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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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Der einzige Luxus, den er sich leistete, waren seine Oldtimer. In einer der großen Firmenhallen hatte er sieben oder acht der schönsten und funkelndsten Oldtimer zu stehen, die ich je gesehen hatte. Einige Male im Jahr nahm er mit jeweils einem von ihnen an irgendeinem großen Oldtimerrennen in den USA oder auch auf anderen Kontinenten teil. Sein Hobby und seine Lebensphilosophie. Bei den Grillabenden, die Tim auf seinem Grundstück einmal im Monat veranstaltete, lernte ich ähnliche Menschentypen kennen, es war sicher keiner unter ihnen, der weniger als eine Million Dollar auf seinem Konto hatte. Aber sie hatten ihr Geld mehr oder weniger redlich, in jedem Falle schwer und über die Jahre hinweg erarbeiten müssen, jeder von ihnen war stolz auf das Erreichte, aber niemand zeigte Allüren oder war von einem Standesdünkel erfasst, wie ich ihn in Deutschland in ähnlichen Kreisen oft angetroffen habe. Die meisten waren leger gekleidet, kaum einer trug eine Krawatte, die Zusammenkünfte hatten mehr freundschaftlichen Charakter. Das Geschäftliche wurde nebenbei besprochen.
    Wenn ich mit Tim alleine war, diskutierten wir zumeist über die Gründerväter des amerikanischen Pragmatismus. Er fragte mich gleich bei unserem ersten Treffen, wie ich auf Williams James gekommen sei. „Ganz einfach. Durch die Belletristik. Ich habe Aldous Huxleys Zukunftsroman Schöne, neue Welt gelesen. Dieses bittere Gesellschaftsmodell, in der eine Welt beschrieben wird, in der es gelungen ist, mithilfe künstlicher Fortpflanzung, Konditionierung und Indoktrination eine perfekt funktionierende Gesellschaft zu errichten.
    Tim nickte. „Ich habe den Roman gelesen, hat mich sehr an Orwells 1984 erinnert.“
    „Stimmt. Beiden ist gemeinsam, dass es in den beschriebenen Gesellschaftsordnungen die totale Kontrolle der Menschen und ihre völlige Manipulierung gibt. Bei Huxley erfolgt diese Manipulierung durch Konsum, Sex und die Droge Soma. Was mich aber auf James brachte, war der Umstand, dass der oberste Weltaufsichtsrat, quasi Diktator für Westeuropa, von Huxley Mustapha Mond genannt, unter den verbotenen und gefährlichsten Büchern, die in seinem Stahlschrank verschlossen sind, auch Williams James Schrift Die Vielfalt religiöser Erfahrung verwahrt hat. Ich hätte vermutet, er hätte vor allem Bücher von Marx oder Bakunin oder Che Guevara in seinem Tresor, die vor den Massen geheim gehalten werden sollen, aber ein Buch über die religiösen Erfahrungen und Empfindungen der Menschen? Wo doch die Religion das Opium des Volkes sein soll, sich doch gut zur Manipulation eignen soll? Aber die Sache macht einen Sinn, denn die Religion als Ganzes ist in der Schönen, neuen Welt verboten, weil sie wie die Kultur den Menschen zu tiefen, wahren Gefühlen führe und das religiöse Gefühl den Menschen für alle Verluste entschädige. Da die Menschen dieser neuen Gesellschaft keine Verluste mehr erleiden, für die sie entschädigt werden müssten, sondern Jugend und Wohlergehen bis zum letzten Augenblick genießen, ein Leben ohne Leid, Scheitern, unerwiderte Liebe, ohne Altern und vorzeitigen Tod und ohne tiefe, oft schmerzliche Gefühle führen können, bedürften sie keiner Religion mehr. Und schon gar nicht einer Vielfalt religiöser Gefühle und Empfindungen, die der Einheit widerstreben und der Normierung des Menschen, so die Logik des Weltaufsichtsrates. Durch die Diskussion im Buch angeregt, habe ich mir diese und dann noch andere Schriften von James besorgt und gemerkt, wie flach die Urteile der deutschen Universitätsphilosophie zur amerikanischen Philosophie waren.“ Tim freute sich über mein ehrliches und tief gehendes Interesse, weil James, Peirce und auch Dewey seine großen philosophischen Sterne waren und er ihre Rolle in Europa viel zu wenig gewürdigt sah. Ich überredete ihn, einen gemeinsamen Artikel für eine deutsche Philosophiezeitschrift über Entstehung und Wirkungsgeschichte dieser amerikanischen Philosophie zu schreiben. Er war aufgeregt, als er einige Monate später ein Exemplar der Zeitschrift in der Hand hielt und unsere beider Namen unter der Überschrift. Man spürte, dass er, der doch so viel erreicht hatte und als Erfinder und Praktiker nicht zu überbieten war, doch mit Stolz auf unser zehnseitiges Werk schaute. „Sonst habe ich nur für Technikzeitschriften geschrieben“, meinte er.
    „Vielleicht habe ich doch den Beruf verfehlt und hätte Philosophie- oder Soziologiedozent werden sollen.“
    „Lieber

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