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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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hast du sie durch Zufall benutzt und bist, wenn ich mich recht an deine Worte erinnere, genau ein Jahr zuvor angekommen. Weihnachten 2007.“ Ich konnte nur zustimmen. „Dann waren die dreißig Jahre vielleicht nur ein Versehen, es geht eigentlich um das Jahr 2008.“
    „Warum wolltest du überhaupt wieder, nachdem du den 24. Dezember 2008 erreicht hattest, noch einmal genau um ein Jahr zurückgehen?“
    „Gute Frage, ich wollte den Machenschaften von Will Smith auf die Schliche kommen und seinem Blick entschwinden.“
    „Von wem?“ fragte Tommy etwas ratlos. Mir wurde bewusst, dass ich ihm so viel über die Sanduhr und mein Schicksal erzählt hatte, aber den entscheidenden Punkt weggelassen hatte. Genau im Mai, also vor einem Monat, war die seltsame Entführung nach Lichterfelde erfolgt. „Ich habe dir etwas Wichtiges nicht erzählt, Tommy“, gab ich kleinlaut zu.
    „Toll, du nervst mich seit fast dreiundzwanzig Jahren mit nichts anderem als der Zeit und der Sanduhr und den damit verbundenen Geschehnissen, zerstörst mein wissenschaftliches Weltbild, bringst mich an den Rand des Wahnsinns und des Eintritts in irgendeine bescheuerte Sekte und nun gestehst du mir, dass du mir etwas Wichtiges, vielleicht das Entscheidende vorenthalten hast?“
    „Nicht absichtlich. Eher unbewusst. Ich habe die Tragweite dieser Geschichte nicht bedacht. Vielleicht sogar verdrängt. Ich bin mir selbst nicht sicher.“ Ich berichtete Tommy von meinem ersten Gespräch mit Will Smith, von den mysteriösen Umständen, den Fotos, dem Anschlag in Islamabad auf das Marriott Hotel und im November auf Einrichtungen Bombays. Dann erzählte ich ihm vom Foto, das Ahmed aus seiner Armeezeit noch hatte. Vom Angriff auf den Konvoi und später auf den Basar, meine Überzeugung, ihn als einen der Attentäter erkannt zu haben. Genauso unbestreitbar war seine Anwesenheit am 11. September in New York und mein Gespräch bei der Zusammenkunft der Handelskammer in Florida. Und über die vergeblichen Bemühungen der Polizei und des FBI, seine Identität zu klären.
    Einige Zeit sagte Tommy gar nichts. „Ich komme mir langsam vor wie in irgendeinem Mystery-Thriller eines amerikanischen B-Movies. Wenn du diese Gestalt, wer immer es sein mag, wirklich mehrmals in diesen dreißig Jahren gesehen hast oder mit ihm zu tun hattest, dann war das Zurückdrücken der Uhr um dreißig Jahre vielleicht doch kein Zufall.“
    „Ich habe dir doch gesagt, ich glaube inzwischen an alles, aber nicht mehr an Zufälle.“
    „Was genau hat dir der Alte denn außer dem Psalm verraten?“ „Er hat mir eine sehr weltliche Biografie geschildert.“
    Ich erzählte Tommy in knapper Form die Geschichte, bei der Stelle des Komplotts und der Verurteilung meinte er: „Solch einen Fall habe ich auch in der Verwandtschaft gehabt und ich kenne aus dem weiteren Bekanntenkreis Dutzende Fälle, in denen man die Urteile bereits vor der Gerichtsverhandlung festgelegt hat. Soweit zum Thema DDR und Rechtsstaat. Was hat er dir noch erzählt?“
    „Er hat über den Glauben gesprochen. Und mir seine Ansicht über den Grund des Bösen mitgeteilt. Und über den Unglauben der Gegenwart gewettert. Zum Schluss meinte er, ich solle das Beste aus meiner Sanduhr machen.“
    „Wenn es ein Engel war, hätte er sich ruhig etwas präziser ausdrücken können, langsam glaube ich, Francis Bacon hatte gar nicht so unrecht, wenn er zahllose Irrtümer, Streitigkeiten und Erdichtungen auf den falschen oder unklaren Gebrauch der Worte zurückführt. Wenn du mittels der Sanduhr einen Auftrag zu erledigen hast, könnten die übernatürlichen Herrschaften dir doch bitte schön auch genaue Anweisungen geben.“
    „Hör auf zu lästern. Eines denke ich aber inzwischen schon: Will Smith ist der Schlüssel zu allem. Hätten wir vor einem Monat dieses Gespräch geführt, hätte ich die Möglichkeit gehabt, die Villa zu überwachen. Aber die Bande ist inzwischen auf nimmer Wiedersehen verschwunden. Und ich weiß auch nach den fast dreißig Jahren nicht, für wen dieser Smith arbeitet. Vielleicht ist er wirklich nur ein Auftragskiller oder Terrorist mit wechselnden Auftraggebern. Auf alle Fälle konnte ihn selbst das FBI nicht ausfindig machen.“
    „Scheint mir sehr einflussreich zu sein. Und, wenn ich deinen Bemerkungen Glauben schenken darf, kultiviert.“
    „Zumindest mit einem großen Bildungswissen ausgestattet, dafür mit wenig Moral, sofern er diesen Begriff überhaupt kennt“ erwiderte ich.
    „Was sollen

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