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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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nicht“, meinte ich lachend, „sonst würden wir wohl kaum hier auf deiner Ponderosa sitzen und du würdest einen VW-Golf anstelle deines Ferraris fahren müssen.“
    „Geld ist nicht alles, der Spaß ist das Wichtigste.“
    „Mit Geld kann man eine Menge Spaß haben, wenn man es in Lebensqualität umzusetzen versteht und vor allem, wenn man auch seine Grenzen kennt.“
    Wir hatten in diesen Jahren viel Spaß, mehrmals fuhren wir mit unseren Familien nach Orlando in die Disney World, die Universal Studios und verschiedene Wasserparks. Er hatte eine reizende, nicht nur attraktive, sondern äußerst charmante und mit viel Humor ausgestattete Kubanerin geheiratet, eine Entscheidung, zu der man ihm nur gratulieren konnte. Die beiden hatten einen Sohn, der im Alter meiner Tochter war. Die beiden Teenager verstanden sich gut und wir schmiedeten schon an einer offiziellen Familienzusammenführung in einigen Jahren. Die Liebe sollte andere Wege gehen. Aus den vielen recht intimen Gesprächen wusste ich, dass Tim kein Mensch war, der seinen Tag damit verbrachte, darüber nachzudenken, wie er sein verdientes Geld besonders zinsgünstig oder effektiv anlegen konnte. Bei der Höhe seines Vermögens war ihm dies wahrscheinlich auch nicht wichtig.
    Wichtig jedoch war, dass er nicht alles verlor. Dies wäre mehr als ungerecht gewesen. Aber das Leben war nicht gerecht. Als ich die Entwicklung auf dem Finanzsektor und die weitere wirtschaftliche Entwicklung bis zum 24. Dezember Revue passieren ließ, wurde mir klar, dass er große Verluste erleiden würde, vielleicht sogar wieder von vorn beginnen müsste. Ich wusste, dass sowohl das Firmen- als auch sein Privatkonto und -vermögen bei Lehman Brothers ihr Zuhause hatten. Kein sicheres Domizil. Ich konnte und wollte Tim nicht in sein finanzielles Unglück stürzen lassen. Ich beschloss, einen nicht geplanten Besuch in Margate und bei Tim zu machen. Ich flog ohne Monique, die ihr Urlaubsbudget fast aufgebraucht hatte, nach Florida. In meinem Apartment angekommen, rief ich Tim an und erklärte ihm, dass ich etwas Wichtiges mit ihm besprechen müsste. „Du hast eine schlechte Woche erwischt. Ich muss morgen in aller Frühe nach Detroit in unsere dortige Zweigstelle fliegen, wir haben einige Probleme. Und heute Abend ist eine Zusammenkunft der Handelskammer im Convention Center. Ich muss eine Rede halten, der Vorsitzende ist erkrankt und ich als sein Stellvertreter konnte die Bitte einzuspringen, nicht abschlagen. Aber es geht meist recht zwanglos zu, auch die Ehepartner sind eingeladen, nach dem offiziellen Teil gibt es immer ein kleines Bankett und eine Jazzband spielt. Luzia hat keine Lust mitzukommen, weil eine alte Freundin aus New York zu Besuch da ist und morgen schon wieder weiterreisen muss. Wenn du willst, kannst du Luzias Einladung nutzen, allerdings werde ich wohl etwas weniger Bewunderung mit dir an meiner Seite ernten“, fügte er lachend hinzu. „Wir finden beim privaten Teil des Abends bestimmt Zeit, um miteinander zu sprechen, dann kannst du mir erzählen, was du auf dem Herzen hast.“
    Ich willigte ein, wir verabredeten uns gegen 19.00 Uhr vor dem Haupteingang. Ich parkte meinen Mietwagen auf dem großen Parkplatz und fand mich pünktlich am Hauptportal des flachen, mehr an eine große Halle als an ein modernes Geschäftshaus erinnerndes Gebäude ein. Wir begrüßten uns herzlich. „Schön, dass du endlich mal wieder in Florida weilst, du machst dich in den letzten Jahren ganz schön rar. Hast du ein anderes Traumland gefunden?“
    „Nein. Florida bleibt Florida. Aber ich verfüge nicht über deine Finanzen, um ständig hin und her fliegen zu können. Außerdem möchte ich mich nicht alle paar Wochen von Monique trennen. Aber, wenn wir Rentner sind, ziehen wir für immer her. Versprochen.“
    „Na, dann bleibt ja noch ein bisschen Zeit. Lass uns in den Hauptsaal gehen, ich will mich mit den Gegebenheiten, vor allem dem Rednerpult vertraut machen. Du weißt, Reden zu halten ist nicht unbedingt mein Metier.“ Ein Wachmann in einer blauen Uniform schaute kurz auf die von Tim vorgewiesene Einladung für zwei Personen und winkte uns freundlich durch.
    Der Saal fasste etwa drei- bis vierhundert Personen. Von den etwa hundert Tischen waren bisher nur ein Drittel besetzt. Für Tim war ein kleiner Vier-Personen-Tisch direkt an der Vorderseite des Saales reserviert, wo sich auch eine kleine Bühne und das Rednerpult befanden. Er legte seine Mappe auf den Tisch und lief

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