Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)
Firmen. Larry hatte mir versprochen, Sie über die Beratungsangebote meiner Firma zu unterrichten, wir wollen doch nicht nur etwas für Firmen in China oder Indien tun, sondern auch etwas für die Handelskammern im eigenen Land. Der Aufschwung ist doch schließlich für alle da.“ Er lachte, als ob er den besten Scherz seines Lebens gemacht hatte. Ich merkte, Tim war genervt. Nur der Sekretär fiel in das Lachen ein. “Ich sage Ihnen nur soviel, wir arbeiten mit einem der besten Finanzhäuser Amerikas zusammen, Lehman Brothers.“ Tim warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich hoffte, Will Smith hatte bei seinen Adleraugen diese Botschaft nicht erspäht und den Inhalt erraten. Er sprach zumindest unbeirrt weiter: „Es wäre schön, wenn ich vielleicht bei Ihrer Zusammenkunft im kommenden Monat den Mitgliedern einige unserer lukrativen Finanzangebote vorstellen könnte.“
Tim hielt sich zurück. „Für den Ablauf und die Rednerliste ist Larry zuständig, setzten Sie sich doch nach seiner Rekonvaleszenz mit ihm in Verbindung und teilen ihm Ihren Wunsch mit.“
„Kein Problem. Ich habe seine Nummer. Aber Sie, als sein Stellvertreter, könnten doch in seiner Abwesenheit bestimmt auch eine solche Entscheidung treffen!“ fügte er mit einem süffisanten Lächeln hinzu. Tim fühlte sich nicht bemüßigt, darauf eine Antwort zu geben. „Zeit ist Geld, wie Sie ja als Geschäftsleute am besten wissen, Sie werden doch sicher nichts dagegen haben, wenn ich mich nachher noch mit einigen der Herren an den Nebentischen unterhalte?“ Die Band hatte ihren Titel beendet und legte wieder eine Pause ein. Der Sekretär wollte sich auch in die bislang monologische Kommunikation einbringen. „Tolle Band. Habe ich das erste Mal in New Orleans gehört und im letzten Monat beim Dixieland-Festival. Werden wir wohl öfter engagieren, vor allem zum großen Jahresball.“ Nach einer Pause wandte er sich direkt an Will Smith. „Sie beraten auch ausländische Firmen, David?“
„Und Regierungen. Weltweit. Man weiß anderswo, unseren Rat zu schätzen.“
„Sie meinten, Sie wären auch in China tätig?“
„Seit Jahren schon“.
„Viele unserer Firmen hier setzen auf den asiatischen Markt. China ist zu einem unserer wichtigsten Handelspartner geworden. Aber unser Abgeordneter hat bei unserer letzten Versammlung darauf aufmerksam gemacht, dass wir genau überlegen sollten, mit wem wir Geschäfte machen. China könne eine ernst zunehmende wirtschaftliche Gefahr für unser Land werden und vielleicht zur Weltmacht Nummer Eins aufsteigen. Patriotismus, gesunder Menschenverstand und langfristiges wirtschaftliches Denken sollten unsere Handlungen und Entscheidungen bestimmen. Was ist Ihre Meinung, David?“
Man spürte, Will Smith ging auf in der Rolle des Alleswissers. Er lehnte sich zurück und meinte: „Keine Sorge. Tätigen Sie Ihre Geschäfte. Die Rolle, die man den Chinesen andichtet, hatten vorher die Japaner und die Russen inne. Wo sind sie jetzt, die großen Weltenordner? Nein, der Weltgeist ist in Amerika und wird es noch lange bleiben.“
Er schaute etwas neugierig und abschätzend, ob jemand verstanden hatte, was er meinte. Der Sekretär war ein kluger Mann, aber bestimmt nicht philosophieinteressiert, ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt den Namen Hegels kannte. Sein verstehendes Lächeln wirkte etwas hilflos und alles andere als verständig. Ich befand mich auf vertrautem Gebiet und Tim hatte auch mehr als ein Buch von und über Hegel gelesen. Das erste Mal, dass sich seit der persönlichen Vorstellung des Gastes Tims Augen weiteten und er ernsthaftes Interesse an einer Unterhaltung zu haben schien. „Vorausgesetzt, es gibt überhaupt ein geistiges, ein metaphysisches Prinzip, das der geschichtlichen Entwicklung zugrunde liegt“, meinte er an Will Smith gewandt. Dieser lebte ebenfalls richtig auf, er hatte wohl nicht erwartet, in diesem Saale ebenbürtige Diskussionspartner zu finden. „Das existiert, ganz sicher.“ Er wandte sich an mich. „Was ist Ihre Auffassung, Frank?“ Es gab eine kleine Pause.
„Ich will es mal so sagen, es handelt sich um einen philosophischen Taschenspielertrick, um den Fortschritt retten zu können. Präsidenten, Diktatoren, Verbrecher, egal, wer an der Macht ist und wie er sie verwendet, er handelt unbewusst im Interesse einer höheren Vernunft, die sich am Ende trotz oder gerade der bösen Buben wegen durchsetzt. Die List der Vernunft ist die List eines großen Denkers, den
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