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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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antwortete er endlich, und eine Spur Bitterkeit lag in seiner Stimme. »Aber in meinem Fall war es meine Pflicht, die Wünsche meines Vaters zu achten, eines Mannes, der sein ganzes Leben der Arbeit, seinem Besitz und seiner Familie gewidmet hat und der daher meinen Respekt verdient. Wenn es jedoch nach mir gegangen wäre …« Er unterbrach sich mit einem Seufzer und schaute mich mit einem gepressten Lächeln an. »Es war eine sehr ernüchternde Erfahrung, auf einer Buchseite mit den eigenen Verfehlungen und mit den Auswirkungen dieser Verfehlungen konfrontiert zu werden, ganz besonders, wenn das mit so tiefer Empfindung ausgedrückt wurde.« Er nahm meine Hand und hielt sie fest, während er mich voller Zuneigung anschaute. »Es tut mir so leid, Jane, dass ich Ihnen all den Schmerz zugefügt habe. Ich verspreche Ihnen, ich habe die Absicht, Sie voll dafür zu entschädigen.«
    »Ich werde Sie an dieses Versprechen erinnern, Mr. Ashford«, neckte ich ihn.
    »Ich hoffe, das tun Sie«, antwortete er. »Aber meinen Sie nicht, dass es an der Zeit wäre, mich Frederick zu nennen?«

    Am nächsten Tag lud mich Mr. Ashford (der trotz seiner Proteste gegen derlei Förmlichkeit mein liebster Mr. Ashford war und bleiben sollte, bis wir förmlich verlobt sein würden) zu einer Landpartie ein. Er hatte nämlich beschlossen, wir sollten den Lärm und die Hitze der Stadt hinter uns lassen. Wir verbrachten einen sehr hübschenNachmittag mit einem Picknick auf einer kleinen Anhöhe im getupften Schatten eines Ulmenhains mit einem herrlichen Blick auf das Tal, das sich unter uns erstreckte. Bei der Rückfahrt, für die wir eine andere Route gewählt hatten, kamen wir zufällig an einer ländlichen Kirchweih vorbei, die wir uns beide gern anschauen wollten.
    Wir überließen das Curricle und die Pferde einem Stalljungen und machten uns auf zum Marktplatz. Es war eine großartige, laute und farbenfrohe Veranstaltung mit einem Marktstand neben dem anderen, fahrenden Musikanten und Schaustellern und einer lebendigen Menschenmenge von Landedelmännern, Frauen und Bauern, die gekommen waren, um einzukaufen, miteinander zu tändeln, zu essen und sich unterhalten zu lassen.
    Während wir über den Marktplatz spazierten, kamen wir an einigen rotwangigen Frauen in verschlissenen Kleidern vorüber, die Brot und Käse kauften, und an zwei Herren, die über den Preis eines braunen Pferdes feilschten. Doch die meisten Geschäfte des Tages schienen bereits abgeschlossen zu sein. Die Leute waren nur dageblieben, um sich die Hahnenkämpfe, das Ringen, die reisenden Schausteller und die Seiltänzer anzuschauen.
    Wir blieben stehen, um einige Augenblicke lang einen Zauberer zu beobachten, und ergötzten uns mehr an dem Ooh und Aah des Publikums als an seiner Darbietung selbst. Da ließ plötzlich Mr. Ashford einen überraschten Ausruf vernehmen.
    »Sehen Sie nur«, rief er und deutete auf ein Zigeunerzelt mit einem Schild, auf dem stand: »Handlesen.«
    »Was? Meinen Sie die Zigeunerin? Sagen Sie nicht, dass Sie sich Ihre Zukunft deuten lassen wollen?«
    »Nein, ich möchte, dass Sie sich Ihre Zukunft deutenlassen«, erwiderte er und lächelte. Dann nahm er mich bei der Hand und begann mich in diese Richtung zu zerren.
    »Auf gar keinen Fall!«, rief ich und lachte. »Ich würde keinen Penny auf einen solchen Unsinn verschwenden.«
    »Es wäre aber mein Penny«, erwiderte er. »Kommen Sie schon, Jane. Sie wollen doch wissen, was aus Ihrem geliebten Roman wird, oder nicht?«
    »Es wird nichts daraus«, beharrte ich. »Und dazu brauche ich keine alte Zigeunerin, die mir meine Hoffnungen zunichtemacht oder falsche Hoffnungen in mir weckt.« Aber er war fest entschlossen, mich dorthin zu ziehen, und da ich nichts Schlimmes daran sehen konnte, unterdrückte ich mein Lachen und ließ mich von ihm ins Zelt der Alten bringen.
    Wir traten durch die Öffnung ein und befanden uns in einer schummrigen Kammer, die von einigen Kerzen beleuchtet war. Sofort entdeckte ich zu meiner Überraschung, dass die Zigeunerin nicht die ältliche, dunkelhäutige und schrumpelige Frau war, die ich erwartet hatte. Tatsächlich hatte sie dunkle Haut und braune Augen, konnte aber kaum älter als fünfundzwanzig Jahre sein, und sie war außerordentlich schön. Sie saß hinter einem kleinen runden Tisch, der mit einem zerlumpten blauen Tuch bedeckt war. Um die Schultern trug sie mehrere bunte Schals, und die üppigen schwarzen Locken fielen ihr lose über den Rücken. Sie hatte sie

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