollröcken. Sie sah auf.
    Â»Mrs. Blatch – guten Morgen.« Thomasine lächelte. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Die kleine, füllige Gestalt der Köchin war in ausladende schwarze Röcke und ein Mieder gehüllt, worüber sie eine mit Rüschen verzierte weiße Schürze trug. Sie erwiderte das Lächeln nicht.
    Â»Es ist elf Uhr, Euer Ladyschaft, und der Speiseplan ist nicht fertig. Wenn die Speisefolge nicht feststeht, kann der Junge weder in die Gewächshäuser noch in die Geschäfte geschickt werden, und die Küchenmädchen können bloß Däumchen drehen.«
    Thomasine runzelte die Stirn. »Ich dachte, Lady Blythe … Ich meine, die verwitwete Lady Blythe …«
    Â»Lady Blythe kam immer um Schlag zehn in die Küche herunter.« Tiefe Falten der Mißbilligung gruben sich in Mrs. Blatchs dicke Wangen. »Ich wollte die arme Lady nicht stören, wenn sie sich unwohl fühlt … Wenn Sie vielleicht einen Moment Zeit hätten, Euer Ladyschaft …«
    Sie war nicht sicher, ob sie aus der formellen Anrede Sarkasmus heraushörte oder ob sie sich das nur einbildete. Sie machte sich auf den Weg in die Küche.
    Eine halbe Stunde später fand sie Nicholas im Arbeitszimmer seines Vaters. Vor Zorn und Verlegenheit konnte sie kaum sprechen.
    Â»Und ich war in Strümpfen, Nicholas! In der Küche! Wie sie mich alle angestarrt haben …«
    Er lachte. »Darüber werden sie noch wochenlang tratschen. Bis Mittag wissen alle Gasthäuser in Ely Bescheid. Daß sich die neue Lady Blythe nicht ordentlich anzieht, bevor sie in die Küche geht, um der Köchin ihre Anweisungen zu erteilen.«
    Â»Ich hatte keine Ahnung, daß ich das müßte! In die Küche gehen, meine ich. Ich dachte, sie kümmern sich selbst um alles.« Thomasine saß auf dem Fensterbrett und strich sich durch das vom Wind zerzauste Haar. »Und nur der Himmel weiß, was wir heute zu Abend essen werden. Die schreckliche Frau war keinerlei Hilfe. Ich hab sie um Vorschläge gebeten, und sie meinte nur, daß Ihre Ladyschaft immer wundervolle Menüs zusammengestellt habe. Also platzte ich mit dem erstbesten heraus, das mir gerade einfiel.«
    Â»Also, was gibt es dann – Aalpastete gefolgt von Hummer Thermidor mit einer Marmeladenrolle als Nachtisch?«
    Sie funkelte ihn wütend an. »Du hast gut lachen, Nicholas, aber du hättest sehen sollen, wie sie mich angeschaut hat. Als wäre ich ein Nichts .«
    Â»Lally und ich haben Mrs. Blatch immer den ›Basilisken‹ genannt. Als Lally klein war, war sie überzeugt, die alte Vettel könnte sie zu Stein erstarren lassen.« Nicholas nahm zwei Zigaretten aus der Schachtel, zündete beide an und reichte Thomasine eine. »Du gewöhnst dich schon noch an sie, Thomasine«, sagte er beruhigend.
    Â»Wirklich?« Sie zog an der Zigarette, dann legte sie sie in den Aschenbecher, weil sie ihr nicht schmeckte. Die Schwangerschaft veränderte den Geschmackssinn auf merkwürdige Weise. »Ich bin nicht sicher. Ich

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