Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)
Außergewöhnliches, wenn ich über ihn Informationen einhole. Sam wird mir gerne diesen Gefallen tun.“ Ich überlegte, wie ich es Tim beibringen konnte, ohne meine Sanduhrgeschichte erzählen zu müssen. „Du kannst noch einen dritten Namen ins Spiel bringen: Will Smith. Und eine Handynummer, die ihm gehört. Ich stand in New York hinter ihm, als er jemand seine Karte gegeben hat. Auf dieser standen der Name und die Funknummer. Ich habe ein gutes Zahlengedächtnis, wie du weißt.“ Tim schaute etwas misstrauisch, wahrscheinlich kam es ihm etwas eigenartig vor, dass ich Namen und Telefonnummer auf diese Weise erspäht haben sollte. Aber er hakte nicht nach.
„Gut. Ich werde außerdem ein Phantombild zeichnen, ich habe mir während meiner Studienzeit in London Geld damit verdient, dass ich Touristen portraitierte.“
Ich wusste, dass er ausgezeichnet zeichnen konnte. Das Bild würde einem Foto von Will Smith sehr nahe kommen. Endlich gab es einen Fortschritt. Dieser sollte sich als Sackgasse erweisen. Als Tim aus Detroit zurückkam und sein Wissen und seine Wünsche Sam Baxter mitteilte, freute sich dieser, auch Tim einmal einen Gefallen tun zu können. Er setzte alle Hebel in Bewegung, um über den Finanzberater David Niven von Black & Top, alias Tscherkassow, alias Will Smith, Informationen zu bekommen. Sein Bruder brachte sogar seine Beziehungen zur FBI-Zentrale in New York ins Spiel. Das Ergebnis war nicht gerade erfreulich. Es gab in New York einen ehemaligen Major namens David Niven, der aber 1998 bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei. Black&Top bestritt, einen Finanz- und Wirtschaftsberater namens David Niven unter Vertrag zu haben oder je mit einem solchen zusammengearbeitet zu haben. Einen Nikolai Tscherkassow hatte das FBI über die CIA gefunden, ein Major des KGB, der in Afghanistan diente und bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen sei. Will Smith wäre unbekannt, auch das Phantombild hätte keinen Aufschluss gebracht. Als Tim Larry fragte, wie er David Niven kennengelernt habe, meinte dieser auf einer Tagung von Börsenmaklern in New York. Nirgends existierte eine Akte über ihn. Und das Handy zu der genannten Nummer wäre nicht zu orten gewesen. Sam Baxter war ratlos. Vielleicht benutzt er ein Spezialhandy der CIA. Tim bestritt die technische Möglichkeit, dass es Handys gäbe, die, wenn eingeschaltet, nicht ortbar wären. Bloße Legende meinte er. Sogar ausgeschaltete Handys seien aufspürbar. Sam Baxter kam zu dem klugen, aber wenig weiterhelfenden Ergebnis, dass es sich um einen Mann handeln würde, der im allerhöchsten Auftrag operiere und selbst von den bekannten Geheimdiensten nicht erfasst sei. Eine Tabula rasa. Das FBI hatte wohl kein Interesse ohne weitere Anhaltspunkte oder eine vorliegende Straftat weiter zu suchen, man befürchtete, in irgendein Fettnäpfchen zu treten. Auch die letzte Hoffnung verflüchtete sich, als Larry einige Tage später bei Tim anrief und ihm erzählte, dass David Niven sich bei ihm gemeldet und ihm mitgeteilt hätte, dass er kurzfristig einen wichtigen Auftrag im Ausland ausführen müsse und daher leider nicht, wie er es geplant und gewünscht hatte, an der kommenden Tagung der Handelskammer teilnehmen könne. Aber Black & Top würden einen kompetenten Vertreter entsenden. Damit war die Chance, diesen ominösen Mann zu enttarnen oder ihm auf die Schliche zu kommen, endgültig vertan. Ich wusste nun auch keinen Rat mehr und fragte mich, ob es noch einen Sinn machen würde, weiter zu forschen. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland war ich ohnehin abgelenkt, weil eine bittere Stunde auf mich wartete.
30. Kapitel
Jessica. Den Gedanken an sie hatte ich bei meiner Rückkehr ins Jahr 1978 völlig verdrängt gehabt. Sie war die Tochter unserer besten Freunde in Berlin. Wir kannten sie seit ihrem zweiten Lebensjahr und hatten mit ihr und ihren Eltern sechs oder sieben gemeinsame Urlaube in Florida verlebt. Für unsere Tochter war sie wie eine jüngere Schwester. Sie war im Laufe der Jahre zu einem hübschen jungen Mädchen herangewachsen, war in der Schule eine gute Schülerin, schloss die 10. Klasse mit „sehr gut“ ab und wollte ihr Abitur erwerben, um dann Architektur zu studieren. Dazu sollte es aber nicht kommen, denn zwei Tage nach ihrem sechzehnten Geburtstag, den sie noch groß und voller Pläne mit ihren Freunden und der halben Schulklasse gefeiert hatte, war sie tot. Sie bekam plötzlich hohes Fieber, ihre Eltern brachten sie in die
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