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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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vergessen haben, dass ich es Ihnen beinahe gar nicht erzählt hätte.«
    »Ich bin froh, dass Sie es gemacht haben.«
    »Ich muss jetzt gehen. Ich habe selbst einen neuen jungen Verehrer, und er wartet auf mich. Auf Wiedersehen, Miss Brontë!«
    »Auf Wiedersehen, Miss Malone.«
    Als ich Sylvia hinterherschaute, die die Straße entlang davoneilte, schien jede Faser meines Wesens vor stummer Scham und Entsetzen aufzuschreien. Diese Neuigkeit ließ Mr. Nicholls wahrhaftig in einem völlig anderen Licht erscheinen! Die schlechte Meinung über seinen Charakter, die ich nun beinahe drei Jahre lang gehegt und gepflegt hatte, entbehrte jeglicher Grundlage!
    Anne hat von Anfang an darauf bestanden, es müsse noch mehr hinter Bridget Malones Geschichte stecken – aber mir wäre niemals der Gedanke gekommen, dass sie völlig frei erfunden war. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht, während sie sie erzählte, ihre tränenerstickte Stimme, ihr trauriges Gebaren, all das hatte mein Mitgefühl erregt. Und nun wurde mir klar, dass es nur ein Schauspiel gewesen war, das diese junge Dame bei vielen anderen Anlässen aufgeführt und vervollkommnet hatte, und anscheinend mit sehr viel schlimmeren Auswirkungen für Mr. Nicholls als nur den Verlust meiner guten Meinung.
    Oh, wie unvorsichtig war ich gewesen! Wie töricht war ich gewesen, das Wort einer jungen Frau für bare Münze zu nehmen, die ich kaum kannte! Bridget Malone hatte ich doch erst wenige Stunden zuvor kennengelernt, während ich Mr. Nicholls damals bereits viele Monate kannte. Seither hatte ich zahlreiche Beweise für Mr. Nicholls’ gutmütige Natur gesehen, ich hatte alle möglichen freundlichen Taten miterlebt, die er verrichtet hatte, und doch hatte ich ihnen allen miteinander bewusst keine Beachtung geschenkt. Weil ein Satz, den er einmal zu mir gesagt hatte, meinen Stolz gekränkt hatte und weil ich seine starren religiösen Prinzipien ablehnte, hatte ich bereitwillig das Schlimmste von ihm gedacht und blind die Wort einer unaufrichtigen, aufsässigen Fremden geglaubt. Und die ganze Zeit war Mr. Nicholls ohne Schuld gewesen! Völlig ohne Schuld!
    Ich ging in Gedanken noch einmal all die wütenden Anschuldigungen durch, die ich ihm am Vortag entgegengeschleudert hatte. Was ich über die Ainleys gesagt hatte, war zwar sehr kämpferisch ausgedrückt, hatte aber zumindest der Wahrheit entsprochen, und Mr. Nicholls hatte sich dazu durchgerungen, darauf einzugehen. Meine flammende Redezur Verteidigung der unverheirateten Frauen beruhte ebenfalls auf Tatsachen; ich hatte ja unzählige Male seine Meinung mit angehört. Doch was ich ihm wegen Bridget Malone vorgeworfen hatte – oh, wie ich mir wünschte, ich könnte diese Worte ungesagt machen!
    Ich lief die Gasse entlang und war entschlossen, am Haus des Küsters anzuklopfen, nach Mr. Nicholls zu fragen und ihn um Entschuldigung zu bitten. Zu meiner Überraschung sah ich nun genau diesen Herrn jedoch in einiger Entfernung vor mir. Er ging gerade durch das Tor am anderen Ende des Gartens, das zu den Weiden und zum Hochmoor führt.
    »Mr. Nicholls!«, rief ich. Er hielt inne und drehte sich um. Er hatte die Hunde nicht dabei, zweifellos, weil er nicht im Pfarrhaus vorbeischauen und vielleicht dort auf mich stoßen wollte. Mit wild klopfendem Herzen eilte ich zu ihm hin. »Darf ich Sie einen Augenblick sprechen, Sir?«
    Er zeigte immer noch die gleiche bittere und wütende Miene, die ich zuvor auf dem Friedhof beobachtet hatte. Doch er schaute mir geradewegs in die Augen und sagte leise: »Natürlich.«
    »Ich möchte mich für etwas entschuldigen, was ich gestern gesagt habe, Sir.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen, Miss Brontë. Es hat mir, das muss ich zugeben, Schmerz bereitet, zu hören, was Sie zu sagen hatten, aber ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit. Ich habe die ganze Nacht wachgelegen und darüber gegrübelt, und …« Nach einem kleinen Zögern fuhr er fort: »… bezüglich der Ainleys habe ich eingesehen, dass man in diesem besonderen Fall eine Ausnahme von den Regeln der Kirche machen kann, weil die beiden ja alle anderen acht Kinder getreulich haben taufen lassen und es sicher auch bei diesem Kind gemacht hätten, hätte sie nicht die Krankheit daran gehindert.Ich habe den Ainleys jedoch gesagt, dass ich künftig weder ihnen noch einem anderen Mitglied der Gemeinde gegenüber je wieder so nachsichtig sein werde.«
    Oh, der Mann konnte einen wirklich wütend machen!, dachte ich, und in mir stieg schon wieder

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