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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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aufzuwachen.«
    »Ich bin ganz deiner Meinung. Aber erscheint es dir richtig, dass wir Franks Großzügigkeit weiter so ausnutzen?«
    »Was meinst du mit ausnutzen? Wir tragen doch unseren Teil zum Haushalt bei. Wir waren bei der Geburt des Kindes hier, und wir werden Mary während Franks langer Abwesenheiten Gesellschaft leisten. Es ist für alle Beteiligten ein sehr ausgewogenes und angenehmes Arrangement.«
    »Das verstehe ich. Aber Frank zahlt den Löwenanteil. Und er und Mary werden bestimmt bald noch mehr Kinder bekommen. Eines Tages haben sie gewiss genug davon, uns immer zu ertragen.«
    »Ich bete, dass das niemals der Fall sein wird. Denn was soll dann aus uns werden? Eine eigene Unterkunft können wir uns nicht leisten. Sollen wir wieder anfangen, Freunden lange Besuche abzustatten und zwischen deinen Brüdern hin und her zu pendeln? Das könnte ich nicht ertragen!«
    »Ich auch nicht«, sagte ich mit einem Seufzer. »O Mama! Ich möchte nicht undankbar erscheinen. Frank und Mary haben uns so freundlich aufgenommen, und wir hatten ja wirklich manchmal eine lustige Zeit. Aber hier gibt es so wenig Ruhe; man kann sich nirgends zurückziehen. Träumst du nie von einem eigenen Heim?«
    »Jede Nacht und jeden Tag«, erwiderte meine Mutter mit trauriger Stimme. »Aber ich versuche, nicht an derlei Dinge zu denken. Es lohnt nicht. Mary ist eine gute Seele, und das Baby ist bildhübsch. Wir haben großes Glück, ein Dach über dem Kopf zu haben, und damit ist die Sache erledigt.«
    »Wenn ich nur mein eigenes Geld verdienen könnte! Es ist so ungerecht. Männer können einen Beruf wählen und sich mit harter Arbeit Wohlstand erarbeiten und Respekt verschaffen, während wir gezwungen sind, zu Hause zu sitzen, und völlig von anderen abhängig sind. Das ist eine große Schmach.«
    »So ist nun einmal die Welt, Jane! Das solltest du akzeptieren und damit musst du leben, denn es lässt sich nicht ändern.« Unsere Blicke trafen sich im Spiegel über dem Frisiertisch. »Natürlich könnte alles anders sein, wenn nur …«
    »Wenn nur was?«, fragte ich leise, obwohl ich allzu gut wusste, was sie sagen wollte.
    »Wenn nur eine von euch heiraten würde, du oder Cassandra.«
    Ich legte die Haarbürste weg und stand auf. Dieses Thema wurde zwischen uns des Öfteren abgehandelt, und es verärgerte mich jedes Mal. »Bitte, Mama.«
    »Deine arme Schwester hat es natürlich sehr schwergetroffen. Aber sie war noch jung und schön, als Tom starb.«
    Cassandra war tatsächlich die Familienschönheit, mit ihrem hellen Teint, den hübschen dunklen Augen, der schmalen Nase und ihrem lieben Lächeln. Sie wurde nach wie vor von vielen Herren in unserem Bekanntenkreis bewundert, doch nach einer Weile wandte sich Cassandra stets von ihnen ab. »Sie hat gesagt, dass sie nur einmal lieben konnte«, erklärte ich.
    »Was für ein Unsinn das ist! Wo doch die Welt nur so von feinen Herren wimmelt! Nun, wenn sie sich darauf versteift, ihr Leben lang der einen wahren Liebe nachzutrauern, dann wird ihr das gewiss niemand übelnehmen, denn zumindest hatte sie einmal Aussicht auf eine Heirat, und ihr Glück wurde ihr durch Gewalten entrissen, die sich ihrer Kontrolle entzogen. Aber du, Jane, du bist ledig geblieben und hast keinerlei Entschuldigung dafür vorzubringen.«
    Ich wusste, dass sie sich damit auf einen Heiratsantrag bezog, den mir einige Jahre zuvor ein junger Mann von einigem Wohlstand und umfangreichen Ländereien gemacht und den ich abgelehnt hatte. 10 »Sicherlich hättest du doch nicht gewollt, dass ich eine Vernunftehe eingehe, Mama, denn in dieser Beziehung war doch überhaupt keine Liebe?«
    »Eine Mutter hofft immer, dass ihre Töchter Männer heiraten, die sie lieben oder in der Ehe lieben lernen können. Wie du dich erinnern wirst, war ich auch nicht geneigt,mich zu verheiraten; aber ich nahm euren Vater, weil ich ein Zuhause für meine verwitwete Mutter brauchte. Und alles ist gut geworden, nicht wahr?«
    »Ja, Mama. Aber du hast mit unserem Vater eine gute Wahl getroffen. Er war der beste aller Männer. Wenn ich je einen solchen Mann kennenlerne und wenn ich ihn liebe, dann werde ich mit Freuden seinen Antrag annehmen.«
    »Ihr Mädchen seid heutzutage viel zu romantisch in euren Erwartungen. Es ist nicht immer möglich, Liebe
und
einen anständigen Ehemann zu finden, Jane. Wir wollen einmal der Wahrheit ins Angesicht schauen, meine Liebe: Du wirst auch nicht jünger.«
    Sie sprach in so ernstem Ton und schien sich so

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