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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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von seinem Pult erhoben, setzte sich nun aber schnell wieder hin. Sein Gesichtsausdruck war beinahe kindlich und spiegelte Erwartung und Entzücken.
    »Aber vielleicht möchten Sie lieber unser Gespräch über Blumen fortsetzen?«
    Mit niedergeschlagenen Augen und liebenswürdiger Demut sagte er: »Das Thema ist abgeschlossen. Ich werde keine weiteren Gegenbeschuldigungen vorbringen.«
    Ich zog rasch ein Kästchen aus meinem Pult und reichte es ihm. »Für Sie, Monsieur.« Ich hatte das Kästchen eigens gekauft. Es war aus einer tropischen Muschel gefertigt undmit einem kleinen Kreis aus glitzernden blauen Steinen geschmückt.
    »Es ist wunderschön.« Er öffnete es. Drinnen hatte ich sorgfältig mit den Spitzen meiner Schere die Initialen C. G. R. H. eingraviert, die für seinen vollen Namen Constantin Georges Romain Héger standen. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Woher kannten Sie all meine Initialen?«
    »Ich weiß ein Menge Dinge, Monsieur.«
    In dem Kästchen lag ein Band aufgerollt, dass ich aus bunter Seide geflochten und mit glänzenden Perlen bestickt hatte. Als Verschluss hatte ich die goldene Spange von meiner einzigen Halskette entfernt und an das Band genäht. »Ich habe Sie an den letzten Abenden während der Studierzeit daran arbeiten sehen, ahnte aber nicht, dass es für mich bestimmt war. Es ist – eine Uhrkette, nehme ich an?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Nun, es gefällt mir sehr. Vielen Dank.« Strahlend stand er da, knöpfte seinen Paletot auf und befestigte die Uhr daran, wobei er besondere Sorgfalt darauf verwendete, sich das Uhrband über die Brust zu legen. »Zeige ich es so mit bester Wirkung? Auf keinen Fall möchte ich etwas so Schmückendes verbergen.«
    Die freundliche Zuneigung auf seinem Gesicht wärmte mir das Herz. »Es sieht so sehr schön aus, Monsieur.«
    »Das Kästchen wird eine wunderbare Bonbonniere abgeben«, erklärte er, was mich sehr erfreute, denn ich wusste, dass er Süßigkeiten liebte und gern mit anderen teilte. »Ich danke Ihnen noch einmal. Ihr Geschenk,
mon amie
6 , war der vollkommene Abschluss eines außerordentlich erfreulichen Tags.«
    Ich lächelte. Er hatte mich in der Vergangenheit oft mitausdrucksloser Miene, mit wütenden Blicken oder Verachtung angesehen. Nun hatte er mich
mon amie
genannt, und diese Bezeichnung, das hatte ich inzwischen gelernt, war mit einem sehr viel vertrauteren Gefühl verbunden als das englische Wort Freundin. Ich fühlte mich in jenem Augenblick vollkommen glücklich und so federleicht wie ein Ballon, der in den Himmel aufsteigt.
     
    Wenige Wochen später wurde ich in Monsieurs Bibliothek zitiert. Er saß an seinem Schreibtisch und korrigierte Papiere, als ich eintrat.
    »Ah! Mademoiselle Charlotte! Das sind Sie ja. Bitte schließen Sie die Tür und setzen sich hin.«
    Ich tat, wie er mich geheißen hatte, und nahm auf dem Stuhl seinem Schreibtisch gegenüber Platz. Ich sah das von mir für ihn gefertigte Uhrband unter dem schwarzen Paletot hervorblitzen und lächelte.
    »Ich habe etwas für Sie. Ich hatte Gelegenheit, diese hier zu lesen.« Aus einer Schublade nahm er drei kleine gebundene Manuskripte hervor und legte sie auf den Schreibtisch. Ich erkannte sie, und Panik ergriff mich. Es waren meine Manuskripte: einige meiner frühen Arbeiten, die ich von zu Hause mitgebracht und Monsieur Héger in der Woche zuvor gegeben hatte. Nun, da sein Englisch so viel besser war und er sie verstehen konnte, wollte ich diese spontanen Schöpfungen meiner Jugend gern mit ihm teilen. Nach einem Blick in sein Gesicht wünschte ich mir jedoch, ich hätte es nicht getan.
    »Sie haben Ihnen nicht gefallen? Sie halten sie für albern und dumm?«
    »Weit gefehlt. Mein Englisch ist noch nicht so fortgeschritten, also habe ich nicht alles verstanden. Aber die Geschichten scheinen mir bezaubernd und voller jugendlicher Lebhaftigkeit.Besonders
Der Zauberspruch
ist furchtlos und phantastisch – und doch gleichzeitig auf irritierende Weise unzugänglich – und außerordentlich amüsant.« 7
    »Unzugänglich? Amüsant?« Mir wurde das Herz schwer. Diese Geschichte hatte ich als spannend und dramatisch angelegt, keineswegs humorvoll. »Und … jugendlich lebhaft?«
    »Ja. Aber das war doch zu erwarten. Sie waren jung, als Sie dies geschrieben haben, nicht? Sie hatten keine Anleitung, keine Führung. Sie schrieben, was Sie damals in den Gedanken und auf dem Herzen hatten.« Er legte eine Pause ein, während er eine Zigarre aus einer Kiste in seinem

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