Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
aufrichtig Sorgen zu machen, dass mich ihre Bemerkung nicht kränken konnte. »Fürwahr, ich bin einunddreißig«, stimmte ich ihr zu, »jenseits aller Hoffnung.«
    »Es ist noch nicht alles verloren«, erwiderte meine Mutter tröstend und hatte die Ironie in meiner Stimme offenbar nicht wahrgenommen. »Du hast immer noch deine Schönheit und die hübschen haselnussbraunen Augen und einen sehr ebenmäßigen Teint.«
    »
Und
all meine Zähne. Und findest du nicht, dass mein Haar, das sich so natürlich wellt, einen sehr hübschen Braunton hat? Ich habe mehr als einmal vernommen, dass es als kastanienbraun bezeichnet wurde. Nun, auf dem Markt könnte ich vielleicht einen mindestens so hohen Preis einbringen wie eines von Edwards besten Pferden.«
    »Du machst immer Scherze, Jane. Aber es ist eine ernste Angelegenheit. Viele Frauen jenseits der dreißig haben noch Glück und Zufriedenheit in der Ehe mit einem netten, begehrten Witwer gefunden. Was ist mitMr. Lutterell? Der hat ein schönes Haus und ein gutes Einkommen, und er ist sehr freundlich.«
    »Er ist ein Narr und fett und doppelt so alt wie ich.«
    »Arme Frauen können sich den Luxus nicht gönnen, zu wählerisch zu sein, meine Liebe.«
    »Diese Wahl ist alles, was wir haben, Mama«, sagte ich mit großem Nachdruck. »Wenn ich je heirate, dann aus Liebe. Aus tiefer, wahrer, leidenschaftlicher Liebe, die auf Respekt, Achtung, Freundschaft und Verwandtschaft der Seele und des Geistes beruht. Nie, niemals zur Absicherung.« Dann verließ ich die Kammer meiner Mutter, während meine Gefühle zwischen aufrichtiger Empörung und Niedergeschlagenheit schwankten.

    Am nächsten Morgen spazierte ich gerade durch den Garten und genoss die frische Luft und die Wärme der Sonne, die ab und zu zwischen den Wolken hervorlugte, als ich Henry bemerkte, der über den großen Kiesweg auf mich zugeeilt kam.
    »Guten Morgen!«, rief Henry. »Ist das nicht ein herrlicher Tag?«
    »Ja, wahrhaftig. Schau dir nur die Rosen an, wie schön sie blühen. Und siehst du, was wir da unter der Terrassenmauer angepflanzt haben?«
    »Irgendein Gebüsch?«
    »Johannisbeeren! Und Stachelbeerbüsche und Himbeeren. Und was hältst du von unserem neuen Flieder?« Ich deutete auf zwei kleine, gerade eben gepflanzte Bäume. »Ich habe sie auf meinen besonderen Wunsch von unserem Gärtner hierhin setzen lassen. Ohne Flieder könnteich nicht leben, weißt du, schon allein wegen der Zeile in dem Gedicht von Cowper.«
    »Ah ja,
Die Winterwanderung am Mittag. Goldregen reich …
«, hob er an, und ich vollendete die Zeile mit ihm gemeinsam:
    »… in fließendem Gelb; der Flieder elfenbeinrein.«
    »Du bist eine solche Romantikerin, Jane.«
    »Und du etwa nicht? Du, der aus heißer Liebe geheiratet hat und der immer auf der Suche nach neuen Abenteuern durch die Lande vagabundiert?«
    Henry hatte Eliza de Feuillide geheiratet, unsere wunderschöne, elegante, verwitwete Cousine, deren erster Mann, ein französischer Graf, während der Französischen Revolution der Guillotine zum Opfer gefallen war. Obwohl sie zehn Jahre älter war als er, stand Eliza Henry in lebhaftem Temperament und quicklebendigem Naturell in nichts nach.
    Henry blieb stehen und wandte sich zu mir um. »Nehme ich in dieser Bemerkung einen leicht melancholischen Unterton wahr?«
    »Sei nicht albern. Wer könnte an einem so herrlichen Morgen melancholisch sein?«
    »Du kannst das, glaube ich.« Henry runzelte die Stirn und musterte mich lange mit seinen blitzenden haselnussbraunen Augen, die mich an unseren Vater erinnerten und den meinen so glichen. »Jane, du bist schon zu lange in diesem Haus eingesperrt. Du brauchst Veränderung. Was meinst du? Würdest du gern morgen mit mir fortreisen?«
    »Danke, Henry. Aber mir ist gegenwärtig nicht nach dem Lärm und dem Gewusel von London zumute.«
    »An London hatte ich nicht gedacht«, meinte Henry. »Ich dachte an Lyme.«

Kapitel 3
    Während unserer Jahre in Bath hatte ich mit meinen Eltern viele Seebäder an der südlichen und westlichen Küste Englands besucht. Lyme mit seinem milden Klima, seinen wunderbaren Spazierwegen und seiner schönen Landschaft war mir immer der liebste unter diesen Orten gewesen. Wir waren zu unserem großen Ergötzen mehrere Male dorthin zurückgekehrt – aber damals war es für mich auch eine Zuflucht vor Bath, einer Stadt, die ich verachtete.
    »Henry, ich muss nicht den weiten Weg nach Lyme reisen«, antwortete ich, während ich die elegant verschlungenen

Weitere Kostenlose Bücher