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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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helfen.«
    »Wobei?«
    »Ich weiß einen wunderbaren Weg, wie ein zorniger junger Mann etwas Dampf ablassen kann.«

Kapitel 29
    A n der Furt bockte das Dreihorn, so dass Avi beinahe im Wasser gelandet wäre. Er zerrte an den Zügeln, worauf das Tier sich aufbäumte. Seine drei weißen Hörner sausten mit einem lauten Zischen durch die Luft. Avi konnte sich gerade noch festhalten. Hinter ihm brachte Xander sein Reittier um einiges eleganter zum Stehen.
    »Vorsichtig mit den Zügeln«, riet er. »Diese Biester sind ziemlich reizbar.«
    Nach einer Weile gelang es Avi, das Dreihorn zu bändigen. Es trottete langsam im Kreis herum und plätscherte mit den Hufen im reißenden Strom. Nach einer Weile blieb es stehen und begann zu trinken.
    »Warum konnten wir keine gewöhnlichen Einhörner nehmen?«, erkundigte sich Avi. »Die Kavallerie scheint diese Probleme nicht zu haben.«
    »Einhörner sind tapfer in der Schlacht«, erklärte Xander und tätschelte seinem Dreihorn die dampfende Schulter, »aber bei unserem kleinen Abenteuer ist eine andere Art von Tapferkeit gefragt. Hü!«
    Als er sein Dreihorn in die Flanken trat, preschte es weg von der Furt und auf einige niedrige, strohgedeckte Gebäude zu. Avi folgte in langsamerem Tempo. Er hatte für heute genug von Geschwindigkeit.
    »Ich dachte, wir wollten unbemerkt bleiben«, meinte er, als er Xander eingeholt hatte.
    Der Kobold hatte unter dem Vordach eines verfallenen Gasthofs Halt gemacht. Ein von Holzwürmern zerfressenes Schild schwang quietschend im Wind. Früher war offenbar eine Krone darauf abgebildet gewesen, doch die Farbe war völlig verblasst. Alle Fenster waren mit Brettern verrammelt, und das Dach hatte Löcher.
    Die umliegenden Gebäude wirkten noch heruntergekommener. Die meisten versanken allmählich im sumpfigen Boden. Avi vermutete, dass sie in einigen Jahren ganz verschwunden sein würden.
    »Leise«, flüsterte Xander. »Ja, jetzt müssen wir leise sein.«
    »Wo sind wir?«
    »Sprich nicht so laut. Früher nannte man diesen Ort Isle of Dogs. Heute hat er einen anderen Namen.«
    »Und welchen?«

    Als Xander sich erboten hatte, Avi auf die Jagd mitzunehmen, hatte ihm der Vorschlag gefallen: frische Luft und eine Gelegenheit, mehr von dieser verzauberten Stadt zu sehen.
    »Wird meine Mutter nicht böse sein, wenn ich das Gelände verlasse?«, hatte er gefragt, als sie die Dreihörner sattelten.
    Statt einer Antwort bedachte Xander ihn nur mit einem wissenden Blick.
    Es wurde kein Wort mehr über dieses Thema gewechselt.
    Während sie nun ihre Reittiere vor dem Gasthof an das zerbrochene Geländer banden und durch den Morast wateten, überlegte sich Avi, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war.
    »Was ist hier geschehen?«, erkundigte er sich. »Warum ist die Gegend unbewohnt?«
    »Kellen hat früher seine Truppen hier lagern lassen«, erklärte Xander. »Doch die Sache ist ihm entglitten. Es hat den Leuten hier gefallen. Deshalb haben sie sich einige kleine Weiler gebaut und sich häuslich niedergelassen. Dann fingen sie an, Unabhängigkeit zu fordern. Und da hat Kellen sie versenkt.«
    »Versenkt?«
    »Nicht alle. Nur genug, damit die anderen merkten, woher der Wind wehte. Hier war schon immer Sumpfgebiet. Er hat es einfach nur ein wenig sumpfiger gemacht.«
    Avi betrachtete das Moor. »Und die, welche untergegangen sind … liegen sie noch da?«
    »Wahrscheinlich. Es ist schon lange her.«
    Als sie weitergingen, wurde der Untergrund immer morastiger. Dunst nahm ihnen die Sicht, und bald versank Avi bis zu den Knien im übelriechenden Matsch. Xander hingegen schien der abscheuliche Gestank nicht zu stören.
    »Mich wundert, dass der Boden hier nicht gefroren ist«, stellte Avi fest.
    »Sumpfgas«, antwortete Xander. »Es erzeugt Blasen und Hitze und speichert auch ein wenig Magie. Das alles wirkt zusammen. Fühl nur, wie warm der Schlamm zwischen deinen Zehen ist.«
    Im nächsten Moment kroch etwas über Avis Füße. Mit einem Aufschrei versuchte er, den Fuß wegzuziehen, doch er blieb im Morast stecken. Xander hielt ihm den Mund zu.
    »Pssst. Willst du uns umbringen?«, zischte er. »Und jetzt duck dich. Da sind zwei genau vor uns, hinter dieser Schilfbank.«
    »Was sind das für Tiere?«, flüsterte Avi, der nur graues Fell erkennen konnte.
    »Wenn ich dir verraten hätte, dass dieser Ort nun die Wolfsinsel heißt, wärst du jetzt schlauer«, entgegnete Xander. Avi schluckte. »Bei diesen Biestern muss man besonders vor den Augen auf der Hut

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