Die geheimen Jahre
flüsterte er. Er zog sie an sich, vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten und bedeckte sie mit Küssen.
»Werde ich dir genügen?« Sie streichelte den Kopf, der ihre Brüste liebkoste, und ihre Finger strichen durch seine Locken.
»Genügen?« Er begann, schnell seine Kleider auszuziehen und sie achtlos durch den Raum zu schleudern. Sie flogen durch die Luft, sein Hemd blieb an einer Stuhllehne, eine Socke an der Gardinenstange hängen. »Thomasine, das will ich schon tun, seit ich fünfzehn bin â¦Â«
Sein Mund legte sich auf den ihren, brachte sie zum Schweigen. Rückwärts fielen sie auf die Kissen, sie rang nach Luft, wollte ihn aber nicht loslassen. Seine Zunge wühlte sich in ihren Mund, sie streckte sich aus, so daà ihre Körper genau aufeinander lagen, Brust an Brust, Hüfte an Hüfte. Seine Finger erkundeten jeden Teil ihres Körpers, stachelten ihre Begierde an. Die ungestillte Sehnsucht von Jahren verzehrte sie, sie vergaà die Trostlosigkeit ihres Lebens und zog ihn in sich. Als sie sich im gleichen Rhythmus bewegten, schloà sie die Augen, davongetragen von einer immer gröÃeren Woge der Lust. Der Höhepunkt war fast schmerzhaft.
Als sie schlieÃlich die Augen öffnete, sah Daniel aus dem Gewirr der Laken, Kissen und Decken auf sie hinab.
»Siehst du«, sagte er. Seine Augen strahlten sie schelmisch an. »Ich hab dir doch gesagt, daà ich der perfekte Gentleman sein würde.«
17
SIE WACHTE AUF , weil er nicht mehr da war. Kein warmer Körper an ihrem, keine Arme um sie. Als sie die Augen öffnete, sah Thomasine das blasse, diffuse Licht der frühen Morgensonne durch die Vorhänge fallen. Bett und Zimmer waren leer. Ein Zettel war über die Lampe gelegt mit der Nachricht: »Versuche, das Motorrad zu reparieren. Bin bald zurück, in Liebe, Daniel.«
Wie ein Schulmädchen dachte sie einen Moment lang über die Worte »in Liebe« nach. Doch dann besann sie sich wieder auf die Realität (sie würde zu spät zur Arbeit kommen), stand auf und zog sich an.
Sie wartete im Garten des Gasthauses auf ihn. Rosafarbene Clematis rankte über die Fliederhecke, und im Schatten glitzerte Morgentau auf den Grashalmen. Jemand fütterte Hühner: Sie hörte das Gackern und die Stimme einer Frau, die ihre Tiere beim Namen rief. »Hier, Nanny, Eliza, Schnatterliese â habt ihr heute Eier für mich gelegt?« In der Ferne bellte ein Hund.
Plötzlich spürte sie, daà sie glücklich war. Glück war ihr fremd geworden: Es war auf der Strecke geblieben im Kampf um Unabhängigkeit und Erfolg. Es war ein berauschendes Gefühl, wenn auch gleichzeitig ein wenig bedrohlich. Ihr Hochgefühl war vermutlich genauso unbeständig wie die mit Tau überzogenen Spinnweben an den Büschen. Ein WindstoÃ, ein heiÃer Sonnenstrahl, und sie wären fort.
Sie hörte Motorengeräusch, und ein Motorrad bog in den Vorhof des Gasthauses. Thomasine rief Daniels Namen. Er sah auf und kam über den Hof auf sie zu.
»Ich hab einen Schmied gefunden. Er hat mir ein Ersatzteil gemacht.« Daniel sah auf Thomasine hinab, die auf der Bank saÃ. »Ich dachte, du würdest noch schlafen. Ich wollte dir Frühstück ans Bett bringen.«
»Der Tag ist zu schön, um ihn zu vergeuden. Sieh doch nur, Daniel. Es erinnert mich â¦Â«Sie brach ab. Sie wollte sagen: »Es erinnert mich an zu Hause.« Aber Drakesden war nicht mehr ihr Zuhause. Seitdem ihre Beziehung zu Nicholas zerbrochen, nachdem Rose und Hilda nicht mehr dort lebten, war Drakesden einfach ein englisches Dorf wie jedes andere. Eine plötzliche Traurigkeit befiel sie.
Daniel berührte ihre Schulter. »Was ist?«
»Ach ⦠ich denke, wir sollten fahren. Ich muà zur Arbeit.«
Daniel antwortete grinsend: »Ich ruf an und sag ihnen, daà du von weiÃen Sklavenhändlern geraubt wurdest und vor morgen nicht zurückkommst. Die schöne Miss Thorne ist in meiner Gewalt â¦Â«
»Sie würden mir bloà den Lohn kürzen.« Sie stand auf. »Wir sollten gehen.«
»He.« Er hatte sie in die Arme genommen, seine Lippen strichen über ihr Gesicht. »Schau doch nicht so, Liebes. Das ist doch nicht das Ende â sondern ein Anfang, oder?«
Sie nickte, versuchte, ihm zu glauben. Sie roch den salzigen Duft seiner Haut und der Fliederdolden und den schwer zu
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