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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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sie an und eilten mit langen Schritten auf die beiden zu. Avi stand da wie angewurzelt.
    Brucie sauste mit schwirrenden Flügeln vor Avi und nahm den Hut ab. Samen ergossen sich in ihre kleinen Hände, und sie begann, sie zu sortieren.
    Beim Rennen zog der Goblin mit der Augenklappe ein silbernes Schwert und schwenkte es. Der mit dem Spieß fauchte, dass ihm der Sabber über das Kinn auf die magere Brust troff.
    »Jetzt geht es los!«, rief Brucie, nahm den Samen, den sie gesucht hatte, und verstaute den Rest wieder in ihrer Kappe.
    Als der Goblin mit dem Spieß seine Waffe nach Avi warf, schleuderte Brucie den Samen in den nächstbesten Korb mit Kohlen. »Aiee!«, kreischte sie.
    Währenddessen sauste der Spieß pfeifend durch die Luft auf Avis Kopf zu.
    Im nächsten Moment explodierte der Korb, so dass die glühenden Kohlen durch den Flur flogen. Dornenranken erschienen und lenkten den Spieß ab, der an die Wand prallte und klappernd auf dem Boden landete.
    Dann schlangen sich die Dornenranken um den Werfer, hoben ihn in die Luft, wickelten sich immer fester um ihn und zogen sich zu einer Kugel, kaum so groß wie ein Fußball, zusammen. Als Brucie mit der Hand wedelte, rollte die Kugel mit den Überresten des Goblins darin über den Flur davon.
    Aber der mit der Augenklappe war Brucie nicht in die Falle gegangen und griff weiter an.
    Avi schnappte sich den herrenlosen Spieß, wirbelte herum und stellte sich dem blutrünstigen Goblin entgegen. Das derbe Gesicht des Wachmanns war verzerrt. Er riss den Mund auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Als er Avi ansprang, schwang dieser den Spieß herum, so dass die silberne Spitze den Goblin am Hals traf. Eine Schockwelle lief vom Schaft bis in Avis Arm, und er trieb die Spitze weiter in den Hals des Gegners, bis ein Schwall grünes Blut herausspritzte. Der Goblin ließ den Kopf hängen wie einen leeren Sack und sank Avi zu Füßen.
    Er war aber noch am Leben und zielte mit dem Schwert auf Avis Brust. Avi machte einen Satz rückwärts und bohrte den Spieß seinem Gegner noch tiefer in den Hals. Mit einem widerwärtigen Schmatzen löste sich der Kopf des Goblins vom Körper. Sein Arm zuckte noch ein paar Sekunden und wurde dann schlaff. Als das Schwert seiner Hand entglitt, klimperte es wie eine zu Boden gefallene Münze.
    Avi ließ den Spieß los, Galle stieg ihm in der Kehle hoch.
    »Das war ganz schön knapp«, meinte Brucie und landete neben ihm. Er merkte ihr an, dass sie erschüttert war. Auch ihm selbst war ziemlich mulmig zumute.
    »Ich habe gerade … Ich … Er ist tot.«
    Gespielt gleichmütig rückte Brucie ihren Hut zurecht und flatterte dann zum Kopf des Toten hinunter. »Ich glaube, es war eine Sie. Bei Goblins ist das manchmal schwer festzustellen.«
    »Was war denn das für ein Samen?«, fragte Avi und wünschte, seine Knie würden endlich zu zittern aufhören.
    »Buschfeuerbrombeere. Das Beste in solchen Situationen. In der Natur gehen die Samen nach einem Blitzschlag auf. Wenn man sie nicht eindämmt, überwuchern sie alles.« Sie zwang sich zu einem Lachen. Es war nicht sehr überzeugend. »Alles in Ordnung?«
    »Ich habe noch nie jemanden umgebracht.«
    »Entweder du oder sie. Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Hoffentlich nicht. Wir wollen zu Zelle siebenundzwanzig gehen, bevor noch mehr passiert.«

    Doch es blieben ihnen weitere Überraschungen erspart. Kurz darauf standen sie vor der Zelle mit der Aufschrift »27«. Brucie kauerte sich, einen der Samen, die sie »Panzerknacker« nannte, in der Hand, vor das Schloss.
    »Bist du bereit?«, fragte sie.
    Avi zögerte. Jetzt war er endlich hier und stellte fest, dass er noch größere Angst hatte als vor den Goblins oder sogar dem Wassergeist.
    Kellen, der Folterer, dachte er und erinnerte sich an Fugits Panik, als er gezwungen worden war, den Kranz aus Lotosblumen zu tragen. Diese Foltermethode war sicher nicht so schmerzhaft wie Nadeln unter den Fingernägeln, zeugte jedoch von einem diabolischen Denken. Kellen kannte die Schwachstellen seiner Opfer und wusste, wie er sie leiden lassen konnte, auch ohne ihnen körperliche Pein zuzufügen.
    Und falls alles nichts nützte, konnte er immer noch auf den Tauchstuhl, den Henkersblock oder den Galgen zurückgreifen.
    In welchem Zustand werden wir sie vorfinden? Was hat er ihr angetan?
    »Mach auf«, sagte er.
    Brucie schob den Samen ins Schloss. Kurz darauf wuchs ein Büschel winziger gelber Blumen aus dem Schlüsselloch, und das Schloss

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