Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)
die Intensivstation des Vivantes Krankenhauses, in dem ich knapp fünf Jahre später nach meinem Autounfall aufgewacht war. Na toll. Da war mir meine erste Vergangenheit ohne Unfälle und Überfälle doch lieber gewesen. Meine Verletzungen waren zum Glück nur leichter Natur, ich war mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen und Blutergüssen davon gekommen. Am nächsten Tag wurde ich von einem Kriminalbeamten zu den Tätern befragt. Ich konnte ihm nicht weiterhelfen. Tommy war mit einer blutenden Lippe aus dem ungleichen Kampf hervorgegangen, bevor Schlimmeres passiert war, hatten Anwohner die Polizei gerufen, die Täter waren sofort beim Ertönen der Sirene verschwunden. Natürlich mit meiner Aldi-Tüte. Alles andere hätte mich zutiefst verwundert. Obwohl Tommy sich bemühte, konnte er keine brauchbare Täterbeschreibung abgeben. Drei Personen, völlig in Schwarz und das Gesicht vermummt, wahrscheinlich zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahre alt. Ihre Rufe und Anfeuerungen verrieten, dass sie deutscher Nationalität gewesen sein mussten, oder zumindest in Deutschland aufgewachsen waren.
Ich stellte die Vermutung auf, dass man uns wegen des Geldes überfallen hätte. Der Beamte schüttelte den Kopf. „Wir haben den Überfall rekonstruiert, es scheint, als ob die Drei auf ein Opfer gewartet hätten. Sie dürften eher zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sein. Ich glaube kaum, dass die Drei von Ihrem Gewinn gewusst haben und Ihnen gefolgt sind.“
„Warum hat man uns denn überfallen?“
„Einer der Angreifer hat Ihren Freund bei der Schlägerei als Nazischwein beschimpft. Wenige Stunden vor dem Überfall hat es in der Nähe eine Großdemonstration der linksradikalen Szene gegeben. Möglicherweise handelt es sich, die vage Beschreibung Ihres Freundes passt in dieses Bild, um Teilnehmer dieser Demonstration, die zum Teil gewaltsam verlaufen ist und mit vielen Randalen in den Nebenstraßen verbunden war. Sie hatten einfach Pech, das Sie lange Mäntel anhatten und ins Beuteschema dieser Verrückten passten. Die waren sicher überrascht, als sie zu Hause den Inhalt der Tüte gesehen haben. Aber vielleicht hilft uns dies weiter. Wir haben V-Leute in der Szene, vielleicht gibt es in den nächsten Wochen Leute aus der Anarchisten- und Antifa-Szene, die mit dem Geld nur so herumwedeln. Dann hätten wir einen Anhaltspunkt.“ Ein solcher Anhaltspunkt wurde wohl nie gefunden, ebenso wenig wie mein Geld oder die Täter. Ich habe von den Ermittlungen nichts mehr erfahren, bis ich nach etwas über einem Jahr eine formale Mitteilung erhielt, das die Untersuchung bezüglich des Raubüberfalles in den frühen Nachtstunden des 22. November 2003 eingestellt und kein Täter ermittelt worden sei.
Tommy wollte mir die Hälfte seines Gewinnanteiles abgeben, aber ich lehnte dankend ab. Er hätte sich das Geld redlich verdient und ich sollte offenbar meine Kräfte nicht für persönliche Gewinne einsetzen. So lautete wenigstens mein stilles Fazit dieser Geschichte. Aus der materiellen Bredouille rettete mich nun doch die Großzügigkeit meiner Tante Martha. Ich wollte ihrer Hilfe mit meiner Spielbankaktion zuvorkommen, aber nun trat die Vergangenheit ein, wie ich sie schon kannte.
Tante Martha überwies mir fünfzigtausend Euro auf mein Konto, ohne darum gebeten worden zu sein (es hatte genügt, dass Monique ihr einiges von unseren Schwierigkeiten erzählt hatte). Ich war gerührt und beschämt zugleich, wusste ich doch, dass sie keineswegs zur Gruppe der rund achthunderttausend Millionäre in Deutschland zählte und uns fast die Hälfte ihres Ersparten überlassen hatte, um die Schulden begleichen zu können. Ich konnte mit dem geschenkten Geld die offenen Rechnungen begleichen und Reiseanzahlungen zurück überweisen. Dann stellte meine Frau den Antrag zur Liquidation des Unternehmens, der Antrag war auch von Pete unterschrieben, das einzig Vernünftige oder Unvernünftige, was er getan hatte, war, das weiße Blatt mit seiner Unterschrift zu hinterlassen.
Den Bankkredit, den meine Frau aufgenommen hatte, zahlten wir Schritt für Schritt zurück, als ich die letzte Rate beglichen hatte, wusste ich, was die alten Griechen meinten, als sie behaupteten: Reich ist der, der keine Schulden hat!
Zwei Jahre später erfuhr ich während eines Aufenthaltes in Florida durch einen Bekannten, der seinen Zweitwohnsitz in der Dominikanischen Republik hatte, dass dort vor einigen Wochen ein Deutscher bei einem Autounfall
Weitere Kostenlose Bücher