Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
Vom Netzwerk:
sofort zum Pult, um sich über die Übertragungstechnik zu informieren oder einfach nur, um seinen späteren Einsatzort kennenzulernen. Kaum hatte ich Platz genommen, kam ein Kellner und fragte, ob ich etwas trinken wolle. Ich bestellte eine Cola ohne Eis, womit ich mich sofort als Ausländer zu erkennen gab. Die anderen Gäste hatten zwei Drittel ihrer Gläser mit Eiswürfel gefüllt, der Rest wurde mit Cola oder irgendwelchen Säften aufgefüllt. Der Saal wurde bis zum Beginn der Veranstaltung gegen 20.00 Uhr doch noch fast voll. Es gab nur noch vereinzelte Plätze. Der Sekretär der Handelskammer begrüßte die geladenen Gäste, stellte zwei neue Geschäftsleute vor, die im vergangenen Monat in die Handelskammer aufgenommen worden waren, und kündigte Tim als ersten Redner des Abends an. Zum Glück gab es nur zwei Redner, ich hatte nicht viel Interesse an den lokalen Wirtschaftsthemen und Tim konnte alles, nur nicht brillante Reden halten und der kubanische Geschäftsmann, der ihm folgte, sprach ein Englisch, das ich kaum verstehen konnte. Nach etwas über einer Stunde hatte ich diesen Teil des Abends überstanden. Der Sekretär begrüßte eine Jazzband aus New Orleans und eröffnete das Büfett.
    Die Reaktion der Gäste fiel nicht anders aus als in Deutschland. Ich wartete, bis sich die meisten mit ihren übervollen Tellern wieder gesetzt hatten und man, ohne zu drängeln oder lange warten zu müssen, sich seinen Teller mit leckeren Braten, Hühnchen, Salaten, Nudelaufläufen, unzähligen Obstsorten oder Kuchen und Desserts füllen konnte. Ich hatte seit dem Hinflug nichts gegessen und ließ es mir schmecken. Tim war wohl heute durch seine Luzia auch nicht so versorgt worden, wie er dies eigentlich gewöhnt war, er stand mir an Appetit und Hunger nicht viel nach. Nach dem wir gegessen hatten, bestellten wir uns jeder ein Glas Chardonnay. Mehr Alkohol konnten wir uns heute nicht erlauben, wir mussten noch per Auto den Weg nach Haue bewältigen und Tim hatte eine kurze Nacht vor sich. Mit dem geplanten Vier-Augen-Gespräch war es nicht so einfach, ständig kamen Gäste an unseren Tisch, begrüßten Tim und stellten sich mir vor. Die Band spielte gut, aber laut und übertönte meist unsere Worte. Endlich machten die Musiker eine Pause und ich konnte mein Anliegen vorbringen. „Tim, ich weiß, du interessierst dich nicht allzu sehr für Finanzen. Aber in diesem Fall wäre es gut, wenn du auf meinen Rat hören würdest.“
    „Leg los, was für einen Rat soll ich denn befolgen?“
    „Du solltest deine Firma verkaufen und dein Privatvermögen sicher anlegen.“ Er stutzte. „Ich bin erst Mitte fünfzig, ich wollte wenigstens noch acht bis zehn Jahre die Firma führen.“
    „Du kannst doch so viele Dinge tun, die dich ausfüllen, behalte die große Werkstatt und tüftle und erfinde zusammen mit Bob weiter. Schreibe Artikel oder Bücher. Nur, lass dir nicht dein schwer verdientes Geld abnehmen.“
    Er war sichtlich überrascht. „Warum bist du so besorgt, hast du irgendwelche Informationen bekommen?“ Ich wollte schon antworten: ja, aus der Zukunft. Aber diese Antwort hätte ihn wohl wenig überzeugt. „Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit der Wirtschafts- und Finanzentwicklung beschäftigt. Ich bin, wie du weißt, kein typischer Schwarzseher, aber ich bin durch meine Analysen zu dem Ergebnis gekommen, dass eine große Finanzkrise bevorsteht. Die Immobilienblase wird bald platzen und die Banken werden in einen Abwärtsstrudel gerissen. Die Wirtschaft, nicht zuletzt die gesamte Automobilbranche und auch alle Zulieferer, werden die Hauptleidtragenden sein. Du wirst mit großen Auftragsrückgängen rechnen müssen und Kredite wird es auf absehbare Zeit für kleinere und gefährdete Unternehmen nicht mehr geben. Und das Schlimmste, du hast dein Geld, wie du mir erzählt hast, bei Lehman Brothers angelegt. Diese Bank wird den Erdrutsch auslösen. Die Finanzaktionen dieses Unternehmens sind äußerst risikoreich und es hat keine Lobby an der entscheidenden Stelle.“ Tim protestierte. „Ich bin keiner der Experten der Wall Street und kenne auch nicht alle Kanäle der einzelnen Bankhäuser, aber Lehman Brothers scheint mir doch nicht nur ein altehrwürdiges, sondern auch ein einflussreiches Unternehmen zu sein und hat erst vor Kurzem wieder die höchsten Bewertungen bekommen.“
    „Auf die Rating-Agenturen darfst du nicht viel geben. Die Bank hat letztlich nicht genug Einfluss. Richard Fuld, der

Weitere Kostenlose Bücher