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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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fragte er: „Und Sie würden uns das gesamte Büro unentgeltlich überlassen? Und die Schulden begleichen?“
    Ich nickte. „Das würde ich. Aber Sie müssen sich schnell entscheiden. Bis Ende nächster Woche muss ich den Hotels in Kalifornien die Rechnungen beglichen haben und die ausstehende Rate für die Sicherungsscheine überweisen.“
    „Gut, ich werde mich mit meinen Kollegen beraten. Morgen geben ich Ihnen Bescheid.“
    Die Entscheidung fiel so aus, wie ich erwartet hatte. Drei der Angestellten wagten den Sprung in die Selbstständigkeit und ich wusste aus der Zukunft, dass im Jahre 2008 das Reisebüro noch existierte. Ich wollte diesmal auf keinen Fall die Großzügigkeit meiner Tante beanspruchen, deshalb beschloss ich, mir das Geld auf andere Weise zu besorgen. Die Spielbank, die ich in meinem ersten Leben am 21. November 2003 mit meiner Frau besucht hatte, sollte der Ausweg sein.

27. Kapitel
    Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in die 37. Etage. Ich musste zweimal kräftig schlucken, um den Druck aus meinen Ohren zu bekommen. An einer Rezeption saßen zwei in schicke blaue Kostüme gekleidete Empfangsdamen Anfang vierzig. Am Eingang stand ein großer, schnauzbärtiger Mann, der Stoff seines Anzuges schien aus dem gleichen Material zu sein, wie die Kostüme der beiden Damen. Wir wurden mit einem Lächeln begrüßt. „Sind Sie das erste Mal Gast in unserer Spielbank?“ Wir nickten. „Dann bräuchten wir Ihre Personalausweise.“ Wir zückten unsere Ausweise, die Damen nahmen uns unsere Dokumente ab und gaben einige Angaben in ihren jeweiligen Computer ein.
    „Sie müssen fünf Euro Eintritt bezahlen, dafür bekommen Sie Spielchips in gleicher Höhe. Der Mindesteinsatz beträgt zwei Euro. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich an unser Servicepersonal, man wird Ihnen die jeweiligen Spiele und Regeln gerne erklären. Dort drüben, dabei zeigte die schicke Dame auf eine Garderobe, können Sie Ihre Mäntel abgeben.“
    Wir nahmen die Chips, gaben unsere Mäntel ab und betraten die Spielbank. Die Räume waren in einem kalten Blau gehalten, im vorderen, länglichen Raum standen vier Roulettetische und in der hinteren Ecke ein Blackjack-Tisch. An der Kasse vorbei, an der man Chips erwerben oder die Chips in Bargeld zurücktauschen konnte, gelangte man in einen zweiten Raum. Am linken Ende stand ein großer Pokertisch, zu diesem frühen Zeitpunkt saßen nur drei Spieler am Tisch und ein Mitarbeiter der Spielbank. Im rechten Abschnitt war eine moderne Bar mit zehn Barhockern, davor einige kleine Tische mit jeweils zwei Minisesseln. In der Spielbank befanden sich bisher mehr Angestellte als Gäste. Zwei der American Roulette Tische waren in Betrieb, einige Asiaten, die einen strengen Körpergeruch verbreiteten und vier oder fünf verloren wirkende osteuropäische Großmütter, die sich aus ihrem kleinen Dörfern scheinbar hierher verirrt hatten, schauten gespannt auf die rollenden Kugeln. Die Geldbündel in den etwas dicken, runzligen Fingern der Babuschkas ließen vermuten, dass sie doch nicht zufällig in diese Spielbank geraten waren. Vielleicht sollten sie die schwer verdienten Rubel oder Dollar ihrer Männer oder Söhne in Berlin vermehren oder zumindest weißwaschen. Zwei Männer undefinierbaren Alters, mit Dreitagebart, in schlecht sitzenden und etwas fleckigen Anzügen vervollständigten das etwas bizarr anmutende Spielerensemble.
    Ich erinnerte mich, dass ich mir an diesem Ort etwas verloren vorkam. Meine Frau und ich hatten die Reichen und Schönen an diesem illustren Ort erwartet. Die müssen sich zumindest an diesem Abend ein anderes Plätzchen ausgesucht haben. Meine Frau schlug damals vor, erst mal einen Drink an der Bar zu nehmen. Ich stimmte sofort zu. Wir machten es uns auf den Barhockern bequem. Der Barkeeper, ein Mann Mitte fünfzig, mit einem schmalen, etwas übernächtigten Gesicht, blitzte uns mit seinen braunen Augen freundlich an. An seinem Revier hatte er ein Namensschild befestigt. Herr Kadin stand in schwarzer Druckschrift auf dem weißen Grund. Er war dankbar, die ersten Gäste bewirten zu können. Er begrüßte uns zuvorkommend, nahm unsere Bestellung entgegen und war offensichtlich froh, deutschsprachige und an einem Gespräch mit ihm interessiert seiende Gäste vor sich zu haben. Er erzählte uns viel über den Beginn des Spielbetriebes 1990, die Schwierigkeiten während der Wendezeit und über die Regeln des Hauses, ich erfuhr in weniger als einer Stunde mehr als andere, die hier

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