Die geheimen Jahre
und begann, die Kombination des Safeschlosses einzugeben.
»Ich hab meinem Vater zugesehen«, erklärte er.
Der Safe öffnete sich, und Nicholas spähte in das dunkle Innere. Thomasine sah Papierrollen mit Bändern darum und Schmuckkästchen. Nicholas griff hinein und zog etwas heraus, das in ein Samttuch gewickelt war.
»Schau«, sagte er und faltete den Stoff auf. »Es ist ziemlich grotesk, nicht? Der damalige Geschmack, denke ich. Mama trägt es nie.«
Der Feuerdrachen war eine Brosche in Form eines Drachens, dicht mit Halbedelsteinen besetzt. Thomasine betrachtete den geschwungenen Schwanz, den gebogenen Rücken, das feuerspeiende Maul und die glitzernden, bösen Augen und konnte sich nicht entscheiden, ob sie die Brosche häÃlich oder schön finden sollte.
»Sie ist mehr als dreihundert Jahre alt. Halt still, Thomasine.«
Seine Hände zitterten, als er den schweren Verschluà öffnete und sie an ihr Kleid heftete. »Du siehst toll aus, Thomasine«, sagte er, »einfach umwerfend.« Nicholasâ Stimme klang seltsam, und seine Augen hatten einen ähnlichen Ausdruck wie die von Daniel, bevor er sie geküÃt hatte. Schnell warf sie einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims und sagte: »Es ist ein Uhr, Nick. Zeit für unser Picknick.«
Die Hitze in der Schmiede war unerträglich. Wie sein Vater war Daniel von der Taille an aufwärts nackt. Sein schweiÃnasses Haar klebte ihm auf der Stirn, das Wasser rann ihm den Rücken hinab. In der Ecke der Schmiede stand ein kleines WasserfaÃ, aber es war lauwarm und wimmelte von Ungeziefer.
Jedes Pferd zwischen Cambridge und Ely schien an diesem Tag ein Hufeisen verloren zu haben. Daniel legte Torf aufs Feuer und hielt die Pferde still, während sein Vater fluchend hämmerte. Daniels Arme schmerzten, und seine Zunge klebte am Gaumen. Er brachte es nicht über sich, aus dem Faà zu trinken, und Harry, sein jüngerer Bruder, war noch nicht mit dem Bier, das sein Vater verlangt hatte, aus dem Otter zurück.
Daniel versuchte, sich zu konzentrieren, während er sich bemühte, das Pferd festzuhalten, aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Er war wieder im Wald, Thomasine lag in seinen Armen, und er küÃte sie. Er hatte bereits andere Mädchen geküÃt. Im Schutz einer Scheune oder in der Stille der Felder hatte er sogar Brüste berührt oder Schenkel gestreichelt. Der Drang, weiter zu gehen als letzten Abend, zu tun, was Erwachsene taten, war fast überwältigend. Aber er war noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen. Die Kirchenglocke hatte geschlagen, und sie war nach Hause gelaufen. Doch seine erregten Triebe hielten immer noch an und lenkten ihn ab.
Die Stute schnaubte und schlug aus, Daniels feuchte Hand glitt ab, und das Pferd traf Jack Gillory am Kinn. Daniel griff nach dem Zügel, sein Vater brüllte, und Daniel wurde hart an der Schläfe getroffen. Sterne tanzten in der Dunkelheit der Schmiede, und dissonant klingende Kirchenglocken übertönten das Schnauben des Pferdes und Jack Gillorys Flüche.
Als er wieder zu sich kam, sah Daniel, daà sein Vater mit erhobener Hand über ihm stand, um ihn erneut zu schlagen. Amo, amas, amat , dachte Daniel, der ausgestreckt am Boden lag und testete, ob sein Gehirn noch funktionierte.
Harry flüsterte mit bebender Stimme: »Mr. Green hat mir kein Bier mehr gegeben, Vater. Er meint, du sollst zuerst die offene Rechnung bezahlen.«
Daniel kam wieder auf die Beine. Sein jüngerer Bruder stand in der Tür, eine leere Flasche in der Hand. Harrys Gesicht war bleich und angstverzerrt.
Jack Gillory rià dem Kind die leere Flasche aus der Hand und schleuderte sie zu Boden. Glasscherben blitzten im Licht der Feuers auf, und die Stute schlug erneut aus. »Lauf« , flüsterte Daniel Harry zu. Harry lieà sich das nicht zweimal sagen. Mit seinen bloÃen FüÃen Staubwolken aufwirbelnd, rannte er über den Hof davon. Etwas lief seitlich über Daniels Gesicht hinab, und als er die Hand zur Stirn hob, waren seine Fingerspitzen rot.
Auf Jack Gillroys Kinn war ein blauer Fleck in Form eines Pferdehufs. Jack trank einen Schluck aus dem Faà und drehte sich zu Daniel um. Seltsamerweise lächelte er.
»Die Sache ist die, Junge: Es gibt genug Arbeit für zwei. Ich verdiene kein Geld, verstehst du?«
Der Schweià auf Daniels Gesicht wurde kalt. Er sagte
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